Noch ein paar Anmerkungen zum Schreibstil und die „Qualität“ der aufgenommenen Ereignisse. Diesen Blog schreibe ich im Endeffekt für mich selbst. Daher nicht wundern, wenn da manchmal scheinbar banale Dinge drinstehen. Ich fand es interessant und möchte es mir merken. Daher steht es hier im Text 😊 und bei meiner Art zu schreiben (ich sag mal so) nehme ich keine Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten oder Vorstellungen Anderer.
Gestern, am 16. Februar ging es los. Der Flug sollte um 21:45 vom Flughafen München direkt nach Bogotá starten. Ich setze mich an der Hackerbrücke in die S-Bahn, die fährt ein paar Meter und bleit praktisch in Sichtweite zu meiner Wohnung stehen.
Nach kurzer Zeit meldet sich der Fahrer, meint nur lapidar, wegen technischer Probleme bliebe die S-Bahn hier auf unbestimmte Zeit stehen. Ich war nicht knapp dran, aber, ein wenig komisch wird es einem dann nach 10 Minuten doch. Nach 15 Min ging es im Schritttempo zur Station Donnersberger Brücke. Nicht vertrauenserweckend, so dass ich überlege, an der Donnersberger auszusteigen und mit der Flughafen-S-Bahn in die gegengesetzte Richtung über Ostbahnhof zu fahren. Die hätte eigentlich gleich kommen müssen. Aber nachdem der Fahrer nichts mehr von irgendwelchen technischen Problemen berichtete blieb ich einfach sitzen. Und es ging gut weiter und ich habe ganz relaxt das Flugzeug geentert. Interessant war, dass die Schlange am Gepäck-Drop-Off für die, die sich bereits online eingecheckt hatten, im Endeffekt länger und zeitintensiver war, als die Schlange für das normale Check-In. Der Vorteil vom Online-Check-In bleibt, dass man sich das Ticket im Endeffekt nicht ausdrucken muss. Es reicht, wenn man das Smartphone mit der Abbildung des QR-Codes zum Scannen zeigt.
Im Flugzeug, in der Reihe hinter mir, da saßen drei mittelalte Mädels, die mir beim Gepäck-Drop-Off bereits aufgefallen waren. Tätowiert, laut, prollig üblen Umgangston. Und eine, die grunzte beim Einatmen nach dem Lachen immer so laut. Und sie hatte auch irgendwie so einen „porkigen“ Touch. „Ein schlüssiges Gesamtkonzept“, „Alles in sich stimmig“, dachte ich mir. Die vielen mir gleich auf. Und sie lachten viel und vor allem sehr laut in diesem heißeren alkoholgeschwängerten Ton. Die andere, die klatschte beim Lachen, quasi zur Verstärkung, immer laut in die Hände. Klatsch klatsch klatsch, ein sehr scharfer und lauter Ton. Und das haben die im Flugzeug die ganze Zeit gebracht, garniert durch ständiges rütteln an meiner Rückenlehne. Einmal musste eine des „Trio Infernale“ unverhofft lachen, hatte allerdings gerade den Mund voll mit Rum-Cola. Da erging ein Sprühregen auf die Reihe vor ihr, meine Reihe (und die meiner beiden kolumbianischen jungen Sitznachbarinnen), es war nicht zu fassen. Als ich mich umdrehte und laut schimpfte, da hielt das betretenes Schweigen vielleicht ½ Stunde, dann ging es langsam aber mit einer Steigerung im Quadrat pro Zeit, wieder los. Sie hatten ihren eigen Rum dabei und nutzten ihn intensiv. Die Stimmung wurde immer ausgelassener, fast schon explosiv. So stelle ich mir einen Flug in Richtung Ballermann auf Malorca vor. Eigentlich wollten alle Sitznachbarn um die Mädels endlich schlafen, es war, München Lokalzeit, längst weit nach Mitternacht. Die Mädels offensichtlich noch lange nicht. Dauern rumpelte es an meiner Rückenlehne. Entweder durch die Füße meiner hinteren Skandalnudel oder dadurch, dass sie ihren, durch den heftigen Alkoholgenuss deutlich „schwereren“ Körper, an meiner Lehne hochziehen musste, um wieder auf die Beine zu kommen. Denn, die Mädels waren dauernd auf Achse, weil ein paar Reihen weiter vorne Freunde saßen. Die kolumbianischen Stewardessen beobachteten aufmerksam, schritten jedoch nicht ein, da waren sie wirklich extrem gnädig. Es waren auch wenig Deutsche an Board, sonst hätte es sicher Stress gegeben.
