Ausgemacht war, dass ich mich um 05:00 Uhr mit Juan-Carlos am Hafen treffe, um mit dem Boot raus auf den Amazonas zu fahren. Meine Vorstellung war ein Sonnenaufgang auf dem Amazonas. Ich war pünktlich da. Bin schon viel früher automatisch aufgewacht und konnte daher ganz relaxt losgehen. Auf dem Weg zum Hafen ging ich wieder am Park vorbei, an dem sich jeden Abend diese riesige Anzahl Sittiche oder Papageien treffen und mit einem unglaublich Lärm die Platzverteilung auf den Bäumen ausdiskutieren, oder, noch den letzten Schwatz halten, bevor es ans Schlafen geht. Das sind tausende an Vögeln, die offensichtlich tagsüber im Wald lebt, aber am Abend aus unerklärlichen Gründen lieber in Leticia, genau in den Bäumen dieses Parks schlafen. Die waren teilweise auch schon wach und flogen laut kreischend und schwatzend in ersten Formationen ihre Runden. Ansonsten waren recht wenig Leute auf der Straße unterwegs. Am Markt und am Hafen dann schon mehr. So einige lieferten offensichtlich ihre Ware per Schiff an und schleppten sie hoch zum Markt. Wer allerdings fehlte war Juan-Carlos.
Es störte mich nicht. Ich setzte mich ans Wasser (Malecon) und beobachtete das interessante Treiben am Wasser und auf dem Hafenvorplatz. So saß ich von 05:00 bis kurz nach 06:00, da kam mit einem Mototaxi der etwas „zerrupft“ aussehende Juan-Carlos daher. Das er zu spät kam das war ihm sichtlich unangenehm! Mir war es nicht so wichtig. Er wollte noch losfahren, aber, die Sonne ging gerade auf und bis der sein Boot geholt hätte wären sicher wieder 15 Min vergangen. So sind wir in den Markt zum Frühstücken gegangen. Seiner Haltung nach hat Juan-Carlos gestern noch tüchtig „Gas gegeben“ beim „Rumbearen“… . Das Frühstück war eine fast wortlose Angelegenheit. Aber für mich war es trotzdem sehr kurzweilig! Der Kaffe war lecker, die kleinen Käsebrötchen auch und man hatte einen recht guten Überblick auf das recht rege, bunte und interessante Treiben im Markt und auf der Straße zum Hafen. So gegen 07:30 hab ich mich dann nochmal für eine halbe Stunde auf den Malecon gesetzt und bin dann zurück ins Hostal „los Delfines“, um ein wenig zu schlafen. Um 11:30 war ich mit J-C zum Mittagessen verabredet. Versehentlich kam ich bereits um 10:30. Das war deutlich zu früh. Er meinte ich soll mich auf das Boot setzen, da er im Moment nicht weg könne. Da ist dann plötzlich das Mädel von gestern wieder gekommen, diesmal mit Kind im Anhang. Ich hatte sie erst gar nicht erkannt. Gestern war sie so rausgeputzt, heute auch, aber irgendwie ganz anders. Dass sie die Freundin von J-C ist wurde mir erst ganz langsam klar. Er lud noch eine Ladung Reisende mit recht viel Gepäck ein, die das große Schiff auf der peruanischen Seite zur Fahrt nach Iquitos besteigen wollten. Schon ging es los über den Amazonas in Richtung Santa Rosa. Dort legen zum einen die großen Schiff nach Iquitos an, zum anderen ist da jeden Sonntag Fiesta angesagt. Darüber hinaus gibt es da ein paar recht leckere peruanische Restaurants. Die Überfahrt war anders. Durch den starken Regen in der Früh schwammen im Wasser zahlreiche Pflanzen und ganze Bäume, die von J-C umschifft werden mussten. Aber, in der Route von Leticia nach Peru sind auch Fischer am Werk, wie mir später erzählt wurde. Immer wieder musste J-C schnell den Motor anheben um irgendwelchen Dingen auszuweichen oder den Motor geschickt über die am Grund liegenden Netz zu heben.
Ich ratschte in der Zwischenzeit mit der Freundin von J-C und genoss die Überfahrt und die Ausblicke auf den großen Fluss und die angrenzenden Städte Leticia und Tabatinga. Vom Fluss aus ist der Punkt, an dem es möglich ist, drei Länder gleichzeitig zu sehen. Kolumbien, Peru und Brasilien.
Drüben haben wir uns genau neben dieses riesige Monstrum von Schiff gestellt, welches offensichtlich in wenigen Minuten abfahren wollte, denn, die Motoren waren bereits gestartet und zahlreiche Passagiere hatten bereits ihre Hängematten aufgehängt und spazierten an Deck oder machten es sich in den Hängematten bequem. Parallel wurde noch hecktisch ein- und ausgeladen. Praktisch von allen Seiten. Auch als das Schiff bereits rückwärts vom Strand ins offene Wasser zurückstieß ging der Be/Entladevorgang noch hektischer weiter. Auf kleine Schiffe, die sich vielleicht gerade in der Zone um die Schiffsschraube bewegten, wurde bei den Rangierarbeiten des großen Schiffes praktisch keine Rücksicht genommen. Was dann ein kleines Boot, das nicht schnell genug wegrangieren konnte, fast zum kentern gebracht hätte. Schließlich lief das Schiff dann tatsächlich aus und fuhr ab nach Iquitos. Da wäre ich schon recht gerne mitgefahren. Drei Tage soll das dauern.
