Frühstücken waren wir wieder im „Casa de Felipe“. Obwohl es wirklich nicht gerade der Hit ist… Drei Baguette-Scheibchen, ein wenig Butter und Marmelade und zwei Spiegel- oder Rühreier. Mit Kaffee oder Kakao, „recht übersichtlich“ wenn man Hunger zum Frühstück hat. Dafür sind 6000 Pesos zu zahlen… Nur das „potente“ Wireless Lan lockt…
Dann beschlossen wir, die Nebenstrände von Taganga zu erschließen. Wenn man an der Bucht von Taganga in östliche Richtung läuft, dann kann man über die Klippen zu verschiedenen größeren oder kleineren Nebenstränden gelangen. Die deutlich bequemere Variante ist allerdings, sich für 6000 Pesos per Boot rüberbringen zu lassen, das wird einem im „Hafen“ von Taganga ständig angeboten. Die Mehrzahl nutzt auch diese Methode. Aber wir beschlossen zu Fuß zu gehen. Ausgerüstet mit Schnorchel, Brille und Flossen und sonstigen wichtigen Utensilien zogen wir los. Mit kurze Hosen und FlipFlops. Die „Schlüsselstelle“ kommt gleich nach ein paar Metern. Bei gutem Gleichgewichtssinn muss man nicht mal die Hände einsetzen, es geht ein wenig steil einen Felsvorsprung hoch und dann nach circa 20 Metern in einem schmalen Pfad durch die Felsen oberhalb der Bucht.
Es kommt recht schnell eine kleineren Bucht, zu der man auch absteigen könnte.
Weiter gelangt man in circa 10 Min auf einen Grad zwischen den beiden Buchten. Auf diesem Grad vor Playa Grande postierten am Wochenende recht einsam zwei Polizeibeamte. Recht freundliche junge Burschen. In dieser Hitze in ihren olivgrünen Uniformen rumzustehen, da kann ich mir auch angenehmere Jobs vorstellen. Warum sie aber einen wichtigen Job machen erfuhren wir erst später.
Runter zur Playa Grande geht’s dann recht einfach, da eine Treppe betoniert ist. Von diesem Weg aus bieten sich wirklich herrliche Sichten an, sowohl auf Taganga, als auch auf die anschließenden Buchten.
Diese erste große Buch ist wirklich riesig (Playa grande).
Es tummelten sich eine Vielzahl an Badegästen am sehr schönen flachen Strand und auch in den zahlreichen Restaurants im hinteren Teil der Bucht. Meiner Einschätzung nach waren es meist kolumbianische Touristen oder Tagesgäste.
Nur einen der zahlreichen Touries haben wir als Deutschen identifiziert. Es wurden Taucherbrillen, Schnorchel und Liegestühle verliehen. Wir ließen uns von einem „Schlepper“ in eines der Restaurants ziehen. Trotz harter Preisverhandlung unter Benutzung mehrmaliger „Scheinaufbruch-Inszenierungen“ unsererseits blieben die Preise teuer. Vermutlich müssen die immer alles mit dem Schiff zum Strand bringen und daher treten deutliche Mehrkosten auf, oder, die sind einfach routiniertere Händler…
Wir haben uns das Essen schmecken lassen, genaugenommen eigentlich nur die Katrin. Ich schon wieder mit Reis und Camarones, die Katrin gönnte sich einen „Red Snapper“. Katrin war sehr zufrieden (super lecker!!!), bei mir war es eine ölige Angelegenheit wie im Golf von Mexico. Bei mir war das Öl allerdings gut sichtbar im Gegensatz zu Mexiko. Die Camarones waren Camaroncitos und versteckten sich recht erfolgreich im mengenmäßig deutlich überlegenen Reis. Dafür musste ich dann auch noch 20000 Pesos berappen. Erklärbar ist das nur, durch meinen in diesem Moment vorhandenen speziellen „Arroz con Camarones – Hunger“. Dafür musste ich dann eben meinen Preis zahlen… Denn der Fisch war günstiger und richtig lecker.
Katrin meinte, wir sollen noch ein wenig weiter gehen und so gingen wir in östliche Richtung weiter.
Mit unseren FlipFlops taten wir das, was ich oft beim Bergsteigen in den Alpen so verurteile, wenn Touristen in Turnschuhen auf den Touren und Klettersteigen unterwegs sind. Denn, da ging es recht hoch hinaus über die Klippen, teilweise gleich mal 30 Meter oder höher nach unten, direkt in die Felsen am Strand unten. Der Pfad verlief recht abschüssig und teilweise in recht steilen Felsen, bei denen der Untergrund auch noch sandig war. Wäre alles überhaupt kein Problem gewesen, nicht der Rede wert. Was jedoch, neben dem „perfekten Schuhwerk“ dazu kam war, ich hatte meine Flossen außen am Rucksack festgemacht. So hätte ich mit meinen beiden „Segel“ und mit entsprechendem fahrbaren Untersatz versehen, durchaus als Kiter über den Strand fegen können.
