Das Hostel El Faro ist sehr angenehm. Der sympathische Besitzer war bereits einmal für 4 oder 5 Jahre in Köln und spricht daher etwas deutsch. Ich schlief ganz gut, obwohl im Zimmer kein Durchzug war. Irgendwann in der Nacht habe ich dann den Ventilator ausgestellt, es war kühl genug. So 28 Grad. Es war sehr ruhig im Hotel, ich war der einzige Gast in diesem riesigen Kasten. Alle sind nach Barranquilla gefahren, um dort den Karneval zu genießen, meint der Besitzer des Hostels. Das gebuchte Frühstück nahm ich mit dem Besitzer, einer Haushälterin und deren Freund in der Küche zu mir. Super leckere Arepas aus süßem Mais, Rührei, Ananas, leckeren Kaffee (superstarker kolumbianische Sorte) und ein Getränk aus diesen Zuckerrohrblocks, die es in Kolumbien überall zu kaufen gibt.
Der Besitzer gab mir noch den Tipp, zum Schlammvulkan eine Plastiktüte für die Klamotten mitzunehmen. Auch solle ich mich wegen meiner Nackenschmerzen von einer der Frauen dort massieren lassen. Da würde 1 Stunde Massieren 30.000 COP kosten (8,50 €) Ich fragte noch, ob ich das Handy lieber dalassen solle. Er meinte, ja. OK, blöd…
Ich ging gleich nach dem Frühstück los, den Strand entlang in Richtung Nordost. Erst an den ganzen Kommerzmeilen vorbei, über einen kleinen Bach, dann weiter und weiter, bis ich vor einem umgrenzten Privatgrundstück stand. Macht nix, dachte ich mir, denn der Hotelbesitzer erwähnte auch, dass man manchmal vom Strand wegmüsse. Das war anscheinend hier der Fall und ich ging in Richtung Süden, direkt vom Strand weg. Vorbei an Neubauten und leerstehenden Ferienwohnungen. In der Ferne sah ich die Straße nach Monteria, die ich mit dem Bus gekommen war. Aber es ging einfach nicht links weg in Richtung Schlammvulkan. OK, dachte ich mir, ich hatte mir die Karte vorher angesehen und daher wusste ich, dass der Weg zur Straße zwar ein riesiger Umweg war, aber im Endeffekt ebenfalls zum Schlammvulkan führte. Und schon war ich an der Straße und ging in Richtung Nordost. Weiter und weiter. Es war inzwischen fast Mittag und die Sonne brannte vom Himmel, ich hatte dummerweise kein Wasser dabei, obwohl ich eines in der Unterkunft stehen hatte. Die Busse und LKW stobten an mir vorbei, die Mototaxis hupten mich auffordernd an, aber, jetzt hatte mich der Ergeiz gepackt und jetzt wollte ich auch komplett zu Fuß hingehen, was ich auch tat. Trotz der Hitze war es ein schöner Weg. Der Geruch, das Grün, die Freiheit…
Am Vulkan angekommen „checkte ich ein“, zahlte meinen Eintritt von 4000 COP (1,15 €) und noch 500 COP für so einen Wasserschlauch mit ½ l Wasser. Fragte auch gleich nach einer Massage für meinen steifen Hals. Klar, war kein Problem (30.000 COP = 8,50 €). Dadurch, dass ich praktisch der erste und einzige Gast war, konnte ich mein Zeug im Büro verstauen (hätte also sowohl Handy als auch Kamera mitnehmen können) und schon ging es in den Sumpf des Schlammvulkans. Der hatte einen Durchmesser von vielleicht 50 Metern und in der Mitte da blubberte es manchmal recht beeindruckend. Der Weg die Treppen runter war recht unangenehm. Denn, der Baaz ist sehr rutschig und wenn er hart wird entwickeln sich scharfkantige Klumpen, auf denen man barfuß rumsteigt. Es ging eine Art Leiter direkt in den Baaz, in den man sich dann reingleiten lässt. Die Massagefrau war schon vorgegangen und bewegte sich mit eine Art von Schwimmbewegung ein wenig in den Innenbereich. Ich rutschte rein und war über die Konsistenz erstaunt. Man taucht nicht unter, weil die Dichte des Baazes höher ist als die Dichte des menschlichen Körpers. Die Massagefrau packte mich am Arm und zog mich weiter in die Mitte des Kraters. Sie packte den Schlamm auf Kopf und Schultern. Der Schlamm stelle einen hervorragenden Sonnenschutz dar, meinte bereits der Hotelbesitzer, aber, man solle ihn besser nicht in die Ohren bekommen. Daher wäre eine Art Gehörschutz (Papiertaschentuch zusammengewuzelt und ins Ohr gesteckt) sinnvoll. Es ging alles so schnell, dass ich diesen Punkt vergessen hatte. Fragte die Massagefrau, die meinte, das wäre kein Problem. Eine Stunde knetete die mich durch. Sehr entspannend und wohltuend. Sofort beschloss ich, dass ich das am nächsten Tag gleich wiederholen müsste. Ich blieb nach der Massage mindestens nocjh 1 ½ Stunden im Vulkan, schaffte es, durch eine Art von Rückenschwimmen (so geht’s am schnellsten) bis in die Mitte zu kommen, wo dieses Blubbern hochkam. Es roch die ganze Zeit irgendwie nach Kraftstoff, Kerosin oder so. Erst dachte ich ja, da hätten die Leute vielleicht mit Außenbordern den Schlamm bearbeitet, würde ich den Kolumbianern schon zutrauen. Aber der Geruch kam von den Gasblasen des Vulkans. Das war in der Mitte, da wo die riesigen Blasen hochblubberten, ganz gut zu riechen. Man kann sich das Liegen im Schlamm vorstellen wie in einem Floating-Tank. Man schwebt regelrecht. Man hat das Gefühl, in einer Art von Schwerelosigkeit zu schweben wie im All. Wenn man die Ohren dicht macht, kommt man dieser Vorstellung sicher noch näher. Das nächste Mal nehme ich auch einen Schutz mit, denn, das Zeug bekommt man fast nicht mehr aus den Ohren und jetzt, am Abend, tut mir mein linkes Ohr weh und ist ganz heiß. Super!
