Taganga – Dienstag, 19.02.19

Relativ frühes Aufstehen, so um 07:00 Uhr rum. Langer Ratsch über Gott und die Welt mit der Haushälterin aus Guajira, die sich auch ganz problemlos die mindestens 2 Stunden Zeit dafür nahm. Wäre bei uns in Deutschland ja eher nicht so üblich, wenn ich da an die Putzleute in den Hotels denke, die quasi im Minutentackt ihr Soll an Zimmern abfertigen. Sehr schön!

Dann war es auch schon fast Mittag, Ich ging zum Restaurant „La Mona“, um mir an diesem Tag nur ein Mittagessen zu gönnen und das Abendessen mal weg zu lassen. („Drittemonats-Problematik“…). Diesmal war es richtig gut besucht. War froh, dass ich einen Platz bekommen hatte. Um einen Vergleich mit dem Vorabend zu haben bestellte ich wieder Arroz con Camarones, was ich definitiv nicht bereue. Dazu gab es zwar schon eine leckere Suppe und selbstgemachte Limettenlimonade, aber, ich bestellte mir nochmal den leckeren Nispero-Saft dazu. Alles zusammen für 19.000 Pesos = 5,40 €. Da kann man wirklich nicht maulen.
Bin immer wieder überrascht, ob der freundlichen Verhaltensweisen mancher Kolumbianer. Da muss man wirklich mit seinem ersten Urteil sehr vorsichtig sein. Da saßen zwei so Jungster, fett tätowiert mit Merkwürdigkeiten, wenn aber ein kleines Kind vorbeilief, dann wurde freundlich gewunken und natürlich zurück. Wenn der Plastikhalm oder die Serviette durch den böigen Wind runterfiel, dann wurde der geholt. Als eine Großfamilie in das vollbesetzte Restaurant kam, da standen die beiden auf und warteten stehend bis sie zahlen kann, um der Großfamilie den Platzt zu räumen.

Ich verzog mich dann zum Strand und genehmige mir ein Bier als Absacker und Vorbereitung für eine Siesta, welche ich dann auch gleich in Angriff nahm. Vorher mache ich allerdings noch einen Schwenk Richtung Nordseite des Strandes, wo die Fischer ihr Refugium haben und von wo aus es über die Klippen zu Fuß in Richtung Playa Grand geht. Da haben sie jetzt regelrechte Treppen gebaut, da muss man nicht mehr mit den Händen nachhelfen.

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Nur die heftigen Wind-Böen in der Kombination mit den steilen Klippen (weiter hinten) sind noch zu meistern. (und immer noch ab und zu, wie mir von mehreren Seiten bestätigt wurde, die Überfälle auf dem Weg). Da kommen richtig gute Stellen um Fotos vom Playa-Taganga zu machen. Aber bei der Hitze tue ich mir die halbe Stunde bis Playa Grande nicht an, ich gehe zu meiner Siesta ins Hostel.

Dannach ein Ratsch mit Jorge, dem Verwalter. Von dem ich erfahre, die Besitzer des Hotels sind eine Gruppe von 4 Kolumbianern, die gemeinsam dieses Projekt „Hostel“ stemmen. Dass immer mehr Investoren Taganga entdecken und dass dies für die Tagangueros, bzw. nicht für alle Tagangueros ideal sei. Er erzählt, dass auch eine Holzkonstruktion mit Sonnenschutz auf der weitläufigen Dachterrasse geplant ist und somit auch der Einsatz von Hängematten besser möglich wird. Hängematten-Thematik, das ist für mich ein superinteressantes Thema! Mich interessiert alles um diesen Themenkreis „Hängematte“.
Vor dem Haus hört man plötzlich die Geräusche einer Planierraupe. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn, die Straße vor dem Hotel ist nicht geteert und der Regen letzten Monat hat die Straße sicher um 30-40 cm „tiefergelegt“. Die Raupe füllte auf und machte Niveauausgleich. Das Ungewöhnliche war die Fahrerin der Raupe. Es war eine hübsche, geschminkte und mit Schmuck aufgetakelte junge Frau. Die würde in Deutschland mit dem Aufzug auf dem Bagger wirklich Aufsehen erregen!

