Von Gilberto, dem sympathischen Verwalter des Hotels Palmas del Pacifico bekam ich in der Früh gleich einen Kaffee, denn, ich musste schon um 06:30 aufstehen.
Um 08:00 sollte ich am „Hafen“ von Nuqui sein, damit mich Santiago mit seinem Boot dort abholen konnte. Santiago hat eine kleine Agentur und fährt mit Touristen sowohl in den Naturschutzpark zu den Delfinen und Co, als auch nach Süden die Küste hoch. Hat in Guachalito selber kleine Apartments, die er vermietet (bzw. sein Bruder). Das in Guachalito ist interessant, wenn man die ECHTE Ruhe und Abgeschiedenheit liebt. Wobei, gleich über den Hügel, 300 m Fußweg, da kann man auch am Strand mit den Leuten da Volleyball spielen oder sich an der Strandbar ein Bier gönnen (Club Nautilus). Ich habe die Zeit dort sehr genossen, aber, dazu mehr später. Telefon Santiago Cardona: 3008281347 oder 3186642266. (Sehr zu empfehlen der Mann, für alle möglichen Aktivitäten)
Ich sparte mir das Frühstück, da ich nicht wusste, wie sich die Überfahrt auf dem sehr kleinen Boot entwickeln würde. Ständig kamen kleine Boote an und Passagiere stiegen ein oder aus. Auch eines der „großen“ Boote, die vermutlich die Strecke nach Buenaventura fuhren lagen an. Echt alte Kisten, damit bei Sturm auf dem Pazifik… naja.
Ich wurde von Santiago pünktlich abgeholt. Um auf das Boot zu kommen musste man echt aufpassen, denn die Treppe runter zum Wasser (es war gerade Ebbe) war super schmierig. Das Boot legte nicht an, sondern fuhr nur nahe ran. Ein Sprung und schon war ich auf dem schwankenden kleinen Boot von Santiago. Dann ging es sehr langsam den Fluss runter, denn, der Fluss hatte durch die Ebbe nur sehr wenig Wasser und Santiago musste immer wieder den Motor heben, damit die Schiffsschraube nicht durch den Boden pflügte. Es roch faulig und schwefelig. Vom Fluss aus sahen die Häuer, die von der parallel verlaufenden Straße aus gesehen, am letzten Abend eigentlich ganz gut ausgesehen hatten, dann doch sehr schäbig und kaputt aus. Bei Flut wäre der Anblick natürlich deutlich besser.
Dann ging es vor der Insel rechts weg und raus aufs offene Meer, da wo ich vorgestern zu Fuß rumgestiefelt bin. Zu meiner großen Überraschung war der Pazifik genau so, wie man es vom Namen her eigentlich erwarten könnte. Sehr ruhig. Ein paar Wellen beim Flussausgang, das war es. Die Überfahrt war super ruhig und unglaublich schön. Die Sonne war nicht zu sehen, daher war es auch nicht zu heiß. Die Luft roch nach Pazifik, so eine freundliche Schwere im Geruch, so ein wohlwollendes und entgegenkommendes getragenes Ambiente vom Pazifik ausstrahlend, mit dem kleinen Boot im Wasser, mit dem „direkten“ Kontakt zu den Wellen. Es war purer Genuss! Ich erwähnte, dass man in diese Richtung ja nach Japan käme, worauf der Kapitän sofort das Schiff in Richtung Westen drehte und fragte, „sollen wir“… Schon lustig der Bursche! Nach nichtganz einer Stunde und schon waren wir da. An der Stelle in Guachalitos gab es keinen Strand in dem Sinne. Man musste nahe an die Steine fahren und dann aussteigen. Ich zerstörte sofort meine beiden Schlappen, denn, der Nippel rutschte wieder durch das Arretierungsloch und somit waren die Schlappen nicht nur unbrauchbar, nein, sie mussten auch noch geborgen werden. Aber ich stand mit meinem Gepäck bis über die Knie im Wasser. Bin keinen Schritt vorwärts oder rückwärts gekommen und wollte das Gepäck nach Möglichkeit nicht wässern, obwohl ich schon Vorsorge getroffen hatte. Der Moises (Bruder von Santiago) half mir, indem er meine Hand hielt und ich meine Schlappen bergen konnte und jetzt barfuß recht plump und geschmeidig wie ein Nilpferd mit Rheuma den Strand hochstakste. Wohl beobachtet von den wenigen Bewohnern am Strand oben (Tauchschule). Ich grüßte freundlich und ging gleich weiter zum Zimmer. Sehr schön, sehr groß, guter Ausblick, gute Wahl. Ein superschöner Fleck Erde hier! Wie im Paradies. Nur so einige Mosquitos gab es, das war schon tagsüber spürbar. Es gab glücklicherweise gleich was zum Essen. Fisch und Kochbananen und schon war ich glücklich!
Die Einwohner waren übrigens noch stundenlang damit beschäftigt, von einem draußen liegenden Schiff, Material mit kleinen Booten an Land zu bringen und hoch zu schleppen. So funktioniert da der Materialfluss. Danach sah man vor dem einen Haus viel Holz und Kloschüsseln, vor dem anderen Haus eine Waschmaschine und Plastikstühle stehen. Alles kommt per Boot von Buenaventura.
