24. Februar – San Gil – Fahrt Bucamaranga – Weiterfahrt Santa Marta

Wir sind bereits wieder recht früh aufgewacht. Klar, die Zeitverschiebung hatte immer noch ihre Wirkung. Nach einer Tasse Kaffee ging es ab in Richtung Markt. War das ein „Gewurle“ dort! Aber ohne das ungute Gefühl das ich in Peru oder Ecuador auf dem Markt hatte. Es gab superleckere Früchte und wir haben für das Frühstück (wurde dann jedoch das Mittagessen) verschiedene Früchte eingekauft. Avocado, Papaya, Mango, Guave und eine Ananas. Es hat Spaß gemacht durch den Markt zu laufen und mit den Verkäuferinnen ein wenig zu handeln. Hinter der Halle für die Metzger, praktisch direkt am Fluss, da gab es eine kleine Brücke.

Auf der Brücke hinter dem Fleischmarkt San Gil

Außerhalb der Halle sind die Geier gesessen und haben auf ihre Chance gewartet. (Natürlich nur die Chance auf die Abfälle der Metzger…)

Fleischmarkt San Gil

Wir sind dann in die Richtung „Promenade“ am Fluss gegangen, denn, da gab es einen Park (El Gallineral). Nachdem ich den Tinto (Kaffee) der Kassiererin dort umgeschmissen hatte und ihren Tisch mit unserem aus der Tüte tropfenden Guave-Saft vollgesabbert hatten (sie blieb trotzdem sehr freundlich!), zahlten wir noch unsere 6000 Pesos Eintritt (pro Nase) um in den Park gelangen zu dürfen. Der Park war durch gepflasterte Wege erschlossen, es gab im „Zentralbereich“ zahlreiche Verkaufsstände für „Kunstgegenstände“ und Andenken. Auch verschiedene Restaurants. Sogar ein „Schwimmbad“ gab es, offensichtlich gespeist durch den nahen Fluss.

Rio Fonce (jo da Fonse) in San Gil

Der Fluss toste in seinem von riesigen Steinen besetzten Bett. Die Vegetation war geprägt durch die riesigen Bäume, die alle mit diesen langen Flechten (Tillandsien – "barbas de viego") behangen waren. Es flogen zahlreiche recht bunte Vögel frei umher. Sogar ein mittelgroßer Ara beäugte uns von einem Ast herunter. Auf den zweiten Blick allerdings war zu erkennen, dass er im gesamten Brustbereich eine Art von Hendl-Training an sich durchführte. Der Arme hatte einen völlig leergerupften Unterkörper. Pobrecito!

 Der "Hendl-Papagei" im Park "El Gallineral" in San Gil

Die Wege schlängelten sich am Fluss entlang, über kleine Brücken gelangte man auf weitere Inseln. Die Zikaden haben mit einem recht beeindruckenden Schalldruck von den Bäumen geschrien. Unglaublich was die für eine Lautstärke entwickeln  können… Die Stimmung erinnerte mich stark an Brasilien oder Amazonien. Auch ein riesiger Schmetterling ist auf dem Weg gesessen. Als ich die Kamera zückte flog er in die Botanik. Es war ein recht schöner Ausflug, allerdings tendenziell durchaus vergleichbar mit dem Münchner Zoo, da alles recht arrangiert war.

Pflanze in San Gil


Wir haben dann am Eingang unsere Früchte fürs Mittagessen ausgelöst und sind nochmals über Markt und Plaza de Armas die steilen Straßen  zum Hostel gelaufen. Dort gab es dann erst mal die leckeren Früchte. Ich trug dann alle Erlebnisse ins „Logbuch“ nach, Katrin stieg ein wenig die hohen Treppen am Ende der steilen Straßen hoch. Da wurde sie dann schon von Leuten angesprochen, warum sie denn da alleine rumstiefle…

