Montag in Minka
Gegen 08:00 Uhr bin ich aufgestanden, habe geduscht und da standen auch schon die Herren im Haus, die heute alle Zimmer Des Hostals ausräuchern wollten, gegen Kakerlaken, Ratten und sonstiges Ungeziefer. Ich gab noch schnell einen Sack in der Wäscherei ab und ging dann runter nach Taganga und fuhr sofort ab in Richtung Santa Marta, ging zum Markt und traf da den Gustavo (Fahrer). Der war aber gerade nicht an der Reihe. Er war auch offensichtlich etwas enttäuscht, dass ich ihm keine Tour in die Sierra Nevada mit seinem Jeep buchen wollte. Eigentlich wollte ich ja noch Frühstücken in Santa Marta, aber ich fuhr sofort mit einem etwas dickeren, recht sympathischen Herren im orangen Hemd, als Fahrer mit seinem wirklich absolut schrottreifen markenmäßig nicht zu identifizierenden „Gefährt“ und zusammen mit einer weiteren Mitfahrerin in Richtung Minka. Die Mitfahrerin, offensichtlich aus Minka, führte ein kleines junges Eichkätzchen mit, welches munter über das Armaturenbrett kletterte. Es gab zahlreihe Zwischenstopps an unterschiedlichster Stelle aus unterschiedlichsten Gründen. Erst wurde irgendwo außerhalb Santa Marta vor einer Privatwohnung Benzin gekauft. Der Kanister wurde im Kofferraum deponiert. Das Benzin verkaufte er dann unterwegs stückweise weiter und blieb dafür jedes Mal stehen. Dafür hatte er einen Schlauch dabei, mit dem er das Benzin aus dem großen Kanister im Kofferraum ansaugte und dann mit Hilfe des Schlauchs und der Schwerkraft in die kleineren Gefäße der Kunden abfüllte. Nach solchen Aktionen spukte er immer wie wild das im Mund verbliebene Benzin auf die Straße. Das ist mir in Taganga bei den Fischern schon aufgefallen, dass sie die Umfüllschläuche immer mit dem Mund anziehen um den Flüssigkeitsfluss in Gang zu bringen. Da kann man nur hoffen dass es sich um unverbleites Benzin handelt, sonst könnt es ihnen noch so gehen wie den alten Römern…
Er hatte auf dem Weg offensichtlich einige zusätzliche Geschäfte zu erledigen, er diente gleichzeitig als Kurierfahrer und Bote. Mit der Mitfahrerin unterhielt ich mich ein wenig und es ist rausgekommen, dass die Leute in Minka eigentlich ganz gerne ihre Ruhe hätten und sich von den Touristen eher belästigt fühlen. Wobei eine Stimme sicher nicht den Schnitt der Bevölkerung von Minka repräsentiert. Das Geschäft in Minka würden, ähnlich wie in Taganga, hauptsächlich oder fast ausschließlich Ausländer mit ihren Hotels machen. Es stieg dann auch noch eine weitere ältere Mitfahrerin ein. Offensichtlich ebenfalls aus Minka, was ich aus den Bruchstücken des Minka-Ratsches den ich mitbekam zu entnehmen glaubte.
Ich stieg kurz vor der Stahlbrücke in Minka aus, zahlte meine 5000 Pes und ging zu Fuß weiter bergauf in Richtung Hostal Sans Souci das seit über 15 Jahren ein Deutscher führt, (Chris). Der hatte leider nur noch ein Bett im „Schlafsaal“ für mich, dafür war es ein Doppelbett. Der Weg zum Hostal ging ungefähr 10 bis 15 min vom Dorfplatz aus nach oben, den Fluss entlang. Freundlicherweise versorgt mich der Cris vom Sans Souci mit einem Frühstück, Fruchtsaft und Kaffee. Dafür war ich ihm wirklich SEHR dankbar, denn, ich hatte ja noch nicht gefrühstückt. Er meinte noch, dass es eigentlich jeden Moment mit den Regenfällen anfangen kann, denn, Ende März wäre es die Zeit dafür.
Ich zog dann sofort los in Richtung „Planschbecken“. Dazu ging ich den Weg weiter hoch. Nach kurzer Zeit ging die Teerstraße in einen ungeteerten Weg über, der immer wieder, vermutlich durch starke Regenfälle, recht stark in Richtung Flusstal beschädigt war. Meist war die Straße dann notdürftig ausgebessert, so dass wieder Autos passieren konnten. Unterwegs waren hauptsächlich Motorradfahrer und geländegängige Fahrzeuge. Eigentlich war ich überrascht wie viel Verkehr es gab, an einem Montag auf der kleinen Straße ins Nichts. Da wusste ich noch nicht dass dieser Montag in Kolumbien ein Feiertag ist.
