Es gab bei „Sirena Negra“ ein leckeres Frühstück, wie immer.
Dann lies ich gleich die Rechnung klarmachen. In Summe 433.000 COP. Für 4 Tage
recht ordentlich… Es blieben mir somit nur noch 130.000 COP. Davon waren 30.000
COP für Neris und seine Abholaktion vor ein paar Tagen gedacht. Also blieben 100.000
COP. Nicht mehr viel Spielgeld. Ich musste daher unbedingt heute zurückfahren.
Es musste dazu heute unbedingt ein Schiff kommen, das mit Touristen in
Thermales anlegt und mich dann mit zurück nach Nuqui nehmen könnte. Denn die
regelmäßige tägliche Verbindung nach Nuqui ging nur Wochentags, nicht am
Sonntag.
Als Alternative legte ich mir zurecht, ich könnte auch zu Fuß zurück nach
Guachalitos gehen, dort den Santiago in Nuqui anrufen, damit der mich dann mit
dem Boot abholt. Den erst in Guachalitos gab es wieder zumindest ab und zu
Telefonverbindung. Weil, Santiago musste ich eh noch ausbezahlen, da wäre es
auf die weiteren 35.000 COP nicht angekommen und auf den war auch verlass. Das
hätte gepasst. Aber glücklicherweise taten sich bessere Möglichkeiten auf. Ein
Schiff mit 4 Touristen und einem starken Motor legte an und ich konnte, so gegen
13:00 Uhr, mit nach Nuqui fahren. Moringa arrangierte das freundlicherweise für
mich.
In der Zwischenzeit ging ich ein wenig in Termales spazieren
und begegnete einer Gruppe, echt zum Fürchten. Es war 11:00 Uhr vormittags,
zwei Leute der Gruppe mit einer Flasche Rum in der Hand, zahlreiche
Bierflaschen standen rum. Es waren, so schien mir, Leute der gleichen Gruppe,
die mir gestern im Thermalbad schon SEHR suspekt waren.
Da kann man dann schon verstehen, warum manche Bewohner in Thermales mit
Touristen etwas „mit Abstand“ umgehen, um es vorsichtig auszudrücken. Waren ja
eh nur eine Hand voll. Die Mehrzahl war distanziert freundlich, nur wenige
reagierten überhaupt nicht auf Grüßen.
Ich saß dann im Stuhl am Strand und beobachtete die Weite des Pazifiks, die Territoriumskämpfe der Krabben und deren Reinigungsaktionen ihrer Behausungen, die spielenden Kinder am Strand, die so unglaublich schnell hinter dem Fußball herrennen konnten, dass man ihre Beine schon fast nicht mehr sehen konnte und die vorbeiziehenden Schiffe. Sehr angenehm, überhaupt nicht langweilig.
Um 12:00 schenkte ich Moringa meine bewährte orange Hängematte aus Fallschirmseide, die sie regelrecht eingefordert hatte. Ich hätte sie ihr gerne ohne ihre Aufforderung geschenkt, aber ok, sie bekam sie trotzdem. Dann noch die 30.000 COP für Neris, die ich Moringa gab, damit sie diese später an Neris geben sollte. Für die Bootsfahrt vor ein paar Tagen nach Guachalito, um meine Sachen zu holen. Ich hoffte sie würde es wirklich tun…
Somit war jetzt wirklich alles getan hier in Thermales und ich wartete nur noch bis um 13:00 Uhr das Schiff ablegen würde.
Die zweite Tochter von Moringa (Name vergessen) wurde mit der Zeit wirklich netter und gesprächiger. Es schien am Anfang, genauso wie bei ihrem Freund oder Mann, eine Art von Scheue gegenüber Fremden zu sein. Der Mann von La Flaca, Señor Davidson, war außerordentlich sympathisch und sprach inzwischen in ganzen spanischen Sätzen mit mir und nicht nur, wie am Anfang, in spanischen Wortfetzen. (Ich nix von diese Baustelle…) Am entspanntesten, so schien es mir, war mein Verhältnis zu Neris und seinem Bruder. Das war ganz klar, ganz sauber. Unkompliziert, ohne Schnörkel. Sehr angenehm die beiden!
Den Neris würde ich gerne ein wenig mit seiner Musik
unterstützen, ist aber, so ganz ohne Telefon und Internet, nicht ganz so
einfach…
Aber die Aufnahmen seiner Performance vor zwei Tagen werde ich Ihm zukommen
lassen. Schade, dass ich keinen USB-Stick dabeihatte, sonst hätte ich es ihm
gleich geben können. Aber Davidson meinte, ich könne es ihm per Mail senden.
Naja, da war ihm nicht bewusst, von welcher Datenmenge wir reden…
Moringa lud mich noch zum Essen und auf ein Bier ein. Es gab
leckere Bohnen mit Kartoffeln.
So gegen 13:00 Uhr, wir wollen gerade los, kreisten zwei Hubschrauber über uns.
Einer davon landet circa 1 Km entfernt am Strand und circa 10 Soldaten stiegen
aus. Komisches Gefühl, in Anbetracht der nahen Geschichte des Landes. Ein
interessantes Bild war, den ganzen Strand runter, bis zum Landeplatz, versammelten
sich zahlreiche Menschen am Strand, aufgeschreckt durch das Geräusch der
Helikopter. Aber nicht direkt am Strand, sondern nur bis zu dem Bereich, wo er
anfängt, wo die Plamen aufhörten. Da habe ich leider kein Foto machen können,
das wäre vermutlich wirklich super geworden…
Als wir ins Boot stiegen, da waren interessanterweise bereits die ersten
Soldaten bei Moringa im „Restaurant“ und hatten eine Suppe in der Hand. Wie auch
immer die das so schnell schaffen konnten. Vermutlich waren bereits andere
Soldaten da, oder, die -zeit war länger als ich dachte.