Da höre ich, dass eine der drei sich eine Schlaftablette gab und den anderen auch eine anbot. Insgeheim dachte ich mir, nach so viel Alkohol eine Schlaftablette, naja… Aber tendenziell stimmte ich mich auf Ruhe ein. Das war der positive Aspekt. Und so war es auch, etwas getrübt durch das Unvermögen einer der „Damen“, ihr Licht auszuschalten. Damit beleuchtete sie das ganze Umfeld der Sitznachbarn, die alle schon längst gerne geschlafen hätten. Glücklicherweise opferte sich einer der Betroffenen und erklärte es ihr, wie das Licht wieder ausgeht 😊 Ich hatte den Gangplatz und meine hintere Sitznachbarin der Mädels-Gang drehte sich so ausgefuchst aus ihrem Sitz, unter Mitbenutzung des Gangs, so dass wirklich niemand mehr durchgehen konnte. Mehrmals kletterten Stewardessen und Passagiere auf dem Weg zum Klo kompliziert über sie hinweg. Dann wurde es sogar einer der supertoleranten kolumbianischen Stewardessen zu bunt und scheuchte das rotzbesoffene Mädel zurück auf ihren Platz.
“ Ich war ob der Toleranz und der Fähigkeit solche Zeitgenossen zu tolerieren, von den Stewardessen sehr beeindruckt. Die Lufthansa hätte da vielleicht anders gehandelt, es wurden viele andere Passagiere dadurch echt belästigt. Für mich hatte es jedoch auch sehr lustige Aspekte. Es war so meine Vorstellung des Klischees vom Malorca-Ballermann-Prolo-Gesockse, dass ich so mal live erleben konnte. Der negative Aspekt war, ich konnte dadurch am Anfang gar nicht, später sehr schlecht schlafen, auf dem 13stündigen Flug nach Bogotá.
Der Flug kam um 04:30 in Bogotá an und ich hatte viiiiel Zeit um in die „Abteilung für Inlandsflüge“ zu gelangen. Denn der Flug Bogotá – Santa Marta verspätete sich und ging erst 07:45. So dachte ich mir, dass ich gleich mal etwas $ in kolumbianischen Peso tauschen könnte, denn, ich hatte viel zu viel $ getauscht, warum auch immer. Also reihte ich mich in die Schlange ein, waren ja nur 5 vor mir und ich beobachtete, was da am Schalter vor sich ging. Es war sehr zäh. Sehr sehr zäh. Hing damit zusammen, weil die Bediensteten hinter dem Schalter vom „Mädchennahmen der Mutter“ mit der ganzen Ahnenreihe, „Aufenthaltsort“ und vielen anderen Dingen mehr wissen wollten, die mit dem Geldwechsel so überhaupt nichts zu tun hatten. Nach gefühlten 30 Minuten (realen 10 Minuten) habe ich mich aus der Schlange ausgeklinkt. War mir zu blöd. Gibt ja auch Geldautomaten, dachte ich mir und in Santa Marta am Flughafen gibt es sicher genügend. Im Gegensatz zu Taganga. Der war früher immer kaputt. Da musste man nach Santa Marta rüber wenn man Geld brauchte.
