Medellín und Flug nach Nuqui – Samstag, 16.03.19

Das Aufstehen funktionierte immer noch hervorragend. Frühstück gab es in einer zum Restaurant umgebauten Tiefgarage. Abgefahren! So konnten die reichen kolumbianischen Gäste während des Frühstücks ihr teures Auto beobachten 🙂

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Das Hotel besorgte mir ein Taxi (mit Taximeter), welches mich für 13.000 COP zum Flughafen fuhr. Als ich in das Flughafengebäude ging, da winkte mir die süße Negrita von gestern schon zu, ich solle gleich zu ihr kommen. Sie runzelte beim Gepäck etwas die Stirn und ich musste mit 7 Kg Übergepäck 20.000 COP nachzahlen. Dann instruierte sie mich, wie es weitergeht. Für den Bereich hinter der Sicherheitskontrolle war ich offensichtlich noch zu früh dran. Also setzte ich mich auf eine der Sitzgruppen und wartete. So nach 10 Min. tupfte mich von hinten die süße Paisa an und meinte, ich solle ihr folgen. Sie organisierte, dass ich gleich reinkommen konnte. Wirklich sehr freundlich von ihr. Auch bekam ich eine Art von „persönlicher Assistentin“, die im Bereich hinter dem Sicherheitscheck auf mich schaute. Das war alles sehr unübersichtlich, weil aus irgendeinem Grund Flugzeuge ausgefallen waren und alles voll war mit Leuten. Es war schwierig einen Sitzplatz zu finden. Nur ein paar amerikanischen Touristen beanspruchten gleich mehrere Sitzplätze, damit sie sich hinlegen konnten. Was viele Kolumbianer im Vorbeigehen mit Stirnrunzeln quittierten.

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Der Flug sollte um 11:00 Uhr gehen und wir über Port 3 aufs Vorfeld gehen. Jedes Mal wenn sich am Portal Leute sammelten und rausgingen, dann stand ich auf und ging in die Richtung. Denn, unser Flug war auf den Anzeigetafeln nicht aufgeführt. Vielleicht weil wir in Summe nur 5 Passagiere waren und die Maschine überhaupt nur 10 oder 12 Sitzplätze hatte, wie sich später zeigte. Jedenfalls winkte meine „persönliche Adjutantin“ jedes Mal ab. Als es dann soweit war, ging sie zu mir, damit da nichts schieflief. Schon eine sehr individuelle Betreuung.

Zu fünft schlenderten wir, die Passagiere, zum kleinen Flugzeug, dass seine Parkposition ganz Außen hatte. Wir mussten noch warten, bis die Polizei mit ihren Hunden das ganze Gepäck abgeschnüffelt hatte. Dann durften wir auf das Vorfeld und in das Flugzeug. Ich setzte mich praktisch ganz vor, gleich neben der geöffneten Tür zum Piloten und Copiloten. Schließlich war ich gelernter Flugzeugtriebwerkmechaniker und schon lange nicht mehr so dicht dran an der Materie. In Deutschland kann ich mich auch noch an Zeiten erinnern, in denen Kinder oder interessierte Fluggäste während des Fluges nach vorne ins Cockpit gehen durften und vom Kapitän empfangen wurden. Diese Zeiten sind lange vorbei.

Dann ging es recht schnell. Auf dem Taxiway gab er, bei gezogenen Bremsen, mal Vollgas, dann auf die Startbahn und schon ging es los. Wir machten einen für mich sehr schönen Linksturn, ich saß auf der linken Seite und hatte einen hervorragenden Blick auf die zum greifen nahe Stadt Medellín. Dann bekamen wir schnell Höhe und waren über den Wolken. Der Copilot hatte das Kommando und ich konnte beobachten, wie er das Ruder nicht anfasste, sondern alles über das Trimming erledigte, so ruhig war der Flug. Kein Luftloch, keine Turbulenzen, nichts. Da kann es einem mit so einem kleinen Flugzeug gehörig durchschütteln. Das blieb mir erspart.

Schon waren wir kurz vor der Piste in Nuqui, bemerkbar weil wir plötzlich scheinbar fast die Wipfel des Waldes streiften und die Hügel neben uns höher waren als die Flughöhe. Kurze und schmerzlose Landung und schon öffnete sich die Tür und die schwülwarme Luft der pazifischen Küste strömte in das Flugzeug. Es dauerte sicher noch 15 Minuten, bis sie es gebacken bekommen hatten, alles Gepäck auszuladen. Wir konnten dabei zusehen, denn, der Flughafen in Nuqui ist sehr, wirklich sehr klein.

Ich zahlte noch die 8000 COP Touri-Steuer (wenn ich mich recht erinnere), ein „Abgesandter“ des Hotels war da um mich zu begrüßen. Ich stieg in ein Mototaxi und der Abgesandte radelte hinterher, zum Hotel „ums Eck“, circa 4 Minuten Fußweg. Das Hotel war komplett aus Holz, sehr einfach gehalten, machte auf mich trotzdem einen sehr gemütlichen Eindruck. Was durch die Hängematten auf der Veranda und dem Moskitonetz über dem Bett verstärkt wurde. Der Verwalter zeigte mir das Zimmer und reichte mir gleich ein Bier zur Begrüßung.

