Wieder gab es so ein leckeres Frühstück mit dem Hotel-Team. Wobei, es gab erst später Frühstück, denn, um 09:00 waren noch der Großteil des Teams mit Yoga beschäftigt. Die Freundin des Hotelbesitzers Juan gab Stunden. Das dauerte dann doch fast bis 10:00. Für mich kein Problem. Die 3 Monats-Problematik war eh schon auf 2 ½ Monate reduziert und eine weitere Reduktion würde nicht schaden. Nach dem Frühstück ratsche ich noch lange mit der Freundin Von Juan (Name leider vergessen) über Yoga, Kurse, Möglichkeiten in Kolumbien, der Vergleich in Deutschland, Indien als Ausgangsland und vielem mehr.
Ich zahlte meine Rechnung für die drei Übernachtungen +
Frühstück. In Summe 107.000 COP = 30 €. Da kann man nicht maulen! Wirklich sehr
empfehlenswert das Hostel El Faro. Sehr angenehme Mitarbeiter, fast schon
familiär und sehr ruhig. Trotzdem sehr zentral gelegen und nahe am Strand. Ich
konnte mich auch nicht so richtig losreißen, hing in den Hängematten fest bis
ich es dann um 13:00 Uhr doch packte. Zog meinen Rucksackkuli durch Arboletes
in Richtung Busterminal. War nicht weit, circa 5 Minuten. Da ging wieder alles
sehr schnell, fast schon zu schnell für mich. Eigentlich wollte ich mit dem
Taxi fahren, selbst wenn es erheblich mehr gekostet hätte, aber, ich wurde nach
dem Ziel gefragt. Ich sagte Necocli und schon war meine Tasche weg und ich saß
in einem Kleinbus. Hinterher dachte ich mir, dass die Taxis ja auch aufgefüllt
werden bis zum letzten Platz, oder ich drei weitere Plätze zahlen müsse, um es
alleine benutzen zu dürfen. Daher war es eine Illusion zu glauben, mit dem Taxi
hätte ich mehr Einfluss auf Fahrstil und eventuelle Umwege und Zwischenstopps.
In einer Gruppe von 2-4 Reisenden wäre das eine gute Lösung.
Es dauerte noch circa 10 Minuten bis sich genügend Mitreisende eingefunden
hatten. Der Kleinbus war ausgelegt für maximal 8 Fahrgäste und mit mir waren
wir fünf, als wir dann endlich losgefahren sind. Klar, zwischendrin stiegen
dann noch Leute zu und aus.
Und klar, der Busfahrer war ebenfalls im Training für Paris-Dakar, wie fast
alle hier in Kolumbien. Auch gab es vom Antriebsstrang her recht unangenehme
Geräusche, die auf ein defektes Kardan-Lager schließen ließen. Nichts
Schlimmes, jedoch ein Indikator für den Wartungszustand des Fahrzeugs. Auch die
Stoßdämpfer waren sicher noch die originalen… schon sehr sehr weich… . Aber ich
machte es wie die anderen Fahrgäste und wie auf solchen Busreisen üblich, ich
beschäftigte mich mit anderen Themen oder versuchte zu schlafen. Draußen zogen wirklich
beeindruckende Bananenplantagen vorbei und ich schauderte und mir schauderte
bei dem Gedanken an die vielen Herbizide und Fungizide, die hier überall im
Boden und der ganzen Umwelt ausgebracht sein müssten. Empfand Mitgefühl mit den
Bauern, die sich ihre Situation nicht so leicht aussuchen konnten. Auch viel
mir ein, dass ich kürzlich gelesen hatte, wie wenig sich die Regierung um die
Vereinbarungen zum Waffenstillstand mit der FARC kümmert, jetzt, wo der
Großteil der linken FARC-Mitglieder entwaffnet und enttarnt waren. Inzwischen
gejagt von Killerkommandos der Paramilitärs, welche sich einen nach dem anderen
vorknüpfen und einfach abknallen, auf offener Straße. Wie übrigens auch