Dann, am Flughafen von Santa Marta habe ich mir schnell ein Taxifahrer geschnappt und auf ging es nach Taganga. 42.000 Pesos kostete die halbstündige Fahrt, etwa 12 €
Der Taxifahrer bestätigte mir, dass der Tourismus unglaublich zugenommen hatte in den letzten 8 Jahren, ebenso bestätigte er die vielen venezolanischen Refuges. Ich war gespannt auf das „neue Taganga“. Das Hostel Fura y Tena haben wir gleich gefunden. Es ist ein sehr einfaches Hostel, aber sauber, eine super Dachterrasse, sehr nette und hilfsbereite Betreiber. Ein junges Pärchen mit einem kleinen vierjährigen Sohn betreiben es, die haben mir glücklicherweise gleich ein Frühstück gebastelt, denn, ich hatte ordentlichen Hunger nach deer langen Reise. Es war jetzt 10:00 Uhr vormittags, der Tag lag noch vor mir. In München, also meine gefühlte Zeit war es breits 16:00 Uhr. Der Tag fast vorbei. Bedingt durch die „außerordentlichen“ Strapazen des Fluges machte ich erstmal eine fette Siesta, um dann gleich Taganga zu erkunden. Was mich dabei sehr erfreute, das Restaurant „La Mona“ neben der Polizei gab es immer noch.
Hätte ich nicht gedacht, weil es so überhaupt nicht zum „neuen Geist“ der explodierenden und fast schon hippen Touri-Hochburg Taganga passt. Das Ambiente im Restaurant ist sehr einfach (fast schon abgefuckt, aber sauber), dafür ist das Essen gut und günstig. Klar, die Lage ist nicht gerade die beste. Aber ein guter Indikator ist, es gehen viele Einheimische hin und auch Polizisten. Und es ist schön ruhig da. Ich lasse mir ein einfaches Abendessen schmecken, eine leckere Suppe mit Rindfleisch, Yucca und Kartoffeln und ein wenig Grünzeug drin, dann ein Stück Pollo (sehr leckeres Hühnersteak) mit Reis, Tostones (zerdrückte und rausgebratene Kochbanane) und einer leckeren Bohnen-Beilage + Getränk. Für meinen Extrawunsch „Bier“ musste der Kellner erst losdüsen und es vorne im Geschäft am Strand besorgen. Das wirklich eiskalte Bier wird bei der Hitze (33 Grad) und dem Wind unglaublich schnell warm. Da muss man schnell sein…
Übrigens, das ehemalige „Hostel Bavaria“, in dem wir 2011 geraume Zeit residierten, ist kein Hostel mehr. Sowohl der Hostelbetrieb, als auch das Restaurant ist geschlossen, nur noch die Tienda, das kleine Geschäft am Eck, ist nach wie vor geöffnet (inklusiv der Katzen die nach wie vor auf dem Kühlschrank fläzen, alles unverändert).
Vielleicht bekomme ich noch raus was da passierte. Merkwürdige Geschichte, dass Kolumbien so schnell tödlich enden kann. Neben dem Casa de Felipe gibt es ein neues größeres Hotel und man kann generell sagen, dass Taganga regelrecht explodiert ist. Es wurden Häuser über Häuser teilweise in die steilen Hänge reingebaut. Und am Strand fühlt man sich wie an Italiens „Teutonengrill“. Vielleicht nicht so „deutsch“, aber eine unglaubliche Menge an Touristen. Davon auch sehr viele ausländische Touristen und auch viele Deutsche. Aber heute ist auch Sonntag und da zieht es auch viele Tagesgäste aus Santa Marta zum Playa Grande und Co, die Strände, die alle von Taganga aus per Boot gut zu erreichen sind. Gesehen habe noch, dass sie jetzt tatsächlich eine Straße in den Berg gejagt haben, um Taganga mit Playa Grande (vielleicht noch weiter…) zu verbinden, damit diese auch mit dem Auto zu erreichen sind. Schreckliche Vorstellung! Aber, in ein paar Jahren ist Taganga vermutlich eh ganz „anders“, wenn die neuen Anlagen für große Schiffe in die Bucht gebaut werden, wie leider zu befürchten ist. Da stirbt eine schöne kleine Stadt, eigendlich ein Dorf, das vom Tourismus lebt. Und sicher ist der Tayrona-Park ebenfalls ungünstig betroffen davon. Das war übrigens auch ein Beweggrund, neben dem nahen Tayrona-Park und der Natur in Minca, um nochmal ein paar Tage in Taganga zu verbringen.