Ich ging, nach ausgiebigen Hängematten-Sessions, am späten Nachmittag den Strand entlang, in Richtung Süden. In Richtung Thermales. Ein herrlicher Strand! Die pechschwarzen Steine im Wasser und der bräunliche Sand ließen den Rückschluss zu, dass es hier durchaus vulkanische Aktivitäten gibt. Klar, Thermales mit seiner heißen Thermalquelle… Die schwarzen riesigen Felsen am Strand waren sehr beeindruckend, schafften in der angehenden Abenddämmerung mit den bizarren Formen fast schon ein gruseliges Ambiente. Die Brandung hier, an den relativ steilen Stränden, war unterschiedlich. Ich fragte einen der Fischer wegen Strömungen und er meinte, hier vorne schon, weiter hinten nicht so viel. Naja, eine kräftige Rückströmung der starken Wellen, die gab es schon. Ähnlich wie im Tayrona-Park. Darf man nicht unterschätzen. Ich ging nicht mehr ins Wasser, wanderte den Strand lang und kehrte bei circa 1/3 der Strecke nach Thermales wieder um. Es war so unglaublich schön! Die unterschiedlichen exotischen Vogelstimmen aus dem Wald, das tosen der Brandung, die Abenddämmerung, der angenehm warme Wind, der einem samtig umschmeichelt wie ein Fleece-Overal im Winter, der so frisch und doch würzig schwer roch nach Weite und Sein. Speziell die Stellen, wo Bäche ins Meer flossen, da öffnete sich der Wald ein wenig, das etwas kühlere Wasser der Bäche mäanderte noch ein wenig durch den Sand, bevor es sich mit dem riesigen Pazifik vereinte. Auch eine Art von Sterben. Und gleichzeitig eine Wiedergeburt. Der Bach stirbt und geht auf im Nirvana des Pazifiks. Mischt sich, ja verwandelt sich zum Pazifik.
Es gab um 18:30 ein leckeres Abendessen im nahen Club Nautilus. Ganz einfach und nicht zu viel. Wie schon in der Früh. Es gab Thunfisch recht lecker mit Essig angemacht, Tostones, aber ungequetscht und ein kleiner Salat dazu. Sehr übersichtlich! Aber auch sehr lecker. In dem Haus von Santiago gab es nichts, der Bruder Moises war schon am Nachmittag mit Freunden (und Vater?) zum Fischen aufs Meer gefahren und die Verabschiedung lies den Rückschluss zu, dass ich die so schnell nicht wiedersehen würde. Das hatten sie sich nach der Plagerei mit dem stundenlangen Prozess des Materialentladens vom Schiff auch redlich verdient.
Ich verzog mich, nach einem kurzen Ratsch mit meinen Paisa-Tischnachbarn aus Medellín (Mutter mit Sohn, wenn ich mich nicht täusche) recht schnell mit einem Abendbier (4000 CPO die Dose!) in meine Hängematte zurück. Der Facebook-Entzug schmerzte mich überhaupt nicht. Ich schaukelte den ganzen Abend in der angenehmen Brise vom Meer her und hing meinen Gedanken nach. Bis mich die zahlreichen kleinen und sehr hartnäckigen Mosquitos fast schon zwangen, hinter dem von mir schlauerweise aufgebauten Mosquito-Zelt, Zuflucht zu suchen. Ich hatte keinerlei Schutzmittel gegen die Viecher dabei. Habe ich nie. Ja, dann stechen sie ein wenig, es juckt mich normaler weise nicht so (im wahrsten Sinne des Wortes). Außer Sandflöhe, die nerven wirklich. Das war in Necoclí ein wenig quälend. Man bemerkt es ja erst wenn es zu spät ist. Und dass juckt dann!!! Und wehe man fängt an zu kratzen, dann geht’s richtig los. Aber das kann man ja auch (zumindest am Abend im Bett) als eine Art von Meditationsübung sehen, dass man sich auf dass Jucken einlässt, mit ihm verschmilzt, es zumindest annimmt. Hilft wirklich. Zumindest besser als Kratzen.
Auch Sonnenschutzcreme verwende ich seit Jahren nicht. Ich befürchte, Sonnencreme schadet der Haut im Endeffekt mehr als ein vernünftiger Umgang mit der Sonne. Ich bin definitiv nicht der Typ, der sich am Strand in die Sonne legt, wie ein Thüringer Rostbratwürstchen. Bevor ich wegfliege gehe ich ein paar Mal ins Solarium, für eine gewisse Vorbräune und damit ich nicht als „Weißwurst“ rumlaufe. Weil als Weißwurst ist man schon das potenzielle Opfer für alle möglichen Attacken, denn jeder kann sofort sehen, dass man gerade angekommen ist, also die „Mechanica“ des Ortes noch nicht kennt…
Wenn man den Schatten sucht und einen Hut aufsetzt, falls man doch bei praller Sonne raus muss, dann funktioniert das ganz gut. Ich jedenfalls hatte keine Sonnenbrände. Vielleicht mal an den Oberseiten meiner beiden „Speedbrakes“ oder mal auf der Nase.
Für den morgigen Tag war geplant, dass ich schon früh über den Strand in Richtung Süden nach Thermales losgehe, dort den Tag verbringe, schaue wie es da ist und dann am Abend wieder zurückgehe oder mit dem Boot zurückfahre. Wenn es mir in Thermales gefällt, dann würde ich mit meinem Gepäck (ist ja nur der kleine Rucksack, man braucht ja praktisch nichts) am Mittwoch über den Strand zu Fuß gehen.