Es gibt kühlere und regelrecht heiße Zonen des Schlamms. Weiter unter der Schlammoberfläche ist es eher kühler als oben. In der Mitte des Beckens, da wo es blubbert, da musste man nur aufpassen, dass kein Spritzer dieser Monsterblubber ins Auge geht. Ansonsten war das eine sehr lustige Position im Becken, denn, man konnte es erst an den Beinen, dann am ganzen Körper spüren, bevor sich eine Blase an der Oberfläche ausblubberte. Es gibt Zeiten da blubbert es stark, dann wieder eine ganze Zeit gar nicht. Die Zeit vergeht sehr schnell in diesem natürlichen Floating-Tank, denn, entweder man entspannt und liegt reglos im Schlamm, oder man beobachtet die anderen (inzwischen eingetroffenen) Badegäste bei ihren ersten Erfahrungen mit dem Schlamm. Kolumbianische Männer sind da eher nicht so mutig, hängt vielleicht aber auch damit zusammen, dass sie möglicherweise nicht schwimmen können. Manche haben allein schon Panik bekommen beim Umdrehen oder so und haben dann wie wild rumgestrampelt. Oder ältere Omas, die ebenfalls gern in Panik gerieten und nur unter gemeinsamer Mithilfe der zahlreichen Familie und der Massage-Bademeisterin wieder beruhigt werden konnten. Vermutlich Nichtschwimmer, die das natürlich aus einer ganz anderen Perspektive sehen und ein gehöriges Maß an Angst mitbringen.
Mindestens in Summe 2 ½ Stunden war ich da im Tümpel und floatete rum, inklusiv der Massage. Der Weg nach Draußen ist auch nicht so leicht. Zum einen rutscht einem gerne die prall mit Baaz gefüllte Badehose runter, sehr zum Amüsement der weiblichen Badegäste, dann ist auch noch die glitschige Leiter zu meistern und da wäre noch der steinige Weg zur Dusche. Klar, man kann sich auch am Meer unten den Schlamm aus den Ritzen waschen, aber ich entschied mich für die Dusche. Denn der Weg zum Meer runter ist schon deutlich länger als zur Dusche. Und das dauert dann wirklich lange, bis der Schlamm sowohl aus Badehose als auch vom Körper weggespült ist. Ich war auch der Meinung, das wirklich gründlichst gemacht zu haben, das war aber ein Irrtum.
Dann ging es den Strand entlang, diesmal auch wirklich am Strand und in Richtung Arboletes. Es war ein wirklich schöner kurzweiliger Spaziergang und sicher nur 1/3 der Strecke, die ich am Hinweg spazierte.
Gleich ging es zum Essen und das sympathische Kellnerinnen-Duo von gestern lachte sich schlapp, weil ich in den Ohren noch voller Schlamm war und auch das Eintrittsband noch um hatte. Ich lies mir einen Fisch schmecken. Eine der Kellnerinnen musste mich unbedingt mit Feuchttüchern versorgen, damit ich den Baaz sofort aus den Ohren putzen konnte.
Was sich als schwierig erwies, die Unterkunft in Necocli zu canceln, bzw. um einen Tag zu verschieben. Canceln war nur kostenpflichtig möglich, die Möglichkeit des Verschiebens gab es nicht. So schrieb ich eine E-Mail an die Unterkunft, mit der Bitte, den Termin um einen Tag zu verschieben. Mal sehen was passiert…
Fotos gibts praktisch keine, da ich nix dabei hatte… Aber Morgen!