23. Februar – Morgen in Villa de Leyva und Fahrt nach San Gil über Arabuco

Die sanitären (Gemeinschafts)Anlagen in der Pension Rana waren nicht gerade nobel. Wir nutzen ein Bad mit einem anderen Zimmer. Nachdem unser Zimmer allerdings direkt am Ausgang lag, wurde es, so schien mir, eigentlich von jedem genutzt. Aber es gab warmes Wasser und WiFi… Gefrühstückt haben wir in einer kleinen Bäckerei mit noch warmen frisch gebackenen Leckereien. Ein wenig „abgefahren“ war das Gebäck aus recht süßem Teig mit frittierten Schweineschwarten (Chicharones) drin. Ich bin dann ins Hostel zurück und habe aufgeschrieben was so passierte die letzten Tage. Die Katrin ist zu Fuß los und stieg auf einen der nahen Berge. So verging der Vormittag für beide recht schnell. Circa um 12:00 zahlten wir die 20.000 Pesos  (8 €) Übernachtung pro Nase und liefen mit dem ganzen Gepäck in die Richtung Busbahnhof. Dort haben wir, diesmal in einem anderen kleinen Restaurant, ein superleckeres Menü gegessen. Mit Suppe, einem Teller mit etwas zähen jedoch wohlschmeckenden steakartigen Fleisch, Reis, Salat und einem Getränk, für 5000 Pesos (circa 2 €). Viele Polizisten haben da gegessen, immer wieder beruhigend… . Die Restaurantbesitzerin war sehr hübsch anzusehen, der einzige Makel war ihr schielender Blick, recht auffällig. Der wurde aber locker durch ihr Charisma und ihr frohes und freundliches Wesen ausgeglichen.  

Der Bus fuhr gegen 13:30 los. Er war voll mit allen möglichen Leuten, aber, keinen Touristen. Die findet man in Villa de Leyva ansonsten recht häufig. Habe nirgends wo sonst in Kolumbien mehr Touristen gesehen. Vielleicht noch in Cartagena.

Im Bus nach Arabuco


Es war ein Kleinbus der von seiner Bauart für circa 12 Personen bestimmt, aber dann doch mit 15 Personen besetzt war. Dass der Bus für ein solches Gewicht nicht ausgelegt war das konnte man gut hören, wenn er sich ächzend über eine  der zahlreichen Betonbarrieren bemüht, die Innerorts dafür sorgten dass kein Fahrzeug zu schnell fuhr. Es ging schnell aus der kleinen Stadt Villa de Leyva heraus in Richtung Arcabuco. Das waren keine Teerstraßen, der Kleinbus quälte sich über Schotterpisten den Berg hoch. Vorbei an kleinen Finkas und einer atemberaubend schönen Landschaft. Ein so üppiges Grün mit zahlreichen bunten Blumen durchmischt, dicht bewachsene kleine Bäche, hügelige und bergige Landschaft, aber alles überzogen mit üppigem Grün. Es gab auch ganz viele wunderschöne wilde Orchideen an den Bäumen. Wir sind quer durch den Nationalpark Cachique gefahren.

Im Bus nach Arabuco auf der Piste

Die Mitfahrer waren alles Leute, die jetzt nacheinander ausstiegen. Auffällig waren speziell zwei ältere Damen, die vorne gesessen sind. Die hatten eine so heitere, gelassene, auch eine gesetzte und würdige Ausstrahlung. Die hätte ich gerne kennen gelernt. Ich bin aber ganz hinten gesessen, Katrin ganz vorne.
Nach kurzer Zeit waren wir ganz alleine im Bus, der sich immer noch holpernd über die Steinpiste quälte. Immer neue grandiose Ausblicke verschlugen mir regelrecht die Sprache.

Landschaft im Iguaque Nationalpark (leider bei trübem Wetter)

Ein so üppiges Grün, eine so liebliche Landschaft, mehr und mehr durchzogen von auch hohen Bäumen, die daran erinnerten, dass es jetzt wieder abwärts, in Richtung „Wärme“ geht. Auf dem Weg nach unten, bereits in der Nähe von Arcabuco, da stiegen dann wieder ein paar Fahrgäste zu. Ein trauriger Anblick waren die zahlreichen Plastikkanister, die man an manchen Fincas liegen sah. Das deutete auf einen recht intensiven Einsatz von Chemie für die Landwirtschaft hin.

In Arcabuco stand doch tatsächlich ein kleiner Bus, mit dem wir weiter nach San Gil fahren konnten. Er war ein wenig größer und bis auf zwei Plätze bereits voll besetzt. Katrin ist ganz hinten gesessen, neben einem sehr jungen Ehepaar mit Kind. Sie war vielleicht 18, er sicher nicht älter als 22, das Kind vielleicht  2  Jahre. Auffällig war, dass beide, trotz ihres sehr jungen Alters, einen so reifen und pflichtbewussten Eindruck machten. Die Katrin wurde von dem Mädel gefragt, ob wir in Deutschland das selbe Geld hätten wie hier in Colombia und wie es denn funktionieren würde wenn wir ein anderes Geld haben… .

Mein massiger Sitznachbar, der so freundlich war mir den Platz neben sich anzubieten, stellte sich als ein bereister Geschäftsmann heraus, der Deutsch sprach und bereits mehrmals in Deutschland war. So hatten wir interessante Gespräche. Im Grunde ist man immer recht schnell in Kontakt mit den Leuten, da alle recht offen, neugierig aber respektvoll auf einem zu gehen.