Es gab immer wieder atemberaubende Ausblicke ins Tal, in dem der wilde Bach rauschte und in die gleich dahinter liegenden nahen Berge, mit ihrer dschungelartigen Vegetation. Irgendwann, bei einem kleinen Häuschen, ging es dann links weg, einen Weg nach unten. Noch enger, noch interessantere Geräusche. Immer wieder fuhren Motorräder vorbei mit meist jungen Leuten drauf, die offensichtlich das gleiche Ziel hatten wie ich. Zwischendrin machte ich immer wieder Sound-Aufnahmen. Nach circa 15 min Fußweg kam dann eine kleine überdachte Holzbrücke über den Wildbach. Gleich rechts daneben konnte man riesige Steine im Wasser sehen. Der Bach hatte an dieser Stelle Wasserfälle und außerdem bildeten sich große Becken. In und um diese Becken tummelten sich zahlreiche meines Erachtens nach kolumbianische Badegäste. Ein paar hatten ein Feuer gemacht. Andre vergnügten sich im Wasser. Ein paar Jungs sprangen von einem oberen Flussbereich in den unteren, unter Zuhilfenahme eines Seiles das von einem starken Ast hing. Sie schwangen sich damit über das untere Becken und liesen im richtigen Moment los. Die vielen Leute die da rum waren, das war nicht nach meinem Geschmack.
Ich ging zurück über die Brücke. Da entdeckte ich einen kleinen Pfad der links neben dem Bach im steilen Gelände entlang nach oben führte. Ich folgte ihm. Der Pfad ging erst nahe an den kolumbianischen Badegästen vorbei. Dann ging es weiter, immer einem großem Rohr entlang, das meines Erachtens nach die Wasserversorgung von Minka sicher stellte. Es wurde glitschig und feucht. Mit meinen Badeschlappen war ich schuhwerksmäßig nicht gerade gut versorgt…. An einigen Stellen musste man auch die Hände einsetzen, es ging circa 500 Meter weiter. Langsam fing es zu regnen an. Da kam dann ein großes gemauertes Auffangbecken, in dem scheinbar tatsächlich Trinkasser abgefasst wurde. Weiter hinten war ein großes natürliches Becken, gespeist von zwei Wasserfällen. Es war ein recht herber und malerischer Anblick. Die ganze üppige tropische Vegetation dazu, ich war begeistert. Was mich weniger begeisterte das war der immer stärker werdende Regen. Ich konnte nicht bleiben und begab mich schweren Herzens sofort wieder auf den Rückweg. Ich hätte gerne noch ein wenig die Stimmung dieses Ortes in mir aufgesaugt. Aber, ich hatte im Rucksack allesmögliche an elektronischem Equipment dabei und das wäre sonst nass geworden. Selber war ich ja bis mindestens 10 m wasserdicht, hatte ich schon getestet… .Den Rückweg lies ich ebenfalls sehr langsam angehen. Immer wieder stoppte ich und nahm die interessante und vielschichtige Geräuschkulisse aus Vogelgezwitscher, Bachgeplätscher und Zikadengebrüll in mir auf, oder bewunderte die atemberaubende Aussicht auf den tropischen Wald.
Mein Weg, bzw. mein Magen führte mich schnurstraks zurück in den Ort bei der Eisenbrücke. Vorbei am Hostal Sans Souci. Im Ort begab ich mich gleich in das Restaurant, in dem wir letztens so gut gegessen hatten. Habe dort auch einen Teller mit gebratenem Fleisch und Yuca bekommen, was ich mit großem Appetit verzehrte. Die kleine Tochter des Hauses (circa 5 oder 6 Jahre alt) bandelte mit mir an und wir beschäftigten uns eine geraume Zeit mit der Aussprache und der Schreibart von Zahlen in englisch und spanisch. War recht lustig. Dann bin ich hoch ins Hostal und machte eine kleine Siesta. Ratschte noch mit Marko, dem zweiten Deutschen der da Touren organsiert und von den Indigenas die Erlaubnis hat um in die Sierra Nevada reinzufahren. Ein recht interessanter Kerl, der, seinen Erzählungen nach, bereits recht viel erlebt hat. Außerdem scheint er durchaus eine recht spirituelle Ader zu haben. War mir sehr sympathisch.
Dann noch einsame Computersitzung vor dem Dormitorium und einfach nur sitzen, die beeindruckende Geräuschkulisse aufnehmend und die gigantische Aussicht nach Santa Marta geniesend.
