Die Katrin war mit dem Jörg bereits recht früh nach Minka aufgebrochen. Wir brachen am selben Tag ebenfalls nach Minka auf, (Tia ML, Jo, André und ich) aber zu deutlich späterer Stunde. André konnte erst ab 09:00, denn, erst dann wurde er an der Rezeption des Hostal Bavaria abgelöst.
Ich habe noch schnell gefrühstückt im Restaurant bei der Polizei ums Eck und wir fuhren dann mit dem Bus nach Santa Marta. Dort ging es zu Fuß quer durch in die Richtung Markt. Wir fragten uns durch zur Abfahrtsstelle der „Busse“ nach Minka. Es war eine Art von Kiosk, an dem am Straßeneck Autos standen, die da ihre Dienste quasi als Sammeltaxi anboten. Wir einigten uns mit einem der Fahrer auf 5000 Pes pro Person. Der Jo war aber etwas bockig als er die Reifen des Fahrzeugs sah. Er meinte, er hätte da schon recht schlechte Erfahrungen gemacht und daher würde er „mit diesem "Auto"“, von dem wir glaubten das wäre unseres, ganz sicher nicht fahren. Wir versuchten ihn zu überzeugen, was nach einiger Zeit tatsächlich gelang (hauptsächlich vermutlich mangels Alternative an Fahrgelegenheit). Als ich in die wirklich überhaupt nicht vertrauenserweckende Kiste einsteigen wollte und die Tür öffnete, mich gerade hinsetzen wollte, da eröffnete uns Gustavo, der Fahrer, dass sein Auto an der anderen Straßenseite stehen würde. Alle waren beruhigt, bis auf den Besitzer des Autos, das ich gerade entern wollte…
Die Fahrt ging erst mal recht lange durch das viel größer als eingeschätzte Santa Marta, dann eine recht schnell viel schlechter werdende Straße weiter, die sich immer steiler den Berg in Richtung Minka hinaufwand. Es war wenig Verkehr, hauptsächlich Motorräder waren unterwegs. An zahlreichen Aussichtspunkten konnte man von der Straße runter in Richtung Meer und Santa Marta blicken. Die Vegetation wurde immer grüner und umfangreicher. Es ging entlang eines Flussbetts hinauf nach Minka, vorbei an teilweise recht armseligen Häusern, aus Brettern einfach zusammen gezimmert, der steile Untergrund befestigt mit Reifen, die aufeinander geschichtet waren und mit Erde aufgefüllt wurden. Was wirklich beeindruckend war, das war die Vegetation. Es wurde grüner und grüner, immer wilder und verwachsener.
Minka selber ist ein kleines Dorf, es ging über eine Stahlbrücke, die eine malerische kleine Schlucht eines recht wilden Gebirgsbaches überspannte. Mit riesige Steine im Bachbett, ebenso riesige Bäume mit gewaltigen Stämmen und gespickt mit allerlei Schmarotzerpflanzen und lianenartigen Gewächsen und Flechten behangen. Die Häuser atemberauben steil in die Schlucht gebaut. Es ging auf eine Art von Hauptplatz zu. Hier stoppte Gustavo, der Fahrer. Wir hatten alle Hunger, denn, das kolumbianische Frühstück ist wirklich was „für den hohlen Zahn“. Wir fragten Gustavo, wo wir denn gut und günstig essen könnten. Er empfahl uns ein kleines Restaurant, das gleich auf der linken Seite nach der Brücke lag. Wir gingen hinein und es zeigte sich im offenen Gastraum ein recht atemberaubender Blick auf das eben beschriebene Bachbett. Hier bestellten wir, auf eine recht umständliche Art, unser Essen und frischgepresste Säfte. Dieser Prozess dauerte sicher 5 Minuten. Den Gustavo haben wir natürlich eingeladen, denn, er entpuppte sich als ein sehr angenehmer und sympathischer Plauderer, der uns immer wieder auf recht interessante Dinge auf dem Weg aufmerksam machte. Er bot uns eine Jeep-Tour in die hohe Sierra Nevada an. Dort, wo es landschaftlich super interessant wäre, meinte er. Das hätte ich gerne gemacht, jedoch winkte ML dankend ab. Sie hatte offensichtlich keine Lust, sich im Jeep stundenlang durchschütteln zu lassen. Ich dachte mir, dass ich vielleicht in Taganga noch andere Leute als Mitfahrer finden werde.
