Nach dem Frühstück saß ich am Strand vor dem Hotel, wie ich es immer gerne nach dem Frühstück gemacht hatte und so den Vormittag verstreichen ließ. Einfach nur den Blick aufs Meer, bei den Vögeln, die dieses Mal nicht ohne Beute heimzogen, wie die letzten Tage. Es schien viel Fisch weiter draußen zu geben. Auch Fischer mit Netzen wurden aktiv.
Da stieß José zu mir, er wohnte ja gleich im Haus neben dem Hotel. Wir hatten gestern auch dass Thema „Gold“ und er schenkte mir, einfach so, ich konnte mich nicht wehren, seine Goldkette, die er um den Hals trug. Wenn es denn wirklich Gold war, dass war das aber ein recht mächtiges Geschenk, ich wollte es nicht annehmen, aber ich hatte keine Chance. Schon hatte ich dass schwere Panzerkettchen um den Hals hängen.
Er fragte, was ich vorhätte und ich sagte, dass ich keine besonderen Pläne für den Tag habe. Da lud er mich ein, weil ich gestern von dem Curandero Senor Thomas in Triganá erzählte und Fotos zeigte, dass er auch einen Curandero kenne. Er würde mich hinbringen. Außerdem gäbe es da verschiedene schöne Sachen zu sehen, die er mir gerne zeigen wollte. Und wir gingen gemächlich die Straße in Richtung Norden los. Viele Häuser waren leer und viele standen zum Verkauf. Gleichzeitig wurde auch viel gebaut. Alles war im Auf- und Umbruch in Nicoclí. Beeindruckend ist die unglaublich üppige Vegetation. Auch die steilen Hügel, die aber recht stabil zu sein schienen. Jose meinte, dass es viel hartes Gestein drunter gäbe, was alles zusammenhalten würde. Es sah nämlich oft recht bedrohlich aus, wenn die Häuser so nahe an diesen steilen 30-40 Meter hohen Hügeln standen. Bei starkem Regen würde ich da nicht wohnen wollen, dachte ich mir.
Erst gings zu einem „El Mirador“, so dass ich sofort an München und Nidia mit Miguel und ihr peruanisches Lokal denken musste. Aber dieses Mirador war vom Stil her eher kubanisch, mit seinem morbiden Charm. Direkt an einer kleinen Landzunge gelegen ermöglichte es guten Ausblick auf die Küste und das Meer.
Dann kam endlich ein Mototaxi vorbei, das uns tatsächlich mitnahm, indem der bisherige Fahrgast, ein junges Mädel, vor zum Fahrer rutschte und ich und der füllige Jose hinten platznahmen. Vorher hatten wir mindestens 4 andere Mototaxies gebeten, dass sie zu uns zurückkommen und uns fahren, wenn sie ihre aktuellen Gäste fertig hatten. Wurde immer zugesagt, aber nie ist einer gekommen.
Es ging weiter raus in die Richtung „Rio Negro“, also nach Norden. Der Curandero, denn wir dann in Strandnähe trafen, der war ein recht sympathischer Mann spanischen Ursprungs, der mit seinem Sohn zusammen archäologisch recht aktiv war und viele Artefakte gesammelt hatte, die er mir in einer Vitrine präsentierte. Es gab auch schon Ausstellungen und Führungen. Er gab mir einige Prospekte mit, wir wurden mit Kaffee versorgt und schon ging es weiter.
Weiter in Richtung Osten, zum Urantía Garten, direkt am Strand. Der dort lebende Künstler hat sich in einem beeindruckenden Aufwand einen sehr anschaulichen und recht großen Botanischen Garten erstellt, in dem er unterschiedliche Pflanzen ansiedelte und dazu Schilder mit philosophischen Sprüchen anbrachte, Wege und lauschige Orte anlegte und kleine putzige Häuser baute, in denen man auch übernachten konnte. Es war gleichzeitig eine Art Hostel.
Der Besitzer mit seinem Freund war gerade beim Mittagessen, wir haben ihn nicht lange aufgehalten. Was an diesem Ort am Strand gut sichtbar wurde, wie sehr man an manchen Orten mit Mitteln wie zum Beispiel Sandsäcken gegen das „hungrige Meer“ kämpfen muss. Sonst wird das Land immer weniger.
José erzählte noch von einem Schlammvulkan, so wie in Aboletes, der aber noch unbekannt ist und daher vom Tourismus verschont wird. Leider war keine Zeit mehr da hinzufahren.
Dann gings per Mototaxi über sehr verschlungene Wege zurück nach Necoclí, wir haben noch bei einem Japaner leckeren Fisch gegessen. Der freundliche und stämmige japanische Besitzer (Mario) ist tatsächlich hier in Kolumbien hängen geblieben. Hatte vorher in Medellín gearbeitet, es hat ihn dann nach Necoclí verschlagen und jetzt führt er sehr erfolgreich ein Restaurant, direkt am Strand mit leckerer kolumbianischer und japanischer Küche. (Restaurant Yokohama)
Der Jose bat mich dann noch, dass ich ihm kurzfristig 50.000 COP „leihe“, was in einer gewissen Diskrepanz zum Geschenk am Morgen stand. Ich habe ihm sehr gerne ein wenig mehr gegeben, denn, er hat mir ja auch zusätzlich fast den ganzen Tag geopfert und es waren beeindruckende Erlebnisse für mich gewesen.
Dann die fette Siesta, denn, wir waren sehr viel in der heißen Mittagssonne gelaufen und ich hatte keinen Hut dabei. Aber ich hatte es gut vertragen.
Musste am Abend noch Geld abheben, was ich auch tat, um mich für die Pazifikküste zu präparieren. Auch meine gewaschene Wäsche holte ich vom Laden gegenüber ab. Vom Philosophenteam war an diesem Abend nichts zu sehen, obwohl ich ein paar Mal den Kontakt suchte. So beschäftigte ich mich mit dem buchen des Fluges von Medellín nach Nuqui und die Übernachtung in Medellín. Was, dank dem superschlechten Internet im Hostel, nicht leicht war. Gelöst habe ich es, indem ich zweimal meine Claro-Sim-Karte auflud. Das erste mal mit 600 MB für 8000 COP. Als ich mein Notebook per Hotspot dranhängte, nutzte die Dropbox-Synchronisierung sofort die Möglichkeit (denn mit dem Hotel-Netzt war nichts zu machen) und schwupp, waren die ersten 600 MB weg. Also musste ich gleich wieder loslaufen. Das war der Anfang einer interessanten Pechsträhne, die sich bis heute durchzog. Diese Booking-Aktion war nur durch einen unverhältnismäßig hohen Aufwand dann doch zumindest erfolgreich. Aber ich verbrachte STUNDEN, die ich gerne anders genutzt hätte. Jedoch war das erst der Anfang…