Montag, 28. März – Fahrt Cali – Rumbear und Tanzstudio

Disco "Las Brisas" in Cali Colombia

Es ist einfach unglaublich, wie stark die Busse auf Überlandfahrten heruntergekühlt werden. Trotz Fleecejacke, die ich nun seit über 5 Wochen nicht mehr gebraucht hatte und die ich schlauerweise im Busterminal aus dem Rucksack gezerrt hatte, fror ich die Nacht über wie ein Schneider. Meine Ohrenentzündung flammte wieder auf und rings um meinen Sitz im Bus vernahm ich Husten, Räuspern, Schnäuzen und Jammern. Aber warum auch immer und ohne Gnade, die Busse müssen auf „gefühlte“ 14 Grad runter gekühlt werden, koste es was es wolle. Vielleicht sollte man sich für längere Busfahrten lieber eine Daunenjacke oder einen Expeditionsschlafsack mitnehmen… 😉
Ansonsten war das Platzangebot wirklich sehr gut und die Fahrt verlief problemlos. Aber so richtig gut geschlafen habe ich natürlich nicht.
Bereits gegen 06:00 Uhr war ich schon am Busterminal in Cali, die Fahrt dauerte also 9,5 Stunden. Schneller als erwartet. Dort setzte ich mich in aller Ruhe in ein Cafe, trank in Ruhe meinen „Cafe con Leche“ und „genoss“ ein labbriges Brötchen mit Käse drin. Ein wenig gestärkt beobachtete ich das Treiben am Terminal und speziell „meine“ Camarera, eine superappetitliche „Schoko-Gazelle“ beim arbeiten. Atemberaubend!
Als der Enrike dann gegen 07:20 kam, da haben wir erst mal gefrühstückt und sind dann mit dem „mio“, dem Metro-Bussystem in Cali,  zu Enrike nach Hause gefahren. Dort konnte ich mich endlich duschen und mich umziehen.
Der erste Weg führte mich und Enrike  in ein riesiges “Centro Commercial”. Eine Ansammlung zahlreicher Geschäfte und Lokale. Extra gesichert durch Wachpersonal. Das erste was für mich zu tun war das war, sofort meinen Flug zurück nach Bogota buchen, um ihn zu halbwegs günstigen Konditionen zu bekommen. Hier gab es auch eine sehr gute Internet-Bandbreite und ich nutzte die Möglichkeit, um endlich alle fehlenden Fotos in den Blog hochzuladen.
In einem typisch kolumbianischem Restaurant in der Nähe haben wir sehr lecker Mittag gegessen, dann ging Enrikes Programm los.

Erst fuhren wir zurück Ins Zentrum. Der Enrike wollte mir von einem Aussichtspunkt aus einen schönen Blick auf die Stadt zeigen. Cali liegt ja in einem Tal und streckt sich in diesem länglich von Norden nach Süden. Bei der Hitze den Berg hoch war anstrengend, aber auch recht interessant. Durch die kleinen Straßen mit den alten flachen und schön renovierten Häusern zu laufen war kurzweilig. Vom Aussichtspunkt an der Kirche ging es dann weiter, direkt runter ins Zentrum. Am Hauptplatz lies ich mir erst mal die Schuhe putzen. Die Bewohner Calis laufen alle sehr gepflegt rum und ich bin mit meinen staubigen Schuhen regelrecht raus gestochen. Dann habe ich noch ein paar CDs gekauft. Die kosten so circa 1000 Pes, also 40 Cent. Da kann man dann schon mal ein wenig zulangen…
Weiter ging es wieder zurück nach Süden, zum gerade fertig werdenden neuen Laden von Enrike. Er hat genau an der Calle 15 wenn ich mich recht erinnere, die Hauptachse von Süd nach Nord, genau gegenüber eines riesigen Einkaufszentrums (Exito) ein kleines Kulturzentrum in Planung. Dies sollte am Freitag eröffnet werden. Schade, das hätte ich gerne miterlebt.
Die Lage eines Ladens ist wirklich gut! Es soll eine Mischung aus Musik/Karaoke-Bar sein.
CAFE CULTURAL "FUCOTI"
Calle 5 No 38D-20
Sede Cali – Colombia
http://www.fucoti.com

Weiter ging es zur Fundacion Tanzschule “El Manicero”. Das war wirklich interessant! Aus dieser sehr gut besuchten Tanzschule geht das bekannte und renommierte „Balett nacional de la Salsa de Colombia“ hervor. Die Tanztruppe war bereits mit großem Erfolg in USA und Europa.
Ein gibt da ein recht engagiertes und interessantes Projekt. Alles Geld was auf den Touren der Tanztruppe eingenommen wird, das kommt den Kinder der Tanzschule zugute, welche meist aus recht armen Verhältnissen kommen und oft laaange Wege auf sich nehmen um die Schule besuchen zu können. Ihnen wird mit dem Geld der Schulbesuch oder sogar ein Studium finanziert. Schuluniformen werden gekauft, oder auch sonstiges Material finanziert, was für die Schule benötig wird. Ein beeindruckender sozialer Einsatz der total sympathischen und herzlichen Tanzschulleiterin! Es gibt eine fertige Dramaturgie und Choreographie, welche das Leben der Tanzschulgründerin abbildet.
Am beeindrucktesten waren die Tanzvorführungen der „Meister“. Sie zeigten Ausschnitte des Portfolios ihrer zweistündigen Bühnenshow. Dabei waren auch zahlreiche Kinder um die 6 Jahren alt, welche in einer sehr beeindruckender Weise tanzten, unbeschreiblich wie die ihre Fussies rumgeschmissen haben! So eine Begeisterung und Konzentration. Die Videos davon werden nachgereicht. Bemerkenswert ist, dass die Frauen mit ihren Ballettschuhen auf den Zehenspitzen tanzten.

