Es ging gegen 08:00 Uhr am Hafen los. Ich war, wie immer in Leticia, bereits sehr früh wach. Ging dann erst mal in Ruhe zum Frühstücken in eines der Lokale, in denen es das „super Brot“ gab… Aber der Kaffee, wie gesagt, der ist wirklich OK. Wenn man alleine unterwegs ist hat man den Vorteil, dass man viel leichter mit den Leuten ins Gespräch kommt. Zum einen mit dem Besitzer des Cafe und seiner hübschen Tochter, zum anderen mit einem sympathischen Mann, der im Auto sitzende, seinen Kaffee und Gebäck zu sich nahm. Er ist in der Gemeinde der Gesundheitsbeauftragte. Leider hatte er gerade einen Motorradunfall erzählte er und daher ein kaputtes Bein. Gesundheitsbeauftragter mit kaputtem Bein, ich witzelte ein wenig, er lachte mit. Freundlicherweise, ich war inzwischen schon spät dran, fuhr er mich gleich mit seinem Auto zu Hafen, wo der Juan-Carlos bereits wartete. Er war recht leicht zu identifizieren, denn, er hatte das gleiche T-Shirt an wie gestern. Wir enterten da Boot und schon ging es los. Erst über den Fluss zur „Tankstelle“ ein Balsa (schwimmendes Haus auf Holzstämmen oder anderen Schwimmkörpern), welches gleichzeitig als Supermarkt diente. Diese Art von Geschäften schwimmen sehr zahlreich in der Nähe von Städten auf dem Amazonas rum und ist nur per Boot zu erreichen. Dann ging es weiter stromaufwärts. Nicht allzu weit ist er dann mal an eine der Inseln rangefahren. Er hat wirklich sehr gute Augen, denn, er erkannte aus recht großer Entfernung auch kleinere Tiere im Ufergehölz. Ich mit meiner Rot/Grünschwäche hatte da intensivere Anstrengungen zu tätigen bis ich sie, trotz der zeigenden Hand von Juan-Carlos, dann tatsächlich wahrnehmen konnte. Auf der kolumbianischen Seite ging es dann wieder ans Ufer und wir wanderten ein wenig durch den Wald. Er zeigte mir zahlreich interessante Pflanzen und Bäume, ich machte natürlich viele Fotos. Dann sind wir noch an so einem Art Tierpark vorbei gekommen. Da konnte man sich eine kleine Anakonda auf die Schultern legen lassen. Man musste nur auf den Kopf ein wenig aufpassen, da eine Anakonda zwar nicht giftig ist, jedoch ganzschön schmerzhaft zubeißen kann. Es fühlte sich eigentlich sehr angenehm an und nachdem ich relaxt war, da entspannte sich auch die Schlange ein wenig. Die hat übrigens einen recht schwierigen und unangenehmen Job, denn, wenn da Reisegruppen kommen, dann möchte natürlich fast JEDER die Schlange für ein Foto auf den Schultern haben. Manche haben die Schlange dabei dermaßen gewürgt dass sie mir richtig leid tat. Mich wunderte es dass niemand auf die Idee gekommen ist, die Schlange vorher mit einem Desinfektionsspray einzusprühen. Hätte ich manchen zugetraut. Es war die typische „Touri-Nummer“. Aber ich war ja Tourist, also „durfte“ ich das und verhielt mich „arttypisch“.
Es ging dann zurück, es war schon Mittag. Bin mit Juan-Carlos noch Essen gegangen. War nicht unlecker und recht günstig. Lomo Saltado. Da merkt man dann den peruanischen Einfluss in der kolumbianischen Grenzstadt, denn, das ist ein typisches peruanisches Essen. Machte mit Juan-Carlos noch einen Termin für den nächsten Tag 05:00 Uhr früh am Hafen aus, um den Sonnenaufgang auf dem Amazonas an einer schönen Stelle zu genießen.
Später ging ich zum Sonnenuntergang in Richtung Malecon, über die Pfahlbautensiedlung und machte ein paar Fotos. Am Hafen traf ich den Juan-Carlos, der mich einlud mit ihm nach Santa Rosa zu fahren. Das war toll, denn inzwischen war es dunkel. Bei Abenddämmerung auf dem Amazonas ist ein ganz besonderes Erlebnis. In Santa Rosa war da Boot, das in Richtung Iquitos fuhr, gerade abfahrbereit. Einer der Passagiere fuhr mit Juan-Carlos und mir gerade rüber. Um 23:00 Uhr würde das Boot ablegen sagte man mir auf Nachfrage und es überkam mich sowas wie Sehnsucht. Ich wäre gerne mitgefahren. Diese Art von Boot hält an jedem größerem Hafen und bleibt ein paar Tage zum ein- und ausladen, wenn ich Carlos richtig verstanden habe. Mit dem Boot in drei Tagen nach Iquitos hochdüsen und nur immer für in etwa eine Stunde an verschiedenen Orten anzulegen ist etwas anderes als ein paar Tagen in den Orten zu bleiben. Das würde mir gefallen.
Auf der Rückfahrt fuhr ein Clown und ein Pärchen aus Leticia mit uns. Da war es dann schon Nacht. Ohne Licht in der Nacht auf dem Amazonas, unter einem wirklich schwer beeindruckendem Sternenhimmel, das ist schwer zu toppen! Aber es geht dann oft recht eng zu beim aneinander vorbeifahren… Denn es fahren tatsächlich die meisten Boote ohne Licht nachts auf dem Amazonas rum. Teilweise mit einem Affenzahn, aber meistens glücklicherweise recht langsam. Das war dann schon ein wenig aufregend. Juan-Carlos musste dann doch nochmal los um Arbeiter von einem Gasschiff (oder so…) zu holen. Ich konnte wieder mit. Nochmal das Erlebnis des Amazonas bei Nacht. Wirklich sehr eindrucksvoll!
Wir sind dann noch im Tio XXX ein paar Bier trinken gegangen am Abend. Ein paar Freunde von Jose-Luis dabei. Mit Schlägerei (telenovelamäßig sind sofort wieder alle am gucken) und dem üblichen Motorrad-Rundrumgefahre, das mosquitoartig durch die Straßen von Leticia läuft. Ein recht ausgefüllter Abend in Leticia. Ich war dem Juan-Carlos recht dankbar für die interessanten und lustigen Stunden!