Leider verlor ich dann den kleinen Aus/Einschaltknopf meines Soundrecorders. Eine absolute Fehlkonstruktion das Teil was speziell dieses Funktionsträger betrifft. Macht zwar super Sound und ist recht preisgünstig, aber, dadurch auch recht billig konstruiert. Was bewirkt, dass der nicht unwichtige Ein/Ausschaltknopf recht leicht abfällt und dadurch schnell verloren geht. Auch nach intensiver Suche auf dem nächtlichen Boden vor dem Schlafsaal habe ich ihn nicht wieder gefunden. Glücklicherweise lässt sich der innen liegende Schiebeschalter auch mit einem dünnen jedoch starken Holzstückchen bedienen. Eine zeitlange würde das wohl gutgehen…
Dienstag in Minka
Ich habe wirklich ausgezeichnet geschlafen bei Chris im Sans Souci. Besser den je! Die vielen Geräusche haben überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Ich habe die Fenster aufgerissen um die Kühle der Nacht und auch die Geräuschkulisse zu mir rein zu lassen. Komischerweise haben mich die Moskitos in Ruhe gelassen. Obwohl ich keinen Mückenschutz einsetzte. Mit Moskitos hatte ich auf der ganzen Reise kein Problem, Mein Mückenschutz war praktisch unbenutzt.
Über den Zustand der Zimmer des Hostal Sans Souci, speziell des Bads mit der nicht funktionierenden bzw. überlaufenden Dusche, der Toilettenkübel, der offensichtlich seit Tagen nicht ausgelehrt war werde ich nicht viel Worte verlieren. Das wird problemlos ausgeglichen durch die herrliche Lage und die freundliche Gastfreundschaft von Chris. Es gibt auch zwei kleine Häuschen, eines davon sogar mit offenem Kamin, das man mit bis zu 4 Personen bei Chris mieten kann. Das würde mir für ein oder zwei Wochen gut gefallen
Eigentlich wollte ich ja früh aufstehen, aber, ich schaffte es nicht. Auch in der Früh war es ein schönes Gefühl im Bett zu liegen und die vielseitigen Geräusche aufzusaugen, die Kühle des Morgens durch das Fenster einströmen zu spüren, den Lichtzauber den die aufgehende Sonne in den Wald vor dem Haus zauberte. Bin dann vor dem Haus gesessen und habe ein wenig gelesen, da ist der Marko gekommen, der andere Deutsche mit den Sierra Nevada Touren. Er hat mir einen Kaffee angeboten und so saßen wir auf der kleinen Veranda neben der Gemeinschaftsküche und ratschten über Gott und die Welt. Er musste dann los nach Santa Marta (zu dritt auf dem Motorrad) und ich hing noch ein wenig bei Chris ab… .
Es fing dann recht heftig zu regnen an. Da war ich dann froh, dass ich nicht in Richtung der Wasserfälle aufgebrochen war. So verabschiedete ich mich von Chris, zahlte die Übernachtung (15.000 Pes) und 8000 Pes für das Frühstück. (Aha!) Und ging dann langsam runter zum „Zentrum“ von Minka vor der Eisenbrücke. Dort warteten bereits einige „Gringos“ und vor allem Einheimische auf die Fahrt runter nach Santa Marta. Da hatte ich natürlich relativ schlechte Chancen so schnell dran zu kommen. Die Autos füllten sich und es gab nicht sowas wie eine Schlange um die Reihenfolge zu definieren. Dran kam der, der den Fahrer kannte. Ich kannte keinen Fahrer, bzw. alle Fahrer die ich gekannt hätte, die waren offensichtlich unterwegs. Glücklicherweise gab es auch einen Mototaxi-Service. Das bemerkte ich, als sich eine ältere Oma auf das Motorrad eines dieser Taxis schwang, den Helm aufsetzte und in Richtung Tal abdüste. Da habe ich mir natürlich auch gleich eines besorgt. Die kosten genauso viel wie das Taxi, sind aber deutlich schneller und die natürliche Klimaanlage funktioniert gut. Natürlich ist der Fahrgenuss in nicht unerheblichem Maße vom Fahrer und seiner Fahrweise abhängig. Meiner bewegte sich im Mittelfeld und so bin ich ohne Schweißausbrüche unten angekommen. Leider nur bis zu der großen Tankstelle vor der Stadtgrenze, da der Fahrer für Santa Marta keine Lizenz hatte. Somit musste ich mir einen weiteren Bus anhalten der nach Santa Marta rein fuhr (auf Verdacht und fragen) und abermals 1200 Pesos brennen. Das funktionierte aber sehr gut und ruckzuck war ich im Zentrum, von dort aus mit dem nächsten Bus wieder in Taganga. Hier war es unverändert heiß und windig. Mittagessen und Abhängen im Xtrem an der Strandpromenade war angesagt. Das wars.