Um 10:00 Uhr ging es los. Lucho, der angeheuerte Taxifahrer, holte uns relativ pünktlich vor dem Hotel mit seinem Taxi ab und es ging sofort los in Richtung Palenque de San Basilio. ML hatte sich den Ausflug zum Geburtstag gewünscht. Quer durch Cartagena, durch das Gewusel und Gewurle des vormittäglichen Berufsverkehrs zur anderen Stadtseite. Vorbei am Busterminal, der wirklich am anderen Ende von Cartagena liegt, in Richtung Westen. Außerhalb Cartagena reduzierte sich der Verkehr auf eine Vielzahl an LKWs auf der Fahrt nach Sincelejo. Der Lucho unser Taxifahrer merkte an, dass diese Fahrt aufgrund der politischen Lage vor 4 Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Die Straße war immer wieder unterbrochen durch Bereiche mit knietiefen Löchern, welche Lucho manchmal zu kräftigen Brems. und Ausweichmanövern zwangen. Wenn er es nicht rechtzeitig bemerkte und ausweichen konnte, dann ratterten wir mitten durch, was manchmal recht unangenehme Geräusche aus der Richtung des Bodenblechs und Radaufhängung verursachte. Lucho erzählte ML auf ihre indiskrete Nachfrage, dass er 6 Kinder habe und sie fragte ihn, von wie vielen Frauen. Er sagte von 4 und er hätte sich jetzt sterilisieren lassen. Er war aber höchstens 30 Jahre alt. Recht fleißig fand ich… .
Nach circa einer Stunde ging es entlang eines Überflutungsgebietes bei Arjona und über einen großen Fluss. Es waren teilweise noch die Sandsäcke am Rande der Straße sichtbar, welche offenbar beim letzten Hochwasser im Einsatz waren. Später ging es rechts weg auf einer Sandpiste in Richtung Palenque. Wir hatten noch nicht gefrühstückt, das wollten wir eigentlich auf der Fahrt erledigen. Es war sauheiß, kein Lüftchen regte sich. Da sind wir über die holprige Sandpiste nach Palenque gekommen. Es sind eigentlich nur ein paar Häuser. Ein kleines Dorf mit circa 4000 Einwohnern, welche sich quasi selber verwalten. Nicht mal eine Polizei gibt es in Palenque, dafür viele Musiker, aber dazu später mehr. Eine eigene Sprache pflegen sie in Palenque. Eine Mischung aus alten afrikanischen Sprachen und ein paar eingeflossenen spanischen Wörtern. Deshalb ist das Dorf auch Unesco-Weltkulturerbe.
Am Dorfplatz hat der Lucho, unser Taxista und Guide, einen der Jungs gefragt, was denn so abgeht in Palenque. Der meinte, dass eigentlich nicht so viel zu sehen sei. Zeigte uns am Hauptplatz das Denkmal des Begründers von Palenque. Eine Frau ganz in weiß verkaufte uns handgerollte Bälle aus zerstoßenen Erdnüssen. Recht lecker. Dann ging es weiter zum Haus des Boxweltmeisters von 1972, welcher aus Palenque gekommen ist. Gaaanz langsam schlenderten wir in der Hitze weiter zu einem weiteren Haus in der Nähe. Hier verkaufte uns eine recht hübsche Frau süße Leckereien. Wir kauften ein, denn, wir hatten inzwischen RICHTIG Hunger und die Süssigkeiten halfen da ein wenig. Die nächste Station war dann die „Schnapsbrennerei“ von Palenque, ganz dezent in einer kleinen Palmhütte. Eine spezielle Pflanze wird mit Zucker und Hefe in großen Bottichen vergoren und dann in einem rustikalen Brennofen mit Destilliervorrichtung zu in der Gegend und Cartagena durchaus bekanntem Schnaps gebrannt. Er soll nicht nur gut schmecken, sondern auch sehr heilsam sein bei verschiedensten Leiden von Schlangenbissen bis zu Hämorrhoiden. Verkostet haben wir den Schnaps dann später. Danach sind wir zum Badeplatz, an dem sich die Frauen von Palenque badeten und die Wäsche wuschen. Außerdem, so meinte der junge Guide Alexander, wäre es quasi die „Dorfzeitung“, da hier beim Baden oder Waschen alle Neuigkeiten ausgetauscht wurden. Es war ein recht kleiner Bach und das Wasser würde ich auch nicht als klar bezeichnen. Aber er wurde genutzt. Zwei kleine Kinder badeten und drei Frauen wuschen Wäsche und parallel sich selber. War schon ein nicht unerotischer Anblick, wie die Frauen in ihren durch das Wasser durchsichtigen Oberteilen, durch die Waschbewegung ihre „Quarktaschen“ zum wackeln brachten… Aber, wir haben uns nicht dazu gesetzt, leider… Weiter ging es zur Dorfschule, welche gleichzeitig das Internetcafe des Dorfs ist (gut ausgestattet, aber im Moment unseres Besuchs ungenutzt). Anmerkung ML und Katrin: So ein Glück, sonst wären wir sicher noch 5 Stunden in Palenque gesessen und verhungert, da Berni sonst sicherlich seine Internetzuneigung ausgelebt hätte. Auch das ehemalige Trainingszentrum des berühmten Boxweltmeisters war hier und eine recht umfangreiche Bibliothek. Dann wurde es richtig interessant. Plötzlich war aus einem Haus Musik zu hören. Alexander gab uns zu verstehen, dass wir in das Haus eintreten sollten. Wir gingen durch das Haus, die Musik wurde immer lauter. Plötzlich standen wir in eine Art von Hof vor dem Haus, in dem saßen circa 8-10 schwarze ältere Männer, welche Musik machten. Cumbia, mit Tambores, metallenem Güiro, Mundharmonika und eine Rumflasche als Clave. Was sie da zauberten war recht groovig und hörte sich super an. Die Männer wollten dass wir uns zu ihnen setzten. Sie meinten, sie würden gerne für uns weiter Musik machen, wenn wir ihnen eine Flasche Schnaps kaufen würden. Klar machten wir das (5000 Peso). Zu diesem Zeitpunkt hatten sie sicherlich schon 5 Flaschen davon intus, was man recht leicht erkennen konnte. Ich erzählte ihnen dann noch, dass die ML an diesem Tag ihren „30ten“ Geburtstag feierte. ML legte dann noch nach mit ihren „20ten“ Geburtstag, was dann doch einige der Männer ein wenig ins Grübeln brachte. Sie brachten der ML ein Geburtstagsständchen und sie wurde auch recht kräftig betanzt, bei dem sie ihren Tanzpartner angesichts dessen Alkoholkonsums und seinen sicherlich 80 Jahren kräftig festhalten musste. (Beweismaterial liegt als Video vor).
Zum Essen im Restaurant gab es dann leider nix, da die Köchin meinte, dass sie heute nichts kochen würde. So sind wir dann auf der Rückfahrt zu einem recht leckeren Essen mit von der Größe und Geschmack recht beeindruckenden Fischen gekommen. Das war ein Tipp vom Lucho, dem Taxisto und „Fremdenführer“.
Auf der Rückfahrt hat der Lucho dann noch so richtig Gas gegeben, da wir mit unserem verlängertem Palenque-Aufenthalt offensichtlich seinen Terminplan durcheinander brachten.
Dann noch später Rundgang in der Altstadt und wir sind dann vor der Kneipe mit der geilen Son-Muke hängen geblieben und haben uns noch ein paar Bier gegeben. Das wars!