Ich fuhr nicht ab, es war mir zu früh. Das Wetter war durchwachsen. So hängte ich meine Hängematte diesmal nicht zwischen den beiden Palmen direkt am Strand auf, sondern oben im Haus, direkt neben meinem Zimmer. Ich dachte, dass wie an den Vortagen etwas Luft durchziehen würde, da das Haus ja sowohl vorne, als auch hinten offen war und quasi direkt am Strand stand. Aber an diesem Tag war es nicht so. Die Luft stand still und binnen Minuten lief mir der Schweiß runter. Kurze Zeit später begann es tatsächlich zu regnen, mein Bauchgefühl war richtig. Den ganzen Tag über gab es Immer wieder Regenschauer und ich blieb in der Hängematte mit einem guten Buch. Klar, mittags habe ich mir das superleckere Essen von Moringa gut schmecken lassen.
Gegen Abend wollte ich ein wenig in den Wald hoch. Dazu musste ich erst in Richtung Thermalbad gehen, direkt davor ging es links weg, hoch zum Wald. Vorher traf ich noch den vom letzten Jahr bekannten und etwas „schwuchtelig“ wirkenden Cousin von Moringa, der aber total nett war. er lebte gleich hinter dem Bach, der quer durch Termales läuft. Da baute er sich gerade eine Hütte aus Bambus und nur aus Naturmaterialien aus dem nahen Wald.
An der Abzweigung vor dem Bad war ein großes Schild befestigt, auf dem stand, dass es verboten war, ohne Führer hoch zu laufen. Ok, ich war „deutsch“ genug mich daran zu halten, obwohl ich nicht vor hatte, die 1 1/2 Stunden bis zu den 4 Encantas (beliebtes Ziel für eine Tour mit Führer und Deutsche sind ja bekannt dafür dass sie „Führer“ lieben) hochzulaufen. Wäre auch ein viel zu spätes Ziel gewesen, weil der Tag kurz vor Schluss war und es in einer Stunde dunkel werden würde.
Ich ging wieder zurück und lief, wie am Vorabend, durch das Dorf in Richtung Norden, weiter am Strand entlang bis zu der Stelle, wo der größere Bach ins Meer hineinläuft. Es war schön zu beobachten, wie die steigende Flut immer mehr in den Fluss vordrang und immer mehr die Vorherrschaft übernahm, wenn auch nur für wenige Stunden.
Ich musste dann doch schauen noch drüber zu kommen, ohne schwimmen zu müssen. Das geht ganz schnell, das Wasser stieg rasant.
Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg begegnete ich Ruben, der mich letztes Jahr zu den 4 Encantas führte, mit der aufregenden Begegnung mit den beiden Schlangen auf dem Weg. Ruben scheint hier in Termales sowas wie ein „Schweizer Taschenmesser“ zu sein. Führer, Wildnispädagoge, Surflehrer, bald Hostel Besitzer und heute unterwegs als Kanalarbeiter, der die Frischwasserleitungen am Dorfende entsandete/spühlte.
Durch die vielen Wolken war die Szenerie des Sonnenuntergangs noch dramatischer als sonst. Beeindruckend!
Später baute der „Barbier von Termales“ wieder seinen Stand auf.
Ich zählte bei Moringa noch alle Rechnungen der letzten Tage und Nächte, immerhin schon 5 Nächte, mit der kommenden Nacht (430.000 COP), da ich am nächsten Tag wieder mal vorhatte, bei passender Gelegenheit mit einer Lancha nach Nuqui zu fahren. Die regelmäßige Verbindung ging hier in Termales bereits um 06:30 und das war mir am heutigen Morgen bereits zu früh gewesen.
Ich bat Moringa noch, doch den Generator für den Strom ein wenig länger laufen zu lassen, damit ich es schaffen konnte, alle meine Batterien meiner Geräte aufzuladen. Sie erklärte mir, dass der große zentrale Generator für das Dorf schon einige Zeit nicht mehr laufe, da kein Treibstoff mehr da war. Daher hatten sie für das Haus einen eigenen kleinen Generator, für den es inzwischen auch keinen Sprit mehr gab, daher der punktuelle Einsatz des Generators. Sie versprach mir aber, dass diesmal der Generator länger laufen würde und tatsächlich, quasi die ganze Nacht werkelt das alte Teil lautstark vor sich hin. Auch wieder nichts…