So gegen halb drei sind wir mit dem ganzen Gepäck mit dem Taxi wieder runter zur Promenade am Fluss, da dort auch Busse hielten die nach Bucamaranga fuhren. Da mussten wir dann nicht wieder hoch zum offiziellen Busterminal.
Aus dem Taxi raus, direkt vor dem Mini Busterminal, nahm jemand sofort meine Tasche ab, in der sich alle wichtigen Dinge und Dokumente befanden. Ich sprang ihm sofort nach, er bewegte sich in Richtung Tresen der Busgesellschaft. Auf mein rufen, dass ich diese Tasche gerne in der Hand behalten wolle, da reagierte er nicht, sondern, er musterte während er zum Tresen ging recht genau den Inhalt der Tasche. Ich war nur einen Meter hinter ihm und beobachtete ihn im nachgehen sehr genau. Er stelle die Tasche auf den Tresen, wo ich sie sofort zu mir nahm und wieder heraus in Richtung Taxi lief, weil dort ja noch unser Gepäck im oder am Taxi stand, welches ich auf keinen Fall unbeaufsichtigt da rum stehen lassen wollte. Gleichzeitig war auf der anderen Straßenseite ein Bus zum halten gekommen, der uns signalisierte, dass er nach Bucamaranga fahren würde. Ich machte per Zeichen klar dass wir mitfahren, darauf hin nahmen zwei Leute die Koffer und gingen damit in Richtung Bus. Es ging alles so schnell, denn, das Taxi musste ja auch noch bezahlt werden. 3000 Peso. Fand ich in Ordnung. Aber, ich hatte keine Brille auf und zog, wie schon mehrmals zum großen Ärger der Katrin, einen Schein raus, der zwar ähnlich aussah, jedoch eine Null mehr dran hatte als nötig. Ohne Brille und als „Rot/Grünschwacher“ bin ich da tatsächlich gehandicapt. Da muss ich aufpassen. Vermutlich hätte ich es schon noch gemerkt, trotzdem ist es eine Situation, in der man sich natürlich nicht gerade als „Mr. Alles im Griff“ präsentiert bei seinem Gegenüber oder Beobachter. Aber speziell die 1000er- und 10.000er-Scheine sahen für mich am Anfang recht gleich aus und wenn man auch noch abgelenkt ist dann passierte so was gerne mal… . Mann sollte einfach die Nullen durchzählen oder sich die Gesichter der abgebildeten Personen merken! 😉

Und schon saßen wir im Bus, aber, wir hatten nicht selber kontrolliert oder direkt beobachtet, ob unser Gepäck wirklich eingeladen wurde. Der Busfahrer meinte zwar „ja“, aber, wenn nicht, was dann…. Ein ungutes Gefühl blieb bis zur Ankunft bestehen. Das Gepäck war aber glücklicherweise mit dabei.

Der Busfahrer muss der große Bruder vom gestrigen Fahrer gewesen sein, denn, er heizte die Kiste was ging. Was jetzt aber dazukam ist, dass es manchmal links, manchmal rechts mehrere hundert Meter oder auch mehr, extrem steil nach unten ins Tal ging. Aber auch die Russisch-Roulette-Nummer beim Überholen die hatte er wirklich gut drauf. In den unübersichtlichsten Kurven wurde da auf der linken Spur überholt was ging. Interessanterweise ging es jedes Mal gut.

Stau auf der Fahrt von San Gil nach Bucamaranga

Was wieder mal beeindruckend war, das waren die Landschaften durch die wir fuhren. Erst ging es bergauf, entlang an kleinen Fincas, welche im sehr steilen Gelände Bananen und sonstige Früchte anbauten. Dann in recht atemberaubendem Tempo vorbei an tiefen Schluchten mit einer wirklich gigantischen Aussicht in das riesige Tal des Rio Umpalá (Cañon del Chicamocha).

Fahrt von San Gil nach Bucamaranga

Fahrt von San Gil nach Bucamaranga

Schließlich schlängelte sich die Straße in wilden Serpentinen nach unten zum Fluss und überquerte ihn. Unten im Flusstal angekommen ging es dann wieder einem kleinen wilden Seitenfluss entlang, durch ein recht enges Tal hoch (El Cañon Santander), auf einer sehr kurvigen, aber recht guten Straße mit wirklich beeindruckend schöner Landschaft. Ich muss zugeben, wenn der Fahrer noch einen kleinen Zacken zugelegt hätte, dann wäre mir vermutlich richtig schlecht geworden. Bedingt durch die unglaubliche Fahrweise bei extrem kurviger Straße. Da wurde man ständig im Sitz hin und her geworfen, fand keinen Halt. Dabei liebe ich solche Fahrten eigentlich… Auf dem Oktoberfest geben manche einen Haufen Geld für solche Kitzel aus.