In Tabatinga legen noch viel größere Schiffe ab in Richtung Manaus.
Wir machten es uns in einem der schicken peruanischen Lokale bequem. Ich hatte nicht so viel Geld dabei, denn, ich dachte ja dass ich den J-C nur um die Ecke schnell mal zum Essen einlade. Dass es jetzt doch eine große Nummer auf Santa Rosa Peru werden würde hatte ich nicht geahnt. Ich hatte aber so eine Ahnung was die Preise betraf. Die Gerichte die mich da interessiert hätten (Arros Chaufa und so), die fingen alle bei 20.000 Pes an und recht viel mehr hatte ich nicht dabei. Wir waren aber zu viert. Da sagte ich dem J-C dann schon dass er mir da was zahlen muss da meine Kohle nicht reichen würde. War kein Thema. Er verschwand, nach dem wir Essen bestellt hatten, da er was dringendes zu erledigen hatte meinte er. So war ich mit seiner Freundin alleine und unterhielt mich mit ihr über „Gott und die Welt“. Das Essen hat schon auf sich warten lassen, ist aber dann glücklicherweise doch gekommen. Ich begann langsam auf die Uhr zu gucken. Nur der J-C war noch nicht da… Was mich dann doch etwas nervös machte, denn, das Geld reichte nicht und ich musste langsam wieder zurück. Hatte weder gepackt noch das Hostal bezahlt. Aber er ist dann, nach einer bangen halben Stunde, doch noch gekommen. Es hatte sich ein Fischernetz in die Schraube seines Schiffes verfangen. Das hatte er erst mal reparieren müssen. Nach dem leckeren Essen ging es wieder zurück nach Kolumbien. Das war in Summe noch ein sehr guter Abschluss für Leticia, ich war froh. Bin dann zum Hostal zurück, gepackt und bezahlt.
Das „Hostal de los Delfines“ kostete nicht wie angekündigt 40.000 pro Nacht sondern nur 35.000. Ich kann das Hostal guten Gewissens empfehlen! Der ruhige Innenhof und die gepflegten Zimmer für diesen Preis überzeugen. Wobei man die Zimmer nicht als „schön“ bezeichnen kann… Aber sie werden jeden Tag geputzt und jeden Tag gibt es frische Handtücher. Was auch bitternötig ist, denn, durch die hohe Luftfeuchtigkeit trocknet nichts was nicht direkt in der Sonne hängt. Auch keine Kleider. Alles fängt nach kurzer Zeit fürchterlich zum stinken an. Man muss schmutzige Kleidung am besten umgehend zum Waschen geben. Überall in der Nähe des Hotels gibt es dafür Wäschereien, die das recht günstig erledigen. (3000 Pes pro Kilo) Selber waschen kann man nur machen, wenn man die Möglichkeit hat, die Kleider direkt in der Sonne aufzuhängen. Im Schatten und ohne Wind trockneten die Sachen praktisch überhaupt nicht und fingen noch auf der Leine wieder zum stinken an…
Das Hotel liegt übrigens genau gegenüber der Polizeistation und darüber hinaus in einem speziell abgesicherten Viertel, in dem es vor Militär und Polizei nur so wimmelt. Es befindet sich gleichzeitig die Küstenwache, das Gefängnis, irgendwelche militärischen Abteilungen und auch die Feuerwehr in direkter Nähe. Es ist also für alle Eventualitäten gesorgt 😉
Schon gings zum Flughafen, nach Bogota, dann mit dem Taxi in ein Hostal das mir die Cindy aus Taganga empfohlen hatte. Auf der Fahrt überlegte ich die ganze Zeit ob ich nicht doch mit dem Bus nach Cali fahren sollte. Es war nämlich SAUKALT in Bogota. Nur 18 Grad. Entsetzlich!!! So sagte ich mir, wenn die im Hostal ein Zimmer haben dann bleibe ich in Bogota, wenn nicht, dann lasse ich mich vom Taxifahrer gleich zum Busterminal fahren und nehme den nächsten Nachtbus nach Cali. So war es dann auch… Kein Zimmer, also Cali. Das „Schicksal“ hatte entschieden. Sonst wäre ich am Montag geflogen, was wesentlich teurer geworden wäre und zeitlich viel knapper. Die Angebote für Flüge nach Cali waren so kurzfristig alle schon weg, da es viel zu kurzfristig war. Zeitlich wurde es jetzt mit der Fahrt nach Cali richtig knapp.
So landete ich am Busterminal, kaufte mir für 50.000 Pes das Ticket nach Cali (Linie Bolivariano, zu empfehlen. Etwas teurer aber guter Komfort). Das war diesmal ein anderer Busterminal als wir vor 5 Wochen genutzt hatten. Riesige Ausmaße. Aber inzwischen kennt man die Mechanik und eine Stunde später saß ich schon im Nachtbus nach Cali, der gleichzeitig mein „Hotel“ darstellte. Dem Enrike hatte ich telefonisch Bescheid gegeben, der erwartete mich bereits. Er wollte mich gegen 07:00 Uhr vom Busterminal in Cali abholen, wenn ich ihn gegen 05:30 telefonisch wecken würde.