jegliche Aktivisten unter den Bauern, die auch nur tendenziell etwas wie ein
geeintes Vorgehen gegen „die mit dem vielen (Drogen)Geld“ anstreben und
organisieren. Um Kolumbien steht es schlecht. Viele FARC-Mitglieder sind
inzwischen bereits wieder im Untergrund. Schlimmer ist aber, dass viele
Paramilitärs und die Killerkommandos der Drogenmilliardäre und
Großgrundbesitzer in die von der FARC verlassenen Gebiete vordringen und dort
ihre „Claims“ absichern, dabei viel Terror und Gewalt verbreiten. Wirklich
schlechte Aussichten um Kolumbien, speziell für die Bauern, die da am Straßenrand
vorbeischossen, weil unser Fahrer so auf die Tube drückte. Die Fahrt dauerte
dann doch über 2 Stunden, weil der Fahrer in den wenigen Kaffs auf dem Weg oft
anhielt und versuchte, weitere Mitfahrer zu akquirieren. Mit nur mäßigem
Erfolg. Was mich natürlich freute, denn, dadurch hatte ich Platz auf der
Rückbank, die ich mir mit nur einem weiteren Mitfahrer teilte. Ein Campensino,
der trotz der heftigsten Schüttelbewegungen stoisch versuchte zu schlafen. Dann
war auf die letzten 40 Kilometer die Straße auch noch besser ausgebaut. Was ja
normalerweise ein Grund zur Freude wäre. Aber jetzt gab der Fahrer so richtig
Gas und eierte durch die Kurven. Mir wurde ganz anders… Aber wir sind heil
angekommen in Necocli und anscheinend war ich und der Campensino die einzigen
die Ausstiegen.
Ich wimmelte ein paar freundliche Geschäftsmänner mit ihren Motorrädern ab, wollte alleine gehen um mir einen Eindruck des Ortes zu verschaffen. Leider musste man aufpassen, nicht in die falsche Straße abzubiegen, denn, nicht alle Straßen waren geteert. Und mit meinem Rucksackkuli im Rollkoffermodus war das blöd zu meistern. Zwischendrin ging ich noch schnell zum Friseur. Durch ein Kommunikationsproblem, bedingt durch mein schlechtes Spanisch vermutlich, schnitt er mir nicht wie gefordert, alle Haare seitlich auf 3mm und oben auf 6mm sondern kürzte alle um diese Längen. Das war viel mehr Arbeit als angedacht und brachte praktisch kein Resultat. Der dachte sich vermutlich, warum er das machen soll. Kostete aber nur 2 € und als ich es bemerkte dachte ich mir, da geh ich einfach zum nächsten und ändere meine Erklärungsstrategie. Der Weg zum Hostel Kaluwala war dann doch beschwerlicher als angedacht, aber ich war auch selber schuld. Wollte abkürzen und plötzlich war es nicht nur eine steinige ungeteerte Straße, nein, sie ging auch steil nach oben. Die ganze Zeit überlegte ich, ob ich nicht den „Rucksack-Modus“ aktivieren sollte. Aber ich blieb stur und zog es durch, im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Hostel Kaluwala (hört sich eigentlich Indisch an) liegt
sehr schön direkt am tosenden karibischen Meer. Das Zimmer war hervorragend!
Beeindruckend! Sehr schön!
Ich duschte schnell und wollte sofort los, um was zu Essen. Es war so 16:30 und
eigentlich gerade eine blöde Zeit. Die Frau an der Rezeption empfahl mir das
Restaurant Galapagos. Ich zog los und nach 3 Minuten Fußmarsch war ich schon
da. Da wurde aber gerade rausgewischt und ich meinte zu einer der
Mitarbeiterinnen, dass ich wohl zu früh dran wäre. Aber die zog mich ins Lokal
und platzierte mich ganz hinten, wo keine Putzaktivitäten erforderlich waren.
