Das Aufstehen um 06:00 funktionierte hervorragend. Ich versuchte möglichst keinen Lärm zu machen, was mir nur mäßig gelang, da ich auch kein Licht machen wollte. Da knallte schon der Zusatzakku scheppernd auf den Holzboden. Es graute zwar bereits der Morgen, war aber noch dunkel und mein Licht beleuchtete das ganze erste Stockwerk, da die Wände ja quasi nur Raumteiler waren. Um 06:30 stolperte ich runter, Moringa war bereits wach, Mono (Schwiegersohn) lies sich auch kurz blicken und Neri stand bereit, mir behilflich zu sein um auf das Boot zu kommen. Ich zahlte noch schnell meine restlichen Schulden bei Moringa und schon ging es zu Fuß los, in südlicher Richtung aus dem Dorf, bis zum Fluss. Anscheinend war es da für das Boot leichter zu landen. Auch zwei der Hunde begleiteten uns und es war überhaupt erstaunlich viel los um die Zeit. Schulkinder, Fischer, potenzielle Reisende. Es war vielleicht mehr los als tagsüber, wenn es so heiß war.
Das Boot kam dann auch gleich, der Einsteigevorgang war easy, doch dann kamen, wie es der Pazifik in seiner „witzigen Ader“ manchmal macht, doch ein paar größere Wellen. Ich saß schon im Boot, alles war wasserdicht verpackt, selbst ein Kentern des Bootes wäre nicht so schlimm gewesen. Ich wäre nass geworden, aber meine Sachen waren sicher. Die Wellen warfen das Boot auf und der Mann am Bug, mit seiner langen Stange, der dafür sorge trug, dass das Boot 90 Grad zu den Wellen stand solange Leute ein- und ausstiegen, der hatte alle Hände voll zu tun das Boot in dieser Position zu halten. Es waren aber nur drei oder vier größere Wellen, dann wurde es wieder ruhiger.
Alle waren eingestiegen und es ging los. Zwei Burschen wurden dann noch genau am Restaurant von Moringa aufgepickt, dann ging es auf einen Ein/Aussteige-Abstecher nach Jovi und dann ohne Unterbrechung direkt nach Nuqui. Auf dem Weg fing es zum Regnen an und es wurden Planen verteilt, um sich dagegen zu schützen. Aber der Regen war nicht stark, trotzdem war die Plane auch ein guter Windschutz.
Um kurz vor 8 war ich in Nuqui. Das „Las Flores“ hatte bereits geöffnet. Schon beim Reingehen stieg mir der Geruch des merkwürdigen Giftcocktails in die Nase, mit dem der Wirt die Tische abzuwischen pflegte. Aber ich war schon drin, ich konnte nur schwer wieder zurück. Also bestellte ich mir ein Frühstück, schwor mir aber, das nächste Mal ins Restaurant daneben zu gehen, von dem Eva so schwärmte.
Gemächlich trottete ich im nassgeregneten und verhangenen Nuqui in Richtung Hotel „Las Palmas del Pacifico“, in dem mein restliches Gepäck aufbewahrt wurde. Mein „normales“ Zimmer 201 war schon belegt, so bekam ich 207, ganz hinten, mit direktem Blick auf den Fußballplatz und zwei deutlich größeren Hängematten auf einer sehr geräumigen Veranda. Sehr schön! Auch das Zimmer war heller und luftiger, der Wind strich durch das Zimmer und das Bad, durch die vielen nur mit Fliegengitter verhangenen fensterartigen Öffnungen. Nur das Mosquitonetz war etwas zu klein, wie im anderen Zimmer auch.
Noch bevor ich duschte legte ich mich ein wenig in die Hängematte. Da kam ein deutsches Pärchen, meine Zimmernachbarn an. Sie ging gleich wieder los, hatte wohl eine Tour geplant, er fletzte sich in die andere Hängematte und sagte von diesem Zeitpunkt an nichts mehr. Recht unkommunikativ, aber das störte mich nicht. Ich duschte erstmal ausgiebig, zog frischgewaschene Sachen an, denn die wurden in meiner Abwesenheit von der „Hausperle“ für 15.000 Cop gewaschen. Noch ein wenig Hängemattenbehorchung und dann schnell zum Mittagessen. Ich ging in das Restaurant direkt gegenüber dem Flughafen und bereute es absolut nicht. Ein extrem leckerer Fisch mit Bananen in Nelkensoße, Bohnengemüse mit eine Art Spinat, vorher eine Fischsuppe und hinterher einen Fruchtsaft, der laut Bedienung ein Aphrodisiakum wäre. Geschmeckt hat der Saft lecker und ich konnte mich erinnern, dass ich das letztes Jahr schon getrunken hatte. Da ich allein reiste, fragte ich mich zwar ein wenig nach dem Sinn, aber egal, war lecker. Auch eine Nachspeise, bestehend aus einem sehr feinen und recht alten (ich meine gut gereiften) Stück Hartkäse, mit einer Art von Marmelade, bestehend aus wieder dieser speziellen Frucht bestrichen war. SEHR lecker und recht einfallsreich. Ich bereute es definitiv nicht das Restaurant gewechselt zu haben.
Nuqui war wieder voll von voll bewaffneten Soldaten. Keine Ahnung warum. Ich ging zurück zum Hotel und erst wieder gegen Abend, als es kühler war, zum Strand runter, wo mich die coole Musik hinzog, genehmigte mir ein Bier, beobachtete eine fette Kröte, die sich aus dem Dickicht auf den Strand bewegte, wohl auf der Nahrung nach leckeren „Hautflüglern“ und sonstigen im Dunkeln rumkreisenden Fleischbeuten. Das war eine Schöne Stimmung da, der Mond wurde auch langsam wieder sichtbar. Noch bis Mitternacht schaukelte ich in der Hängematte vorm Zimmer und sog die angenehme kühlere Luft in mich ein.
Interessant ist vielleicht noch, so ein Haus komplett aus Holz in den Tropen, da muss man offensichtlich ständig dran sein und immer irgendwo ausbessern und renovieren. Das scheint schon ein paar Ecken schneller zu gehen als in Deutschland, wo dann zumindest im Winter mal „Ruhezeit“ ist für die meisten Schädlinge. Leider scheinen Kolumbianer in den Tropen generell dazu zu tendieren, irgendwelche chemischen Mittel zu verwenden. Vielleicht geht es auch aus deren Sicht nicht anders. Seit ich den Wirt im „Las Flores“ bei seiner „chemischen Tischhygiene“ beobachtete und das Mittel roch, konnte ich es quasi überall riechen. Das schien hier ganz normal zu sein. Auch beim Putzen. Man verwendet UNMENGEN von wirklich „schrecklich gut“ riechende Reinigungsmittel, so dass es mir, trotz der guten Belüftung nicht möglich ist, sofort in den Raum zu gehen. Nach ein paar Stunden geht es dann, aber direkt nach dem Putzen – NO GO.
Vielleicht bin ich auch diesbezüglich verwöhnt. Es stößt mir ja schon auf, wenn in der U-Bahn mein Nebenmann frisch weichgespülte Kleidung an hat. Das ist für mich, da ich keinen Weichspüler verwende, nur sehr schwer auszuhalten und empfinde ich als Gestank. Auch im Haushalt verwende ich praktisch ausschließlich Essig als Reinigungsmittel.