Die Busfahrt stellte sich diesmal wieder als eine Trainingsfahrt für die Rallye Paris-Dakar heraus. Auf erst regennasser Straße, vorbei an tiefen Schluchten, ist ihm doch tatsächlich mehrmals das Heck ins schlittern gekommen. Aber ein guter Rallye-Fahrer bekommt übersteuernde Busse durch gegenlenken schnell wieder in den Griff. Auch das „Einpatronen-Revolverspiel“ praktizierte er mit Vorliebe, indem er seinen rasanten Überholzyklus durch „Blindflug“ an unübersichtlichen Kuppen oder Kurven weiter führte, um nicht durch langsamer vor ihm fahrende Fahrzeuge an Geschwindigkeit zu verlieren. Die Passagiere nahmen es gleichmütig hin. Was konnte man auch machen, man war ausgeliefert. Am besten ertrug man es schlafend.
Ich konnte aber nicht schlafen, bedingt durch die Fahrweise, aber noch stärker wegen den vorbeiziehenden Landschaften. Auch wegen dem regen Treiben in den kleinen Städten die wir durchquerten oder in denen wir kleine Zwischenstopps machten. Bei solchen kurzen Pausen stürmten sofort eine Schar fliegende Händler in den Bus und boten eine Vielzahl an Leckereien und Getränke an.
Wir sind dann doch noch heil in San Gil angekommen. Beim Aussteigen gab es dann noch ein kleines Missverständnis mit dem Rallye-Piloten. Katrin fragte das Pärchen im Bus neben sich nach dem Preis den sie für die Strecke von Bogota, woher der Bus kam, nach ihrem Zielort Socorro bezahlten. Das war sehr klug, denn, wir hatten mit dem Busfahrer unvorsichtigerweise keinen Preis ausgehandelt. Unsere Strecke war kürzer, somit sollte der Preis auf alle Fälle geringer sein als 30.000 P. Der Busfahrer verlangte aber 30.000P was für die Strecke zu viel war. Wir hatten auch keinen Gepäckschein bekommen, was darauf hindeutete, dass wir „privat“ abgerechnet wurden. Katrin legte sich ins Zeug und weigerte sich, den erhöhten Preis zu zahlen. Der Busfahrer kämpfte ebenfalls um sein Geld. Die Situation verschärfte sich zusehends. Katrin kämpfte wie ein Löwe und erreichte, dass der Busfahrer klein bei gab, den Preis auf 20.000 reduzierte.
Als ich dann bezahlte, da jammerte der Busfahrer noch mal zu mir, dass der „normale“ Preis für die Strecke aber 15.000 pro Person wäre. Die Katrin hat das mitbekommen und schließlich klärte sich die Situation auf. Sie dachte, der Preis wäre 30.000 pro Person, was natürlich total überteuert gewesen wäre. Der Busfahrer meinte aber 30.000 für uns zusammen. Die schlechten Erfahrungen in Peru bescheren einem offensichtlich eine gewisse Grundskepsis, welche aber doch nicht immer angebracht ist. Interessant ist, dass Katrin es schaffte, durch „hartes Verhandeln“ den normalen Fahrtpreis um über ein Drittel zu reduzieren. Natürlich unter großem Jammern des Busfahrers.
Wir entschuldigten uns vielmals bei ihm klopften uns auf die Schulter, umarmten uns und waren alle froh, dass sich die Situation aufgeklärt hatte, dass sich das Gewitter wieder verzogen hatte. PEINLICH PEINLICH PEINLICH immer erst mal das schlechteste anzunehmen…. Das war eine lehrreiche Situation für mich (Katrin)!!! Das zeigte mir wieder mal wie „unverdorben“ die Leute in Kolumbien sind.

San Gil ist eine Stadt mit 40.000 Einwohnern, sehr belebt, gelegen an einem Fluss und recht beliebt bei Rafting-Touristen, Bergsteigern sowie Paragliding-Anhängern. Wir fuhren mit dem Taxi ins Hostel Macondo. Dort bezogen wir für 30.000 Pesos ein kleines, mit Vorhängeschloss gesichertes, fensterloses Zimmer mit Doppelbett.

"Absteige" in San Gil

Es gab kostenlos WiFi und ebenfalls kostenlos Kaffee. Es war eine typische Backpacker-Absteige (sicher im Lonely-Planet aufgeführt) und mit dem entsprechendem bunten Klientel gut gefüllt.

Wir sind am Abend noch ein wenig durch die nette sympathische Stadt gelaufen, haben uns noch ein paar Bier gekauft, welche wir dann genüsslich am Plaza de Armas verlustierten. An der Nebenbank befand sich eine Gruppe junger Kolumbianer, welche uns musikmäßig mit Bachata/Vallenato-Mix versorgten. Es waren so einige Leute am Platz, welche ratschend in kleinen Gruppen rum standen. Eine recht entspannte Atmosphäre. Auf dem Platz stand ein wirklich RIESIGER Baum. Der hatte einen Umfang von sicher mehreren Metern. Ein „Kunsthandwerk-Verkäufer“ gesellte sich zu uns und versorgte uns mit Wunsch/Freundschaftsbändchen. Der Katrin verkaufte er noch ein nettes Folk-Banderl. Der Beratungsprozess gestaltete sich für den „Vertrieb“ recht komplex, da Katrin genau wusste was sie wollte, vor allem aber was sie nicht wollte. Es war recht lustig zu beobachten und der „Vertrieb“ war recht sympathisch. 

Der Plaza de Armas in San Gil

Dann wieder die supersteilen Straßen hoch ins Hostal. Die Steilheit der Straßen hier ist wirklich beeindruckend. So mancher „normale“ Autofahrer würde da sicher ins Schwitzen kommen…

Die steilen Straßen von San Gil bei Nacht