Gegen 17:30 oder 18:00 sind wir dann endlich heil in Bucamaranga angekommen. Die letzten 20 Min war der Bus wieder ganz leer, bis auf uns, Fahrer und  Beifahrer. Als eine schöne Stadt würde ich das, was wir von Bucamaranga zu sehen bekamen, nicht bezeichnen. Aber es war ja nur die Fahrt zum Busbahnhof. Da ist ein Fluss, der scheinbar direkt einer riesigen Waschmaschine zu entspringen scheint. Jedenfalls macht es durch die schäumende Wasseroberfläche den Anschein.

Der Busterminal ist recht groß und sehr praktisch konzipiert. Wir haben dann gleich unser Ticket für den Nachtbus nach Santa Marta gekauft 55.000 Pesos pro Person (Linie Brasilia). Die Katrin schaute noch bei anderen Unternehmen nach, welche alle über 80.000 Pesos kosteten. Das machte uns zwar etwas misstrauisch, denn es gibt schließlich eigene Erfahrungen aus anderen Ländern, was die Qualität und den Komfort von Bussen mit „Bett“ betraf, aber wir blieben dabei. Der Bus sollte um 21:30 starten und gegen 06:30 in Santa Marta ankommen. Die Koffer gaben wir in die Kofferaufbewahrung und zahlten dafür 4000 Pesos. Zwischenzeitlich haben wir die Zeit in den kleinen Restaurants in den Zwischengeschossen verbracht. Das Essen war wieder mal günstig und halbwegs lecker. Eigentlich konnten wir in den Busterminals immer recht preisgünstig und nie richtig schlecht essen. Kulinarische Köstlichkeiten kann man natürlich nicht erwarten. Aber ein solides wohlschmeckendes Essen ist da immer drin.

Bucamaranga Busbahnhof - Wartezeit überbrücken

Um 21:30 ging es los in Richtung Santa Marta. Der Bus war praktisch voll. Es war zwar ein Bus mit „Cama“ (Bett), aber, das „Camita“ war eher ein ganz normaler Sitz, dessen Kopfteil zu kurz war und den man ein wenig kippen konnte. Durch das zu kurze Kopfteil überstreckte es mir beim „liegen“ den Hals.  Es war sehr unbequem, eng und darüber hinaus wurden die Fahrgäste behandelt, als wären sie verderbliches Gut wie Fleisch oder Gemüse, das man unbedingt vor Wärme schützen sollte. Es war SAUKALT. Eine gute Entscheidung war, meine Fleecejacke mit in den Bus zu nehmen, denn, sonst wäre ich erfroren. (wie die Katrin…). Die Busfahrt dauerte EWIG. Zwischendrin, so gegen 03:00 Uhr gab es einen kleinen Zwischenhalt, bei dem man auf eine Toilette außerhalb des Busses gehen konnte, oder sich was zum Essen kaufen konnte.

Zwischenhalt irgendwo zwischen Bucamaranga und Santa Marta gegen 03:00 Uhr

Tatsächlich waren wir dann erst um 8:30 am Terminal in Santa Marta. ENDLICH! Eine Tortur war das.

Ein Gedanke zu „24. Februar – San Gil – Fahrt Bucamaranga – Weiterfahrt Santa Marta

  1. Hola Ihr zwei Kolumbianer, ich (als dritte) scharre schon mit den Hufen und gfrei mit dodal drauf, mich Euch anzuschließen. Muchisimas gracias für die schönen Berichte. Macht mir große Freude, sie zu lesen und bin dadurch schon "fast live" dabei. Vielleicht könnt Ihr mir ja noch eine E-Mail schreiben mit ein paar Tipps, woran ich denken sollte:-) Bis ganz bald in Cartagena. Muchos saludos Eure Marie-Luise

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