Die Nacht war schrecklich, weil sich die Meldungen, die ich bezüglich Corona aus Deutschland bekam, immer schlimmer anhörten. Die Seite der deutschen Botschaften, auf der man seinen Aufenthaltsort aktuell halten sollte, war nicht mehr erreichbar, unter der Flut der Anfragen. Ich schlief nicht viel und überlegte hin und her was ich machen sollte. So ging ich erstmal raus und kaufte mir im Einkaufszentrum, circa 20 Minuten zu Fuß, eine neue Jeans. Da waren aber die Hosenbeine zu lang. Also musste man die Hose kürzen lassen. Was kein Problem darstellte, denn, die Verkäuferin gab mir im riesigen Einkaufszentrum den Namen einer Schneiderei, die dies sofort erledigen würden. Ich ging hin und zog die neue Hose an, damit sie abstecken konnten, wieviel die Beine gekürzt werden sollten. Als ich die neue Hose anhatte und er das Maß nahm, bekam ich einen starken Hustenreiz, der sich immer weiter steigerte. Dadurch, dass ich ihn schon einige Zeit unterdrückt hatte, brach der Husten ganz unvermittelt und ohne, dass ich es steuern hätte können, in einer Gewalt aus und gleichzeitig begann ich zu schwitzen und wurde ganz rot im Gesicht. Das Entsetzen der Leute um mich war nicht zu übersehen. Ich verzog mich schnell in die Umkleidekabine, schmiss regelrecht die neue Hose hin und verlies fluchtartig das Geschäft und wollte nur raus aus der riesigen Shopping Mall, um nicht auch noch festgenommen zu werden und in einem Krankenhaus unter Quarantäne zu landen. Auf halben Weg zur Straße stelle ich fest, dass ich meine Tasche mit allen meinen Papieren und meinem Geld in der Umkleidekabine vergessen hatte. Es half nichts, ich musste zurück, und zwar so schnell wie nur möglich. OK, nochmal hoch, alle guckten komisch, aber ich musste in die Umkleidekabine und da war meine Tasche auch noch da. Glücklicherweise. Ohne Pass, das wäre blöd gewesen…
Ich bekam nach einer halben Stunde meine gekürzte Hose, die ich dringend für die Kaffeezone benötigte, denn, ich hatte mich doch entschlossen, Paula und Germán zu besuchen, zumindest für zwei oder drei Tage.
Germán gab mir die nötigen Tipps, von wo ich mit welchen Buslinien am nächsten Tag losfahren sollte. Der Busbahnhof Süd war eigentlich gleich beim nationalen Flughafen Olaya Herrera Medellíns. Und tatsächlich, ich wunderte mich selbst über mich und diese Entscheidung, doch noch in die Kaffeezone zu fahren. Ich verbrachte die Nacht im Hotel, ganz still und zurückgezogen, aber überhaupt nicht relaxt und plante dennoch für den nächsten Tag die Busfahrt in die Kaffeezone.