Aber wir waren nicht am Strand und ich wollte da sooo schnell auch nicht runter. Aber die Windböen versuchten es immer wieder mich runter zu schubsen. Die FlipFlops haben mir auch nicht gerade mehr Sicherheit verschafft. So musste ich mich manchmal regelrecht hinsetzen und warten, bis die Böen wieder vorbei waren. Wir sind beide gut rüber gekommen und wurden belohnt durch weitere, teils größere, teils kleinere Buchten. Hier war praktisch niemand. An der vorletzten Bucht haben wir dann endlich unsere Schnorchelausrüstung eingesetzt. Leider war das Wasser recht trübe, vermutlich durch den starken Wind. Aber es hat Spaß gemacht!
Auf dem Rückweg sind wir dann an einer Art von Privatstrand für Fischer vorbei gekommen. Ich identifizierte auf dem Hinweg die circa 20 – 30 Meter lange Leine schon als den oberen Bereich eines Netzes, welches in einem Kreissegment vom Strand aus im Meer trieb. Als „Schwimmer“ dienten Holzbretter, durch die wurde das Netz an der Oberfläche gehalten, unten gab es vermutlich Steine, die den anderen Teil des Netzes nach unten zogen. Die Fischer, so circa 15 Mann, saßen alle recht relaxt rum.
Auf dem Rückweg, wir waren an ihrem Strand bereits vorbei, da hörten wir plötzlich einen Signalruf eines Jungen, der mit Taucherbrille im Wasser weit draußen am Netz war. Plötzlich sprangen alle, gerade noch so faul am Boden liegende Fischer auf und fingen an, an den beiden im Wasser treibenden Ende zu ziehen. Ein Ende war gleich am Strand, vor das andere Ende warfen die jungen Burschen die nicht zogen, ständig Steine ins Wasser. Dadurch wurde offensichtlich der Fischschwarm der sich im Netz befand, daran gehindert, durch das offene Ende wieder hinaus ins Meer zu schwimmen. Wir konnten von unserer Klippe aus die Szene recht gut beobachten. Nachdem sie das ganze Netz an Land gezogen hatten, konnten wir die Ausbeute sehen. Es waren zwei Kisten voll mit recht kapitalen wild zappelnden „Bonitas“. Recht große Fische.
Später am Strand von Taganga beobachteten wir einen der Jungen, der die „Bonitas“ bei den ansässigen Restaurants an den Mann bringen wollte.
Wir sind gut zurück gekommen und wieder eingekehrt in der kleinen Fischhütte am Strand von Taganga, an dem die Katrin gestern so lecker Fisch gegessen hatte. Wir fühlten uns inzwischen in Taganga total sicher, so dass wir doch tatsächlich völlig ohne Vorsicht, zum Beispiel den Netbook mit an die Strandpromenade mitnahmen und dort die teilweise offenen WirelessLan-Möglichkeiten nutzten, den Netbook für alle Vorrübergehenden gut sichtbar. Wir haben auch immer alle wertvollen Gegenstände offen rumliegen lassen und sind auch voll „aufgerüstet“ mit Fotoapparat und gut Geld dabei zu den Stränden hinten gelaufen. Ich fragte die Besitzerin des Restaurants, ob es objektiv so sicher sei, wie ich mich gerade fühle. Da erzählte sie, dass auf genau der Strecke die wir gerade vor einer Stunde gegangen waren, in der Früh Leute überfallen und ausgeraubt wurden. Fotoapparate und alle sonstigen Wertgegenstände waren die Beute. Da versteht man dann den Sinn der beiden einsamen Polizisten auf der Klippe. Aber weiter hinten ist natürlich kein Polizist mehr… Sie warnte uns auch vor den Straßen auf dem Heimweg zum Hostel. Es gäbe ab und zu Raubüberfälle mit Messer, Macheten und sonstigen „Argumenten“, den Weg zum Hostel nicht mit so viel „Gepäck“ fortzusetzen und seine Wertgegenstände abzugeben.
Interessant zu beobachten war auch eine fetzige Eifersuchtsszene direkt an der Promenade. Nicht mal die Eifersuchtsszene selber, sondern viel mehr, wie die umstehenden und vorbeigehenden Passanten darauf reagierten. Es bildete sich sofort ein großer Kreis an interessiert und amüsiert beobachtenden Live-Telenovela-Schauern. Einige rückten sich ihren Stuhl auf die Straße um die Szene besser beobachten zu können.
Die recht schnell anrückende Polizei auf Motorrad beendete recht abrupt das Spektakel. Manche blieben stehen oder sitzen, ob es nicht eine Fortsetzung geben würde, das ist doch normalerweise so bei Telenovelas…
Wir haben dann noch einen recht gemütlichen Abend mit viel Ratsch und viel Bier auf der Treppe vor dem Hostel verbracht, freundeten uns mit den Hunden der Straße an, beobachteten ihre Revierkämpfe, oder wie sie die beängstigten Motoradfahrer aus der Straße jagten. Interessant ist, wie oft die Polizei auf Motorrad hier durch die Straßen fährt. Im Schnitt so circa alle 40 Minuten bis circa 23:00 Uhr, dann war Ruhe.