Trigana Choco – Rückfahrt Necoclí – Dienstag, 12.03.19

Das Aufstehen viel diesmal sehr leicht. Nein, es waren nicht die Brüllaffen oder kreischende Aras, es war ein Laubgebläse, angetrieben durch einen nervig lauten Benzinmotor: Ich musste an den Herbst in Deutschland denken, wenn jeder Hausmeister so ein Teil aus dem Keller reißt und anfängt die Nachbarschaft zu belästigen. Kurz vor 07:00 Uhr ging es los. Da wurde im Nachbargebäude, wo ich am Sonntag beherbergt wurde bis meine Vermieter ankamen, mit Großreinemachen des Rasens begonnen. Der junge Kerl, der mich so freundlich bewirtete, der war für das Haus verantwortlich und anscheinend hatten sich für heute Gäste angesagt.
Ich machte mein Gepäck schon mal seefest für die Überfahrt zurück nach Necoclí. Dafür eignen sich ja am besten die großen schwarzen Mülltüten. Ich hatte mir inzwischen einen guten Vorrat an unterschiedlichen Tüten angelegt. Für jede Gelegenheit quasi.
Dann kletterte ich die steile Treppe (eigentlich eine Leiter) runter zu Edison und Marcella. Bekam einen Kaffee, sendete schnell „ein Fax auf dem Seeweg nach Deutschland“ und ging dann runter zum Meer zum Baden, denn, im Hostel gab es ja praktisch kein Wasser. Die „Dusche“ funktionierte über einen kleinen Eimer mit Loch, den man in ein großes Fass tauchte und daraus Wasser schöpfte. Das kleine Loch war dann die Dusche. Und das Fass war nicht so richtig voll. Ich bevorzugte jedenfalls das Meer. Auch wenn das Salzwasser nicht das Gelbe vom Ei ist. Besser als nix.
Dann ging ich noch zu der lustigen Schwarzen, bei der ich mein Ticket für die Überfahrt gekauft hatte, um meine Restschulden von gestern zu begleichen. Denn sie konnte mir gestern nicht rausgeben, da sagte sie, ich solle es ihr morgen geben. Das tat ich dann auch. Auf dem Weg hin begegnete mit Thomas. Ich lud ihn gleich zum Frühstück ein. Ging hoch, packte mein Zeug fertig, verabschiedete mich von Edison und Marcella und brachte mein Zeug runter zum „Hotel/Restaurant“ am Steg. Da war das Frühstück inzwischen gekommen und Thomas und ich frühstückten in Ruhe.

Es war sehr schön dass Thomas gekommen war. Es verband uns etwas, seit wir gestern die Tour gemacht hatten, quasi den ganzen Tag miteinander verbracht hatten. Es war eine schöne Verbindung. Ich mochte seinen Humor. Er lachte auch „im richtigen Moment“, was nicht alle tun. Viele verstehen meinen Humor nicht, er schon.
Als dann das Schiff tatsächlich gegen 11:20 ankam, dann ging alles sehr schnell. Ich packte mein Zeug, sprang auf den Steg und kletterte auf das Schiff. Wen sah ich da, die gute Wienerin, die Jutta aus dem Hostel in Tolú. Das war eine Freude! Ich setzte mich neben sie. Thomas stand noch am Strand, sah mich nicht mehr und verschwand. Ich hätte ihm noch gerne zugewunken, zu spät. Die freudige Ablenkung mit Jutta dauerte zu lange.
Die Fahrt war deutlich ruhiger, das Boot fuhr nicht so schnell, die Wellen waren nicht so hoch und vor allem, ich hatte einen deutlich besseren Platz. Ein wenig Mitleid hatte ich mit einer jungen Frau, die ungefähr an der gleichen Stelle nur auf der anderen Seite saß, wo ich auf der Hinfahrt gesessen war und wo mir Ohren, Gesicht und Nase so gründlich mit Salzwasser gespült und massiert wurden. Nicht sehr angenehm! Bei mir ging es, obwohl ich wieder am Rand saß, aber weiter vorne. Aber auch nicht ganz vorne, denn, da ist die Schiffsbewegung zu stark. Das Mädchen vor uns versank tief in der Kotztüte und kam nicht mehr raus. Jutta bemerkte, dass sie noch nicht mal ihre Schwimmweste angezogen hatte, denn, sie war in Trigana kurz raus aufs Klo gegangen und das Boot hat gewartet. Sowas geht in Kolumbien problemlos. Jutta besorgte ihr auf dem schwankenden Schiff eine Schwimmweste, ein paar weitere Kotztüten und ich half ihr in die Schwimmweste. Sie versenkte sich wieder in die Tüte und ward dann nicht mehr gesehen, bis zur Ankunft. Ja, es war schon ein rechtes Geschaukel, aber, die Hinfahrt war wirklich heftig! Hängt immer vom Wind ab, wie schnell das Boot geht und vor allem, in welchem Winkel es in die Wellen fahren muss.


Die Fahrt ging im Fluge, durch den Ratsch mit der Jutta. Sie wollte weiter nach Arboletes, da wo ich vor ein paar Tagen herkam. Ich gab ihr gleich noch den Tipp mit dem Hostel El Faro. Vergaß nur zu sagen, dass der Besitzer deutsch sprach. Das hätte ihr gefallen.

Ich half Jutta noch zum „Busterminal“, der in Necoclí aus einer Straße bestand, in der die Buse hielten. Sie fand auch gleich einen der in die richtige Richtung fuhr und war schon unterwegs nach Arboletes. Ich ging zurück zum Hostel und suchte auf dem Weg einen Geldautomaten, denn, ich hatte NIX mehr. Ich hätte auch keinen Tag länger in Trigana bleiben können, da hatte ich ein wenig zu knapp kalkuliert. Das darf mir in Nuqui definitiv nicht passieren, denn, da ist es von der Infrastruktur her deutlich schlechter.

Ich bezog mein Zimmer, verlängerte auf insgesamt zwei Nächte, um den Druck rauszunehmen, denn ich musste auch noch eine Wäscherei finden. Ich hatte nichts mehr zum Anziehen. Einen Geldautomaten fand ich nach langer Suche und er war eigentlich ganz nahe. Ich hatte nur geglaubt, dass ich ihn gefunden hatte, da war eine Schlange von mindestens 30 Leuten davor. Aber das war der falsche, wie ich später erfuhr. Ich muss schon sagen, wie machen das Leute, die hier rumreisen und kein Wort spanisch verstehen und auch keine Telefonkarte für Internet kaufen, damit sie einen Translator zum Einsatz bringen können… Ich gönnte mir noch einen leckeren Nispero-Saft am Markt, man wird mit der Zeit definitiv ignoranter und schmeißt sich überall rein. Da gibt’s dann auch immer interessante Gespräche.