Wir sind spät aufgestanden und dann gleich in das Einkaufszentrum gegenüber Enrikes neuen Laden zu einem leckeren Essen. (Exitos)
Eine halbe Stunde bin ich ratschend mit dem Enrike noch vor seinem Lokal gesessen, dann ging es schon los in Richtung Flughafen.
Das Taxi das ich bestieg sollte mich eigentlich zum Busterminal bringen. Die Taxifahrt zum weit außerhalb Cali liegenden Flughafen wäre sauteuer gewesen (circa 40.000 – 50.000 Pesos). Vom Busterminal sollten Busse deutlich günstiger (2000 – 3000 Pesos) zum Flughafen fahren. Also fuhr ich in Richtung Busterminal. Ich ratschte so mit dem Taxifahrer, da meinte er, dass es günstiger wäre, wenn er mich auf einer der Ausfahrtsstraßen absetzen würde, an denen der Bus auch vorbei fahren muss. (Für wen günstiger???) Auf Handzeichen würde der Bus halten und mich eh als einen Touri erkennen mit meinem riesigen knallroten Koffer/Rucksackmuttanten. Fand ich OK und lies mich also an dieser großen Ausfahrtsstraße absetzen, gleich nach einem riesigen Kreisverkehr. Da fuhren tatsächlich viele Busse vorbei. Die Sonne knallte runter, es war genau Mittag. Ich war schweißgebadet mit meiner langen Hose und den Socken und (nach langer Zeit) Turnschuhen. Die FlipFlops waren fast schon „festgewachsen“ gewesen so lange hatte ich sie ununterbrochen angehabt. Praktisch überall, beim Duschen, Ausgehen, Einkaufen, Dschungeltour, Tanzen. Nur im Bett legte ich sie ab. Wobei ich am Vorabend beim Tanzen in Cali auch „vernünftige“ Schuhe anhatte. Sonst wäre ich da schon recht rausgestochen! Das ist da in Cali „etwas“ anders als an der Karibikküste bei Santa Marta oder Cartagena. Ich stand also in der Hitze, schwitzte so vor mich hin und versuchte recht intensiv die Schilder der vorbeifahrenden Busse zu lesen, ob denn nicht endlich einer dabei wäre der in Richtung Flughafen fahren würde. Nach realen 15 Minuten, gefühlten 45 Minuten fuhr endlich einer auf mich zu, der das richtige Schild in der Windschutzscheibe hängen hatte. Aber der ignorierte mich. Fuhr einfach weiter, ohne sich um mich zu kümmern. Aber ich war schon mal beruhigt dass da überhaupt einer in diese Richtung fuhr. Also verblieb ich schwitzend mit meinem Koffer/Rucksackmonster am Straßenrand, höchst konzentriert auf die vielen vorbeifahrenden Busse. Ein wenig stressig war das. Vor allem wurde es langsam besonders stressig wenn ich auf die Uhr schaute, denn, die Zeit verging. Der Puffer war langsam aufgebraucht und wenn jetzt nicht bald was weiter gehen würde dann musste ich mir einen Plan B überlegen. Es ignorierten mich noch zwei weitere der raren und recht kleinen Busse in Richtung Flughafen. Der Tipp vom Taxifahrer war zwar recht gut gemeint, aber leider nicht wirklich unterstützend.
Als es dann so richtig eng wurde mit der Zeit, da machte ich mich wieder auf Taxisuche auf. Aber da fuhren jetzt gerade auch keine mehr vorbei. Vor 15 Minuten noch fragten die mich ständig ob ich mitfahren wollte, anscheinend hatte es sich „rumgesprochen“ dass ich da lieber schwitzend in der Hitze rum stehe und angestrengt in Richtung Kreisverkehr starre. Irgendwann, ich blickte schon gar nicht mehr auf die Uhr, da hielt dann doch noch ein freies Taxi, mit dem ich dann für teures Geld zum Flughafen fuhr. Die Taxifahrt von Cali zum Flughafen kostete mich in Summe mehr als die Busfahrt von Bogota nach Cali… Ich bin auch noch rechtzeitig angekommen, aber ich hatte praktisch keine Wartezeiten mehr am Flughafen, das war der Vorteil.
Im Flugzeug ist dann ein recht extrem beleibter Kolumbianer neben mir gesessen. Rech wortkarg und fast schon unfreundlich. Das war das erste Mal dass ich in Kolumbien so was erlebte. Das stimmte mich schon ein wenig auf die U-Bahnfahrten in München ein die ich in Kürze wieder zu ertragen hatte. 😉
Die Taxifahrt in Bogota vom Flughafen nach Candelaria ins Hostel Platypus (dachte ich da noch) dauerte unendlich lange, bedingt durch die Baustelle. Da konnte man locker eine Stunde einrechnen. Gut zu wissen für den Abflug dachte ich mir. Ich war etwas kaputt um es vorsichtig auszudrücken. Froh in einem guten und günstigen Hostal angekommen zu sein. Vermutlich hing es damit zusammen, dass ich bei meiner Nachfrage im Hotel die Rezeptionistin beim Preis nicht richtig verstand, obwohl ich das noch nicht bemerkte. 35.000 Pes für die Nacht, das war in Ordnung dachte ich mir. Supergünstig, Schnäppele gmacht… . Das Zimmer war frisch renoviert und recht schön, stank nur ENTSETZLICH nach dem Mittel, mit dem sie das Holz irgendwie behandelt hatten. Es gab eine heiße Dusche in einem separatem Bad, welches recht geschmackvoll mit dunklem und schwarzem Schiefer gefliest war. Die Toilette vom Feinsten! Aber leider keine Möglichkeit das Fenster zu öffnen. So lies ich das Zimmer erstmal bei offener Tür eine halbe Stunde auslüften, um den Gestank erträglich zu machen.
