Nach dem Frühstück hatte ich bereits fertig gepackt, um fertig zu sein, wenn eine Lancha (ein Boot) kommen würde. Denn heute wollte ich sicher nach Nuqui zurück. Ich hatte ja noch Zeit und plante, am Ende des Urlaubs nochmal eine Woche nach Termales zu kommen. Jetzt wollte ich erst aber mal weiter…
Das Boot kam dann auch. Ich hatte meine Hängematte am Strand platziert und hielt Ausschau. Tatsächlich kam Santiago mit drei Gästen an. Er war auch bereit mich nach Nuqui mitzunehmen. Sehr fein, dachte ich mir. Mein Gepäck war bereits fertig, also musste ich nur noch ein wenig warten, bis seine Gäste aus dem Thermalbad zurückkamen und gegessen hatten. Ich habe mir auch noch ein leckeres Essen bei Sirena Negra schmecken lassen. Aber Santiago kam und kam nicht. So hängte ich meine Hängematte im Haus auf, natürlich in Sichtweite zum Strand. Dort wartete ich. Ich schlief ein, was ein folgenschwerer Fehler war.
Als ich aufwachte war er immer noch nicht da. Also blieb ich in der Hängematte. Ich war beruhigt, denn, so wie ich es verstanden hatte wollte er mit seinen Gästen bei Moringa im Restaurant essen. Das hätte ich dann schon mitbekommen, selbst wenn ich eingenickt war. In dieser Zeit beobachtete ich, wie sie ein lebendes Schwein aus dem Stall im Garten in ein Boot brachten, sehr zur großen und recht lautstarken Entrüstung des Schweines.
Leute gingen und kamen. Santiago war nicht dabei. Als ich runter ging und auf den Strand, wo ich nach dem Boot Ausschau hielt, aber da war keines mehr da. Ich fragte Moringa, wo denn Santiago verblieben war. Ihr entglitt nur für einen Bruchteil einer Sekunde ein verräterisches süffisantes Lächeln und sie sagte, Santiago wäre schon lange weg und sie hätte sich schon gewundert… „Schon gewundert“, sehr witzig, sie hätte einen Ton sagen können, denn, sie kannte meine Pläne. Aber dieser Fuchs von Moringa wusste auch genau, dass ich noch eine Nacht bleiben musste, wenn Santiago ohne mich fahren würde. Und das war jetzt genau der Fall. Ich prüfte alle Optionen, studierte Karten (OpenStreetMap, die wirklich beste Karte für diese Gegend, wenn man die Höhenlinien nachlädt) ob es eine Möglichkeit gab, die Strecke irgendwie zu Fuß zu gehen. Aber es waren keine Wege eingezeichnet und kurz nach Guachalito wurde das Ufer sehr steil, so dass man vermutlich am Strand nicht gehen konnte. Das Experiment war mir allein zu riskant und die Strecke doch beachtlich, obwohl ich keinen übermäßig schweren Rucksack dabei hatte für die paar Tage. Ich musste (zähneknirschend) eine weitere Nacht bleiben und bereits um 06:00, quasi noch bei Dunkelheit aufstehen und noch dazu viel zu früh in Nuqui ankommen, so dass ich vermutlich dort die Zeit totschlagen musste bis ich ein Zimmer beziehen konnte. Denn die Fahrt mit dem Boot dauerte vermutlich nicht länger als einer Stunde, trotz der Zwischenhalte. Ein wenig „unrelaxt“ die Situation, nur weil ich eine halbe Stunde zu relaxt war und Moringa 50.000 Cop zusätzlichen Verdienst cool findet.
Ich nahm mir vor mich für die restliche Zeit ein wenig zu reduzieren (lächerlicher Liebesentzug… ) und mich ganz auf die Abfahrt morgen zu konzentrieren.
Komisch, letztes Mal ging ich auch mit einer Unzufriedenheit weg, was aber andere Gründe hatte, aber auch mit Geld zu tun hatte. Dieses Mal jedoch hatte ich für Moringa gut sichtbar akribisch jede Ausgabe notiert, so dass sie für die Endabrechnung zu mir kam und mich die Summe mit dem Taschenrechner des Telefons aufaddieren ließ.
Ja, jetzt war mir die Lust auf Termales vergangen. Ich verzog mich in die Hängematte ins Haus auf der Veranda und hatte nicht mehr vor, diese die restliche Zeit nochmal zu verlassen. Ich war sauer, so sehr ich mich auch innerlich dagegen sträubte.
Das kolumbianische Pärchen, das seit gestern Nachmittag ebenfalls bei Moringa wohnte, machte nicht nur nachts viel rhythmische Geräusche, sondern sprühte, gerade beim Abendessen sich ebenfalls auf der Veranda befindend, alles immer wieder (und parallel wild hustend) mit einem wirklich übelriechenden Antimückengift ein. Schreckliches Zeug und das beim Essen.
Ich versuchte, in der Hängematte liegend, die Zeit bis die Wolke durch war, immer die Luft anzuhalten. Mit nur mäßigem Erfolg…
Moringa kam hoch, wollte das Moskitonetz über dem Bett aufziehen, doch das hatte ich längst erledigt.
Ich fragte nach, wie das mit dem Boot in der Früh laufen würde, sie erklärte, dass sich Neri darum kümmern würde, dass das Boot auch wirklich anlegt. OK, schien kein Problem zu sein.