Ich bestellte mir ein leckeres Arroz con Pollo und es gab eine feine Fischsuppe
vorher. Auch ein leckeres Aguilar light gönnte ich mir. Inzwischen bin ich auf
„light“ umgestiegen, denn, bei der Hitze haut es sogar den stärksten Münchner
um nach ein paar Bier. Danach noch ein lustiger Ratsch mit den nicht unwitzigen
Bedienungen. Auch sind ständig Leute reingekommen, haben sich zu mir an den
Tisch gesetzt, blieben ein paar Minuten und gingen dann wieder. Ein wenig
merkwürdig, aber ok, wenn es so üblich ist…
Ich verzog mich zum Strand, ging in Richtung Hotel und stellte fest, dass man praktisch die ganze Strecke auch am Strand entlang gehen konnte und nicht die Straße gehen musste. Zwischendrin setzte ich mich noch zu einer der zahlreichen Strandbars und gönnte mir noch ein Getränk, beobachtete die Jungs beim Fußballspielen oder die Hunde bei ihren Abcheck- und Neu-Temporär-Herrchen-Akquirierungs-Touren. Genoss den Sonnenuntergang und verzog mich schließlich die letzten Meter über die Straße in Richtung Hotel. Da grüßte mich ein alter Mann erneut, denn er hatte mich bereits auf dem Hinweg freundlich gegrüßt. Ich grüßte natürlich freundlich zurück, wie ich mir überhaupt angewohnt hatte, alles und jeden freundlich zu grüßen. Er holte recht geschwind einen Stuhl aus dem Haus und schon saß ich mit ihm und vermutlich seinem Sohn vor dem Haus auf der Straße und wir ratschten. Der „Sohn“ sah bei genauer Ansicht eher ein wenig merkwürdig aus. Schwer einzuschätzen, ar aber recht freundlich und sprach ein klares deutliches Spanisch. Sein „Vater“ war eher schon ein wenig angegriffen vom Leben und ich verstand kurz danach auch warum. Denn die beiden teilten sich Desinfektionsalkohol zum Trinken und boten mir auch davon an. Ich lehnte freundlich dankend ab. Es ging auch um das Thema „Polizei in Kolumbien“ und ich erzählte den beiden die Geschichte, die Fynn in Taganga passierte, dass die Polizei ihm bei einer Durchsuchung das Kokain in sein Gepäck platzierten und versuchten damit Geld rauszuschlagen. Die beiden meinten, dass die Polizei in Necoclí sowas NIEMALS tun würde… ich war mir da nicht so sicher, sie konnten mich nicht überzeugen. Blieb noch ein wenig sitzen, bemerkte die Nachbarsfamilie, die sehr bemüht war, so überhaupt keinen Kontakt aufzunehmen, obwohl sie Luftlinie 2 Meter entfernt ebenfalls auf der Straße saßen. Hatte vermutlich was mit dem sozialen Status meiner Gastgeber zu tun, störte mich aber nicht weiter. Auffällig im Gespräch war, dass sie schon wieder als eines der hervorragenden deutschen Attribute unsere Filme erwähnten. Und natürlich, wie schon zweimal vorher, sie meinten NICHT irgendwelche Krimis oder Naturfilme, sie meinten Kriegsfilme mit Hitler und den Nazis. Davon waren sie begeistert. Jaja, der Hitler, lebt jetzt in Argentinien… Jaja, die Nazis, die hatten es drauf… So und ähnlich waren die Kommentare. Ich versuchte das Bild der aktuellen Deutschen ein wenig zurechtzurücken, aber es gelang mir nicht nachhaltig. Fast wie in England, dachte ich mir… So verabschiedete ich mich langsam und ein wenig nachdenklich. Ging die paar Meter zum Hotel, setzte mich noch ein wenig raus an den Strand. Dann war ich jedoch bald oben im Zimmer, mit dem schönen Blick und der gewaltigen akustischen Kulisse, dem Meeresrauschen, dem peitschen der Palmwedel und dem feinen Klang der auf Bändern aufgereihten Muscheln, die zum Sonnenschutz im unteren Bereich des Hotels aufgehängt waren und den exotischen Vögeln, die so ganz andere Lieder drauf hatten als unsere Vögel.