Es ging mit dem Boot zuerst nach Guachalito, es stiegen ein Pärchen der Fahrgäste dort aus. Die wollten zum Tauchclub dort. Dafür stieg zusätzlich zu den sonstigen 4 Fahrgästen eine hiesige Frau ein. In Jovi gab es Mittagessen. Ich hatte bereits gegessen, Saß daher etwas abseits bei einer Gruppe Kolumbien-Touries (Paisas), später machte ich dann Siesta in der Nähe des Strandes. Schrecklich steiniger Strand in Jovi und eine komische Atmosphäre. War mir nicht sehr sympathisch das Dorf. Auch der Weg zum Boot ist bei Ebbe sehr lange. Den Grund, warum angeblich so viele Deutsche hier in Jovi sind, der erschloss sich mir definitiv nicht.
Dann ging es lustigerweise wieder zurück nach Guachalito und dort wieder mit einer Pause von einer Stunde. Warum auch immer. Mir war es egal, ich war nur froh, dass ich trotz Sonntag einen Weg gefunden hatte, mit dem Boot nach Nuqui zurück zu kommen. Dazu ein größeres Boot mit einem starken Motor und keiner „Nussschale“. Ich vertrieb mir die Zeit in Guachalito, indem ich mit dem Nachbarn von Santiago und Moises ratschte, der in seinem Haus den Tauchclub beherbergte. Auch ein Bier genehmigte ich mir. Wer kreuzte ganz unverhofft wieder auf, der Ruben, der uns im Dschungel vor ein paar Tagen zu den Wasserfällen geführt hatte. Der war echt viel und gerne zu Fuß unterwegs. Er meinte, dass man hier in Guachalitos gut Volleyball spielen könne. Vermutlich war auch die potenzielle Telefonverbindung für das Handy dafür verantwortlich. Denn in Termales, da geht nix mit Telefon und so.
Es wurde bereits Abend und endlich ging es nach Nuqui. Bei Flut und relativ ruhiger See. Die Einfahrt hinter der Insel in den Fluss, der dann hochgeht zum Hafen von Nuqui, der sieht bei Flut natürlich viel besser aus. Nicht so viel Matsch und Baaz, auch konnte er relativ schnell den Fluss hochfahren und legte noch vor dem Hafen an, so dass man dann quasi an der Hauptstraße rauskam. Im „Geschäfts- und Vergnügungsviertel“. Der sympathische Bootsführer verlangte merkwürdigerweise für die Überfahrt keinen Pfennig, obwohl ich hartnäckig zu zahlen versuchte. Was möglicherweise damit zusammenhing, dass ihm Moringa erzählte, dass ich praktisch kein Bargeld mehr hatte. Fand ich sehr nett und half mir enorm weiter!
Einer der Mitfahrer, der Führer der Gruppe, zeigte mir den Platz in Nuqui, an dem man Bargeld bekam. Aber da war leider kein Geldautomat, sondern ein Büro, das Geld auszahlte, wenn man ein Konto bei der Bancolombia hatte. Ob mir das weiterhelfen würde? Klar, momentan war das Büro geschlossen. Später erfuhr ich, dass am nächsten Tag Feiertag sei und das Büro deshalb vermutlich ebenfalls nicht geöffnet haben werde. Super Aussichten…
Ich checkte im Hostel Las Palmas del Pacifico ein und bezahlte meine letzten 50.000 COP für die Übernachtung, hatte jetzt nur noch 35.000 COP bar, also rund 10 €. Somit konnte ich meine Schulden bei Santiago nicht zahlen. Ich hatte aber noch ganz andere Probleme. Denn ich musste einen Flug von Nuqui aus nach Medellín bekommen. Für den nächsten Tag gab es schon keine Flüge mehr, ich musste also bis mindestens bis Dienstag bleiben. Für Dienstag gab es zwei Plätze, im Laufe der Versuche diesen Platz zu ergattern dann nur noch einen, was mich dann doch langsam nervös machte. Diesen letzten Platz konnte ich mir glücklicherweise schnappen und war schon mal ein großes Problem los. Dafür hatte ich ein neues Problem, denn, ich benötigte eine zusätzliche Übernachtung in Nuqiu, hatte aber kein Geld mehr…
Als nächstes buchte ich den Weiterflug von Medellín nach Santa Marta auf Dienstag. Das mit dem Bargeld in Nuqui wurde jetzt sehr schwierig…
Im Hotel funktionierte in meinem Zimmer das Wasser wieder nicht, Duschen war nicht möglich. Dadurch, dass ich mich so intensiv mit dem Buchen der Flüge und dem Organisieren beschäftigte, spielte das Duschen eine eher untergeordnete Rolle. Die sich, jetzt nach getaner Arbeit, aber deutlich verstärkte. Denn es war spät, es war ein langer Tag und eine Dusche wäre einfach super angenehm und dringend nötig gewesen. Aber es ging nicht. Nicht mal im Wasserhahn floss Wasser und die Klospülung ging natürlich auch nicht. Dadurch stank es entsetzlich aus dem Klo. War mir alles egal, ich war saumüde und legte mich schlafen. Was nicht so gut gelang, weil mich die Mosquitos wieder recht kräftig erwischt hatten am Abend. Denn ich war doch noch eine geraume Zeit in der Hängematte draußen abgehangen.