Aufgestrapste Raupenfahreri

Dann ging es wieder zum Strand, es war ja schon fast Abend und der Abend kommt früh in Kolumbien. So gegen 18:00 Uhr wird es recht schnell dunkel. Dort beobachtete ich von der Mauer aus das Strandgeschehen.

Taganga

Da kam ein Flaschensammler. Schon älter, hippiemäßig angezogen und Dreads. Er ist zu mir hochgekommen und fragte mich irgendwas Banales. Wir sind recht schnell ins Gespräch gekommen und er entpuppte sich als ein außerordentlich intelligenter und belesener Gesprächspartner. Die Zeit im Gespräch verflog wie im Flug. Er hatte recht interessante Perspektiven über den Namen Colombia, das Verbindende zwischen Colombia, Venezuela und Bolivien, wenn ich mich recht erinnere.

Flaschensammler Luis aus Bogotá

Auch über die momentane Situation mit Venezuela. Die Kolumbianer würden ihre venezolanischen Brüder niemals im Stich lassen, meinte er. Prinzipiell stimmte ich ihm zu, dachte mir aber, wenn jetzt einige Zeit die Venezolaner den Kolumbianern die Jobs streitig machen, dann wird sich das möglicherweise bald ändern. Aber klar, es herrscht eine starke Solidarität zwischen den „bolivaren Ländern“. Er erzählte vom geplanten Konzert an der Grenze Kolumbien/Venezuela auf kolumbianischer Seite und dem Gegenstück dazu, am selben Tag, auf venezolanischer Seite. Initiiert von Richard Branson, am 22. Februar in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta. Er witzelt noch, vielleicht kommen als Gegenstück zu dem super Aufgebot in Kolumbien auf der venezolanischen Seite die Don Kosaken aus Russland 😊. Aber wenn da Kuba mit einsteigt, dann könnte sich die Besetzung ebenfalls sehen lassen! Vielleicht sollte ich da hinfahren, interessante Doppelbeschallung.
Interessant war, wie er das indische OUM-Zeichen in den Namen Colombia integrierte (siehe Grafik)

Col(om)bia

und meinte, dass Colombia, spirituell gesehen, ein sehr spezielles Land wäre. Er nannte die Ureinwohner wie die Kogi auf einer Ebene mit den Inkas und Mayas. Die Kogi haben wirklich was zu sagen, was die aktuelle Schließung des Tayrona-Nationalparks zeigt, weil die Ureinwohner Kogi ihn für zeremonielle Zwecke benötigen. Er gab mir, als erfahrener Mann der Straße, viele Tipps und als Niveauausgleich lud ich ihn zum Essen ein. Ein runder Abend mit superinteressanten Gesprächen.

Wieder heimgekommen ratsche ich mit dem jungen Deutschen Fin, der ebenfalls im Hostel wohnt. Er hat sich für seine Reise in Kolumbien für circa 500 € ein Motorrad gekauft, mit dem er jetzt rumdüst. Er erzählte mir, dass er am letzten Sonntag auf der Fahrt von Santa Marta nach Taganga (und da gibt es nur eine einzige kleine Verbindungsstraße über den Berg) von der Polizei aufgehalten wurde. Bei der Durchsuchung wurde ihm ein kleines Beutelchen mit Kokain ins Gepäck geschmuggelt und darauf hin ein „Ausgleich“ in Form einer Zahlung von 2,500.000 Pesos (circa 710 €) gefordert. Er hatte nur 120.000 Pesos (circa 34 €) dabei, das hatte der Polizei gereicht. Moderne Wegelagerei! Einen Bekannten, der vor ihm fuhr und aufgehalten wurde, der zahlte die ganzen 2.500.000 Pesos. Mir fallen da ja noch ganz andere möglichen Szenarien ein… Die Wegelagerer habe ich übrigens selbst gesehen, weil ich ja auch am Samstag mit dem Taxi vom Flughafen die gleiche Strecke fuhr. Mein Taxifahrer ist recht forsch links vorbeigefahren und ich hatte mich noch gewundert, warum er sich das so rausnehmen kann. War sicher gut so, wer kann wissen was sie bei mir „gefunden“ hätten und wie wohl der „Ausgleich“ gewesen wäre…

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