Das Essen wurde frisch für uns zubereitet, was natürlich etwas dauerte. Wir vertrieben uns die Zeit indem wir erste Eindrücke in und um den Dorfplatz sammelten und Gustavo ein wenig ausfragten, was wir denn so machen könnten hier in Minka. Gustavo meinte, die „Piedras“ (große Steine im Bachbett) und die Cascadas (Wasserfälle) wären sehenswert. Wir vereinbarten, dass wir uns um 17:00 Uhr wieder am Dorfplatz treffen würden. Der Jo hatte wieder seine FETTE Kamera dabei und brachte diese recht ausgiebig zum Einsatz.
Dieser Hauptplatz, um den sich mehrere Lokale und Geschäfte reihten, bildete offensichtlich auch den Hauptsammelpunkt der Dorfjugend, die sich hier mit ihren Motorrädern trafen und ratschten.
Das Essen war super lecker! Das Fleisch offensichtlich vorher mariniert und schmeckte lecker rauchig. Das Sancocho wurde mit Koriander serviert. Der Reis war mit Gemüsebrühe gekocht, was ihn überhaupt nicht langweilig schmecken lies. Es kostete 8000 Pes wenn ich mich recht erinnere. War sein Geld durchaus wert
Es ging dann gaaanz langsam los in die Richtung Piedras. Vom Hauptplatz die Straße in Richtung Westen. Die Zikaden machten teilweise einen wirklich unglaublichen Lärm. Man kann es kaum glauben dass so kleine Tierchen einen solchen Höllenlärm machen können. Dann ging es rechts runter, am Bachbett entlang, bis wir zu einer Ansammlung riesiger Steine im Flussbett stießen. Der kleine Fluss hatte nicht viel Wasser, es war recht leicht auf die glatten, fast weißen Steine zu gelangen. Nur die Tia Luisa wendete eine recht spezielle „Technik“ an, die ihr nasse Kleider und einen blauen Flecken bescherte. Keiner hatte es gesehen, das machte sie ganz heimlich, in einem unbeobachteten Moment… Aber wir hatten ja Zeit und Tia konnte ihre Kleider auf den heißen Steinen in der Sonne gut wieder trocknen. Es war eine sehr entspannte und schöne Atmosphäre da auf den Steinen. Jeder suchte sich ein Plätzchen und wir sogen die schöne Stimmung neben den tosenden Wasser und den Geräuschen des Waldes in uns ein. Teilweise bildeten fast schwarze Wolken von der Sierra Nevada her recht eindrucksvolle Hintergründe für die tiefgrünen riesigen Bäume, die in das Flussbett ragten. Es war einfach nur schön, da zu sitzen und zu hören, zu schauen, wie das Wasser so wild zwischen die Steine schoss und die Füße ins Wasser zu tauchen. Baden ging nur die Tia Luisa, aber die natürlich nicht ganz freiwillig… . Das mit dem Baden wiederholte Tia dann gleich nochmal beim Aufbruch, mit einer ganz ähnlichen Technik, die aber diesmal nur ihren Hintern lädierte und die gerade trockene Hose abermals durchnässte. Diesmal allerdings nicht heimlich, denn, Ich beobachtete den schon fast als sportlich zu bezeichnenden Einsatz und lachte mich schlapp. Leider hatte ich meine Kamera nicht griffbereit…