Was in Taganga (bis jetzt festgestellt) beim Alten geblieben ist, die vielen freundlichen aber traurig blickenden Hunde auf der Straße, das Restaurant Mona, der böige warme Wind am Abend und in der Nacht, die Livemusik an der Strandpromenade, die vielen Schlepper, die einem eine Bootsfahrt zum Schnorcheln oder Playa Grande verkaufen wollen. Kostet so 5000 Pesos rum, also weniger als 1,50 €. Der Touri-Preis 🙂 Wie immer wird einem entschieden abgeraten, den Weg zu Fuß zu gehen, wegen der großen Überfall-Gefahr. Hat sich nicht verändert und scheint auf dem gleichen Niveau geblieben zu sein. Die „Boots-Vertriebler“ versuchen jetzt, nachdem der Tayrona-Park doch tatsächlich für Touristen geschlossen wurde, die kurze Distanz zu Playa Grande und die drei folgenden Strände als „die große Tour“ zu verkaufen. Da kann man wirklich gut zu Fuß hingehen. Aber klar, es ist auch eine Attraktion, die 10 Minuten mit dem Boot zu fahren.
Was neu ist, so unglaublich viele Touris und dadurch Hotels und Hostels. An der Strandpromenade geht es zu wie am ersten sonnigen und warmen Tag nach dem Winter in München auf der Leopoldstraße. Menschenmassen, die dann am Abend von Massen an Taxis wieder rüber nach Santa Marta oder sonst wohin gefahren werden. Es scheint auch sehr viele Musiker hier zu geben. Zum einen rennen viele mit ihren Instrumenten rum und von der Dachterrasse des Fura y Tena kann man aus unterschiedlichster Richtung vielerlei Arten an Livemusik hören, noch mehr Musik von Konserve aus Lautsprechern. Man hört noch viel Salsa, auch Reggaeton zieht langsam aber sicher auch an Kolumbiens Karibikküste ein und „globalisiert“ die Musik nachhaltig. Toll ist, dass Bands wie „Systema Solar“ ihre Basis in Taganga haben. Die Fusion von traditionellen Rhythmen mit moderner elektronischer Musik. Eine wirklich beeindruckende Salsa-Band hörte ich von der Dachterasse aus, mit alten Klassikern, von Son bis Grupo Niche und Willi Colon, dann natürlich Vallenato, Vallenato, Vallenato 😊 Aber auch elektronisches der heftigeren Sorte (Berlin-mäßiges) ist zu hören. Die harten „Bum-Bum-Bum-Beats“, ohne die vertrackten und ausgefuchsten rhythmischen Tracks der Afro- und Folklore lastigen DJs wie „El Buho“ oder Musikern wie „Systema Solar“ und Co.
Schon am ersten Tag fange ich an mich gründlich zu entspannen, trotz des enormen Zuwachses an Menschen die hier leben. Die Menschen hier in Kolumbien sind so angenehm. Es tut dem Herzen so gut sich hier zu bewegen. Aber klar, so wie es aussieht bin ich aus Taganga und der Gegend schnell wieder weg. Ist mir zu heftig. Könnte ich auch zum Teutonengrill fahren.
Aber jetzt höre ich gerade wieder ein neues Set dieser Live-Band, die wirklich perfekt alte Klassiker covert, vermutlich am Strand. Vielleicht kann ich mich noch aufraffen, sie haben gute Bläser dabei, die Trombone kommt knochentrocken und gleichzeitig messerscharf rüber. Auch die pure Techno-Nummer hat sich jetzt verändert und hat Toto La Momposina mit eingebaut, fusioniert mit Vallenato und hat plötzlich auch Gaita-Klänge integriert. Schon sehr speziell… Oder anders: „SauGeil!!!“
Aber klar, Taganga ist nicht mehr meines, nachdem ich auch noch erfahren habe, dass der Tayrona-Park für Touries geschlossen ist… Klar, das macht Sinn. Kann mir schon vorstellen wie das die letzte Zeit dort war. Eine regelrechte Invasion vermutlich. Das fanden die Kogi sicher nicht so cool. Diese Ureinwohner im Tayrona und in der angrenzenden Sierra Nevada bezeichnen sich selbst als „die älteren Brüder“, uns hingegen bezeichnen sie als „die kleinen Brüder“… Sehr interessante Perspektive. Und besonders lustig ist es, wenn man einen Kogi in seiner vollen körperlichen Größe mal erlebt hat…