Was bemerkenswert war, eigentlich dachte ich ja, hier in Nuqui, fernab aller Zivilisation, mit seinen 30 Häusern und ohne eine Straßenverbindung zum restlichen Land, da würde es eine miserable Anbindung an das Internet geben. WEIT gefehlt. Es gab einen 30 Mbit-Download, was mein bisher stärkstes Internet in ganz Kolumbien war. Das hatte auch einen Grund. Der Chef des Hotels saß in Pereira in der Kaffeezone und beobachtete über 6 hochauflösende Kameras seine Angestellten. Dafür braucht es ein starkes Internet. Vermutlich hing es damit zusammen. Ich war froh, denn, binnen 5 Minuten war die Dropbox mit allen ihren Fotos und Videos auf allen Geräten synchronisiert. Da wartete ich schon lange drauf und hatte mit allen möglichen Tricks versucht das zu erreichen. Am Schluss gab ich doch einiges Geld aus für mehr Datenvolumen für das Telefon, um so die Uploads hin zu bekommen. Aber das war im Endeffekt auch nicht zielführend. Jetzt war, durch das schnelle Internet, dieses Problem gelöst.

Ich machte eine FETTE Siesta in der in einer angenehmen Seebriese schaukelnden Hängematte auf der luftigen Veranda. Sehr angenehm. Keine Autos, keine LKWs, nur ganz selten mal ein Motorrad. Das ist wirklich entspannend!

Dann ging ich zum beeindruckend großen und weiten Strand. Kilometer ging es da in Richtung Norden, südlich waren zwei kleine Inseln, die aus der Küste ragten. Es war gerade Ebbe und der Weg zum Meer war sicher 100 Meter. Ich ging in Richtung Süden auf die Inseln zu, also mehr in Richtung Zentrum Nuqui. Zuerst bemerkte ich die vielen Glasscherben und Flaschenböden im Sand, dann auch der viele Müll am Strand. Nicht sehr schön. Auch beobachtete ich, wie ein Team von zwei Männern von ihrem Dreirad Müll auf den Strand luden. Da schien das Bewusstsein für das wertvolle Kapital, dass sie mit dem Meer hatten, noch nicht so sehr entwickelt, dachte ich mir.
Sicher 25 Minuten ging ich bis zu den kleinen Inseln, dann hoch zum Ort. Holzhäuser, aber auffällig war, vor jedem 2. Haus standen Lautsprecherboxen, die einer Diskothek durchaus würdig waren. Bemerkenswert. Keine geteerten Straßen, nur Sandwege. Viele Kinder auf der Straße. Die Leute etwas scheu, was man auch als abweisend interpretieren könnte, tat ich aber nicht. So ging es langsam über die Wege wieder zurück in Richtung Hotel. Auffällig waren die Tsunami-Warnschilder mit den Fluchtwegen. Das scheint als ernsthafte Gefahr wahrgenommen worden zu sein. Ich für meinen Teil versorgte mich dann gleich mit einer Tsunami-Warn-App auf dem Telefon 🙂

Bemerkenswert war auch, ich hörte kein Currulao, sondern nur Vallenato, Cumbia und die alten Salsa- und Son-Klassiker. Hätte ich mir anders vorgestellt. Ändert sich aber vielleicht noch.

Zusammengefasst, meine ersten Eindrücke von Nuqui:

  • SEHR ruhig und gelassen
  • absolut ungefährlich bezüglich Kriminalität
  • Leider sehr schmutzig, speziell der Strand und da sind die vielen Glasscherben hervorzuheben, also, niemals barfuß am Strand. (wie die Isar…)
  • Die Leute sind eher scheu, aber, das kann sich auch noch ändern
  • Die scheinen schlechte Erfahrungen mit Pädophilen gemacht zu haben, denn, überall im Hotel hängen Schilder, dass solche Aktionen zur Anzeige gebracht würden

Ich muss zugeben, der Pazifik macht mir ein wenig Respekt. Das war früher nie so, in Peru, Ecuador oder Costa Rica. Aber irgendwie, in der Kombination mit den vielen Tsunami-Warnschildern, macht es momentan ein ungutes Gefühl. Mir fehlen die Steinhäuser oder Hügel, auf die man sich flüchten könnte. Da ist NIX. Alles flach und einfache Holzhäuser.

Das Abendessen hole ich mir im Restaurant „Las Flores“ gegenüber dem Flughafen. Das hört sich jetzt so kosmopolitisch an, aber, Nuqui besteht aus 30 Häusern…
Auf der „Hauptstraße“ gibt es mehrere „Restaurants“, man kann gut sehen, hier ist noch ganz wenig auf Tourismus ausgerichtet. Sehr schön!
Aus jedem Haus tönte mit voller Lautstärke eine andere Musik. Die Leute saßen relaxt auf der Straße, spielten Domino, Karten oder tranken gemütlich ein Bier. Sehr angenehm. Nur im Ort sind fast schon Ohrschützer angebracht.
Das „Hotel“ liegt weiter draußen. Da ist es sehr ruhig, total angenehm. Ich lag noch laaange auf der Hängematte vor dem Haus und sog die Ruhe in mir auf. Ich bin dem Andres so dankbar für den Tipp!