Wir gingen dann den Weg erst mal zurück in Richtung Dorf, versorgten uns mit Wasser, dann rechts ab in die Richtung der Wasserfälle. Der Weg wurde steiler, vorbei an recht interessanten kleinen Finkas mit Bananenplantagen, an wirklich riesigen und recht beeindruckenden Bambuswäldchen, die mit ihren im Wind wiegenden langen und harten Bambusstangen diese typischen klackenden Geräusche von sich gaben. Bei den steilen Stücken war der Weg im ersten Stück noch mit einer Fahrspur für Autos und Jeeps versehen, bestehend aus zwei betonierten Streifen für die Reifen. Der Weg wurde immer schmaler, die Natur immer wilder, die Geräusche und Gerüche immer intensiver. Oft gingen wir lange Zeit wortlos hintereinander her, teilweise nicht mehr in Sichtweite, um die Eindrücke in uns aufzusaugen. Unser Team hatte da offensichtlich ganz ähnliche Bedürfnisse und Präferenzen, wir passten da wirklich gut zusammen. Manchmal machten wir uns gegenseitig auf Interessantes aufmerksam wie Ameisenstraßen, die riesigen Zikaden oder schöne Blicke ins Tal. Unter den riesigen Bäumen war teilweise ein Wassernebel spürbar, als wenn in der Krone ein Wasserschlauch einen Sprühnebel erzeugen würde. Angeblich würde das von den Zikaden kommen, die von den Bäumen pinkeln… Ob wir da nicht verarscht wurden….
So gingen wir ganz relaxt und ganz ohne Stress den Weg immer weiter. Es begegneten uns nur ganz wenige Personen, meist Einheimische, die uns immer mit festen Blick ein freundliches Lächeln und einen Gruß schenkten.
Leider wurde die Zeit dann knapp. Wir hatten ja ausgemacht dass wir uns mit Gustavo gegen 17:00 Uhr wieder in Minka treffen wollten. Bedingt durch den Umstand, dass der gute André gegen 18:00 Uhr wieder seinen Dienst im Hostal antreten musste. Das war schon recht hart, aber es half nichts. Wir mussten umkehren, aber, in unserem Fall war tatsächlich der Weg das Ziel, auch wenn uns die Wasserfälle schon gereizt hätten. Mich erinnerte alles recht stark an Stimmungen, die ich in Amazonien erlebt hatte. In mir regte sich der Wunsch, hierher unbedingt nochmals hinzufahren, aber, dann mit mindestens einer Übernachtung. Außerdem fing ich an darüber nachzudenken, vielleicht noch für ein paar Tage nach Leticia in Amazonien zu fliegen.
Wir sind dann gegen 16:45 am Hauptplatz in Minka angekommen, der Gustavo war schon da und wartete auf uns. Wir haben ihn dann aber noch schnell eine dringende andere Fahrt machen lassen und sind um den Dorfplatz rumgesessen. Einer der Hunde freundete sich sofort mit dem Jo an, der sich wieder höchstaktiv mit seiner Kamera zeigte. Der Hund wollte ihm unbedingt die ganze Zeit ein Küsschen geben. War recht lustig, der Jo hatte fast keine Chance, da er zum Fotografieren oft in die Hocke ging und der Hund dann die Möglichkeit sofort nutzte. Andere Ankömmlinge bellte genau dieser Hund aber aufs entschiedenste an und versuchte „sein Territorium zu verteidigen“. Vielleicht war es der Geruch „unserer geliebten Straßenhunde“ aus Taganga, welcher uns hier in Minka als „Visitenkarte“ diente… Keine Ahnung warum, uns war der Hund, im Gegensatz zu allen anderen „dorffremden“ Besuchern, sehr wohlgesonnen.
Der Gustavo hat uns dann noch direkt nach Taganga gebracht. So war das natürlich viel angenehmer für uns. Wir mußten nicht aus Santa Marta mit dem Bus weiter fahren. Der André ist trotzdem 15 Min zu spät gekommen…
Die Telefonnummer vom Fahrer Gustavo, wenn die mal jemand brauchen sollte: T. 3152601407. Er erzählte dass er in Minka wohnt, da er dort eine Freundin hat. Er fährt immer als Sammeltaxi die Strecke Santa Marta – Minka, oder auch individuelle Touren mit seinem Jeep.