Tja, der geplante Fußmarsch nach Thermales musste leider ausfallen. Bereits in der Nacht hörte man Donnern und es begann zu regnen. Am Morgen gab es heftige Gewitter, der Regen war so stark, dass ich es vorzog, was gegen meine (inzwischen reduzierte) „2 ½ Monate-Schwangerschaft“ zu tun, als patschnass nach den 200m zum Club Nautilus anzukommen. Ich blieb einfach im Bett unter dem Mosquito-Zelt und es war so sche scho. Man muss nicht immer was machen…
Im Laufe des Vormittags gab es heftige Gewitter und ich war heilfroh, dass ich nicht losgegangen war. Beeindruckende Blitzeinschläge auf dem Meer, in 1-2 Kilometer Entfernung. Es regnete wie aus Gießkannen und es wurde „empfindlich kalt“. Statt der bisherigen 34 -36 Grad hatte es plötzlich tagsüber nur noch frostige 28 Grad. Klingt vielleicht lustig, aber man empfindet es als sehr kühl. Ich hätte mir einen Pullover oder eine Jacke und lange Hosen angezogen, wenn ich denn welche dabeigehabt hätte. Aber das war alles in meinem roten Monsterrucksack, im Hotel Palmas del Pacifico bei Gilberto. Auf diese Kühle war ich so überhaupt nicht eingestellt. Am Vormittag war es in der Kombination mit Wind immer noch recht kühl, da dieser ungehindert durch das luftige Haus blies. Was ja bei Hitze ein echter Vorteil und Genuss ist, wird bei dieser „Kälte“ sehr unangenehm.
Erwähnenswert ist vielleicht auch, wenn wir schon beim Thema „Sensibilisierung“ sind, es gibt weder Autos noch Motorräder hier. Klar, würde auch wenig Sinn machen. OK, vielleicht eine Enduro, mit der man am Strand entlangheizen könnte. Aber es gibt sie nicht. Auch keine Straßenbeleuchtung, weil, es gibt ja keine Straßen. Nur Wege. Somit war es in der Nacht wirklich dunkel (bis auf den fast-Vollmond) und still. Da stach es sofort akustisch raus, wenn sich auf dem Meer ein Motorboot näherte. Schon lange vor der Ankunft nahm man es akustisch war. Vor allem aber den Nachbarn, der offensichtlich Tauchen gehen wollte und daher bereits um 07:00 Uhr seinen Kompressor anschmiss, um seine Flaschen aufzufüllen. Das dauerte ½ Stunde und wurde von mir sehr wohl recht unangenehm registriert. Sowohl akustisch als auch über die Nase. Denn, auch da wird man anscheinend viel empfindlicher. Auch jedes ankommende Schiff konnte ich über den Außenborder, selbst wenn man taub wäre, sensorisch sehr deutlich wahrnehmen. Denn klar, dass roch sehr deutlich nach Zweitackt-Gemisch.
Mein Internet-Kontingent der Telefonkarte schien auch zu Ende zu sein. Denn am Morgen noch war es möglich, mit viel Geduld Texte und sogar Fotos per WhatsApp zu übermitteln. Damit war jetzt anscheinend Schluss. Texte gingen noch, aber sehr langsam. Der Bandbreitenzähler am Telefon zeigte einen Download im Bit/Sekunde an. Da kann man sich schon vorstellen was geht… NIX 🙂
Facebook oder Webseiten gingen sowieso nicht und jetzt schon gar nicht mehr. Störte aber nicht. Hätte mich nur abgelenkt. Es war schön und gut so!
Am Nachmittag hörte der Regen auf. Die WetterApp funktionierte auch nicht mehr, war auf heute Morgen 07:00 eingefroren, daher konnte ich nicht sagen wie es morgen werden würde.
Aber es war OK. Ich freute mich langsam auf das Abendessen, das es in drei Stunden geben würde und verblieb tatsächlich in der Hängematte. Bis jetzt und das sind doch schon ein paar Stunden, war mir noch kein Mensch begegnet bzw. hatte ich mit niemanden gesprochen. Nur vom Balkon aus konnte ich die ankommenden Schiffe beobachten und das Mädel, das mir gestern am Strand begegnet war lächelte mir genauso zuckersüß zu wie gestern am Strand, als sie heute zum Telefonieren im Nachbarhaus saß, weil da vermutlich eine halbwegs gute Verbindung war. Also um sich auszuklinken ist hier ein sehr guter Ort!
Normalerweise kommen hier nur Gruppen, in die wenigen exklusiven kleinen Clubs in der Nachbarschaft am Strand. Da kann man dann für eine Übernachtung ab 100€ rechnen, open End. Im Club Nautilo, der auch in Trigana vertreten ist, habe ich ja ab und zu gegessen. Es ist immer ein wenig komisch für mich, denn, die aktuelle Reisegruppe war inzwischen zusammengewachsen, ich stoße aber als „Fremdling“ dazu. Viele wirken arrogant auf mich. Bilden sich vielleicht was ein, dass sie in so einem großartigen Club sind, keine Ahnung. Nur die bereits besprochene Mutter und Sohn, mit denen ich heute am Tisch saß, die reden mit mir. Aber heute redeten sie auch nicht, wählten unter den wenigen Tischen einen aus, an dem man sich nicht dazusetzen konnte. Mag Zufall sein. Vielleicht spielte es eine Rolle, dass diese Gruppen auch nur in der Gruppe und immer mit Führer unterwegs waren, zum Beispiel am Strand entlang. Da begegneten wir uns schon mal und ich war ganz allein unterwegs. Das wirkt vielleicht irritierend auf die so geselligen Kolumbianer. Auch den Fußmarsch nach Thermales wollten einige der Gruppe, wie ich gestern erfuhr, mit einem Führer und einem Boot, dass sie dann wieder zurück in den Club bringt, bewerkstelligen. Auch die beiden Küchenfrauen sind, aus welchem Grund auch immer, SEHR auf Distanz aus. Jedenfalls war dieser Club Nautilos der einzige Ort an diesem Paradies-ähnlichen Fleck Erde, an dem ich mich nicht so recht wohl fühlte. Na, da hätte ich mich mal vorher um den Preis erkundigen sollen für das Essen dort…
Ich war noch einen wunderschönen Nachtspaziergang am Strand unterwegs, bei fast Vollmond, der sich nur ab und zu hinter Wolken versteckte. Nachts hat der Strand einen besonderen Reiz! Die pechschwarzen riesigen Steine im Sand, das Geräusch der Zikaden vom Wald in der Kombination mit der Brandung. Dann noch die Nebenschwaden, wie ein feines halbdurchsichtiges Tuch legten sie sich vom Wald her über den Strand. Klar, der viele Regen den ganzen Tag über. Da kam in mir ein ganz spezielles Gefühl von Frieden und Verbundenheit mit der Natur auf. Sehr angenehm!
Dann hing ich noch ein wenig in der Hängematte ab und schaute vom Balkon auf das Meer raus und zum Schluss wurde ich von einem Frösche-Sextett in den Schlaf „gequakt“. Durchaus laut und aus wirklich vollem Herzen!