Weiter ging es zum Abendessen und dann gleich im Anschluss, zusammen mit einer Freundin Enrikes in eine Diskothek außerhalb Calis. Per Bus ging es nach Süden, an den ganzen teuren Unis vorbei, recht kompliziert da Enrike mit einer Karte für drei Personen stempelte, jetzt ging es aber außerhalb des normalen Bussystems weiter. Die Buse extern sind am System angeschlossen und haben im Bus ein Drehkreuz, so dass Schwarzfahren ausgeschlossen ist. Mit einer karte funktioniert die Weiterverbindung für drei Personen aber nicht. Aber Enrike „machte Dampf“ und brachte es fertig, dass wir hinten einsteigen konnten und somit am Drehkreuz vorbei.

Der Name der Diskothek war „Las Brisas“ der Ort: „Yamundi“. Im „Las Brisas“ gab es bereits jetzt, um 21:00 Uhr, die volle Salsa Dröhnung, super Musik, tolle Tänzer sehr ausgelassene Stimmung. Allerdings war es recht teuer da. Es gab Bier nur in Verbindung mit was zum Essen. Ansonsten gab es nur teure Flaschen Schnaps, Rum oder so. Es gibt auch halbe Flaschen für circa 50.000 Pes.
Enrike machte es klug. Bestellt was zum Essen, so dass wir dann auch Bier bestellen können. So kamen wir im Endeffekt deutlich günstiger weg als wenn wir Flaschen mit Schnaps gekauft hätten.

Wir saßen an einem Tisch vor einer Gruppe mit recht auffälligen Männern. Einer, der war klein, dick und ähnelte im Aussehen einem Frosch. Er wurde von allen besonders hofiert und die hübschesten Frauen wedelten um ihn rum.  Sein „kompletter Hofstaat“ befand sich an seinem großen Tisch. Nervöse umblickende recht rustikale Männer im „Bulldogen-Look und Blick“ waren in seiner unmittelbaren Nähe, vermutlich eine Art von Security, mit denen ich mich lieber nicht angelegt haben wollte… Praktisch jeder der in die Disco reinkam, würdigte und huldigte Mr. Frosch und seine Gang. Manchem schenkte „El Padron“ dann die Gunst eines kleinen Bechers mit Rum oder Aguardiente. Mr. Frosch saß genau vor mir und so bemerkte ich auch seinen ständig kreisenden Blick. Er schaute mindestens 3-4 Mal die Minute auch intensiv nach hinten. Fast schon ängstlich. Aber da bin ja ich als Kugelfänger gesessen, also musste er sich keine Sorgen machen… 😉

Ein kurzer Stromausfall tat der extrem ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Jeder der hatte zog sein Handy raus und es ging weiter so gut es eben ging, bis die Musik wieder kam. Bin mir nicht so ganz sicher wann ich das letzte Mal eine solche FETTE FIESTA mit so vielen ausgelassenen Leuten erlebt hatte. Irgendwie schienen sich viele zu kennen. Es waren AUSGEZEICHNETE Tänzer da, der Hauptfokus war auch die Tanzfläche. Aber glücklicherweise nicht im „Münchner-Stil“, also die „Salsasport-Variante“. Nein, das war FIESTA. Alle hatten offensichtlich einen solch unglaublichen Spaß! Man sah nur glückliche Gesichter. Da war kein Gepose und Performance. Natürlich gab es auch Drehungen und Leute die noch besser tanzten als der eh schon super tanzende Schnitt. Aber man spürte einfach, dass es den Leuten nicht um die Performance, sondern ums Tanzen als solches ging. Die Musik bewegte die Körper und es wurde keine Choreographie angewendet oder Performance abgezogen. Teilweise tanzten die Paare nur im Grundschritt, aber das war schon so beeindruckend, denn, da tanzte der ganze Körper. Da gab es auch nicht die „großen Meister“ wie in München, die sich rücksichtslos Platz für ihre „Performance“ verschaffen, nein. Da wurde Rücksicht genommen und gemeinsam extrem abgefeiert. Es war so geil da!
Ich tanzte erst mit der Zuckerschnecke vom Enrike. Die war zwar wirklich sehr schön anzusehen, hatte eine atemberaubende Figur und Lippen, die andere Frauen möglicherweise nur mit 250 Milliliter Silikonöl und einer Spritze hinbekommen würden. Eine schlanke schwarze Schönheit, eine Schokogazelle der besonderen Art, die sich ihrer atemberaubender Schönheit durchaus bewusst war…. Aber, sie hatte leider keinerlei Gefühl für Rhythmus und es war auch keine Energie da. Das stand im krassen Missverhältnis zu praktisch allen anderen die sich auf der Tanzfläche bewegten. Ich versuchte es noch ein zweite Mal, was dann noch schlimmer war. Glücklicherweise war inzwischen eine Gruppe mit Mädels und Jungs zum Enrike dazu gestoßen und da war ein Mädel dabei die vor Energie sprühte und mit ihr tanzte ich ausgiebigst und mit viel Spaß, obwohl ich langsam richtig kaputt war. Ich hatte wenig geschlafen die letzten Tage…

Das war ein Abend! Beeindruckend. Ich hatte Spaß wie selten.