Dann habe ich gleich den Jose-Luis angerufen, ein sehr freundlicher und hilfsbereiter deutsch sprechender Kolumbianer, Cousin von der lieben Loyda aus München, der mir verschiedene Kontakte zu Bands in Kolumbien verschaffen. Zum Beispiel war ein Interview mit den Bands „bomba estereo“, „puerto candelaria“ und anderen geplant. Mit der Camilla, der Sängerin von „bomba estereo“ hatte ich bereits mehrmals telefoniert. Aber bedingt durch den straffen Zeitplan hatte es bis jetzt nicht funktioniert. Vor allem auch da sie mir am Telefon erzählte, dass sie zum Karnalval-Auftritt in Barranquilla persönlich nicht dabei wäre. Dadurch war ich nicht zum Konzert gekommen, obwohl ich „in der Nähe“ war, in Cartagena. Später erfuhr ich, dass sie sehr wohl da mit auf der Bühne war. Die Band bomba estereo wäre ohne die Sängerin Camilla auch definitiv NICHT VORSTELLBAR, soweit hätte ich selber denken können…
Der Jose-Luis meinte, dass er für den Abend eine ganz besondere Sache in Planung hätte. Dass wir uns gegen 20:00 Uhr an der Ecke Carrera 7-59, direkt beim Blockbuster-Video, gegenüber einer großen Tankstelle treffen sollten. Ich war trotz Erschöpfung da und das war gut so. Wir gingen in’s „IN VITRO“. (Genaue Adresse des Lokals: Cl. 59 #6-38 piso 2 Tel: 2491302) Ein Lokal, in dem es bis 21:00 Uhr keinen Eintritt kostete. Es ging die Treppen hoch in den ersten Stock. Man ist neben einer mittleren Bar rausgekommen. Es waren drei Räume und ein kleiner Lichthof, der nicht überdacht war und in dem sich die Raucher sammelten. Dort ratschte ich erstmal mit Jose-Luis, der sich als ein sehr angenehmer und super interessanter Gesprächspartner erwies. Als Musik war im Hintergrund zu hören, abgefahrene Jazz-Gschichterl. So gegen 21:00 zeigten sie dann in den drei Räumen gleichzeitig verschiedene Kurzfilme, über mehrere Beamer ausgestrahlt. Ich achtete mehr auf die Bilder, da die Sprache teilweise sehr schnell und wohl Dialekt war. Das Lokal füllte sich langsam, die Leute setzten sich während der Filme einfach auf den Boden der Tanzfläche. Es war keine Bogota-SchickiMicki-Szene, trotz der wirklich horrenden Getränkepreise. Eher die „kreativ tätige Schicht“ um es mal so zu umschreiben. Ich fühlte mich so überhaupt nicht wie in Bogota. Eher wie in Berlin, aber, die Leute nicht ganz so abgefahren hergerichtet und angezogen. Das entscheidende war aber die Kombination aus angenehmen Leuten und spezieller Musik. Ich befand mich in einer Szene, in der sich offensichtlich die Frauen die Freiheit raus nahmen, auch alleine oder mit Freundinnen auszugehen. So was wäre meiner Einschätzung nach in Cali eher nicht so leicht möglich wenn nicht unvorstellbar. Man tanzte zu zweit, alleine oder in kleinen Gruppen oder gar nicht, ganz nach belieben. Aber zu welcher Musik???? Da war zu hören bomba estereo, systema solar, puerto candelaria, sogar die schon etwas angestaubten Geschichten von sidestepper (mas papaya und so) waren zu hören. Ich war begeistert. Aber die Begeisterung steigerte sich noch. Angereichert war das ganze mit ausgewählten Salsa und Latin-Groove oder Latin-Jazz-Geschichten. Das war EXAKT die Musik, die wir auf unseren Cumbia-Fiestas im El-Mirador München spielen und diese Fahnen hoch halten. ABER es war noch ergänzt durch Balkan-Beat und sogar etwas Arabic-Groove. Unglaublich die Vorstellung, dass ich mich in BOGOTA in einem Club befand. Dann die Stimmung. Ich würde sie als relaxt-ausgelassen, unaufgeregt-extatisch, die Leute „nicht übermäßig performend“ sondern einfach nur als ein „die Musik die Körper bewegen lassen“ bezeichnen. Ich habe es soooo genossen, obwohl ich total kaputt war! Dem Jose-Luis bin ich immer noch sehr dankbar für diesen Wahnsinnsabend im „IN VITRO“. Ich bin aber dann bereits kurz nach 12:00 abgezogen. Da ging es eigentlich erst so richtig los da…
Leider gibt es keine Bilder…