Der Morgen verging im Flug. Endlich konnten wir aufbrechen zum Busbahnhof. Wir sind erst ein wenig auf der Calle 22 in die Richtung Busbahnhof zu Fuß gegangen, aber, dann doch mit dem Taxi gefahren. Der Mauricio hat uns gesagt wir sollen zum Taxifahrer sagen dass er zur „Bomba“ fährt (eine Tankstelle gleich beim Busbahnhof) Als wir dort waren meinte der Taxista, dass er uns auch direkt zum Haupteingang fahren könne und dass das gar nicht so weit wäre. Wir haben uns breit schlagen lassen und sind eine FETTE Vuelta (Runde) zum Haupteingang gefahren. Das war der doppelte Preis. Circa 3 €. Die Preise für Taxi sind generell sehr günstig in Bogota. Auf der Fahrt erzählte uns der Fahrer von seiner Schwester, die in Deutschland (Saarbrücken) verheiratet ist und dass ihr deutscher Mann weder Spanisch spricht, noch sich in Bogota Auto fahren traut. Es entwickeln sich in der Regel immer ganz nette Gespräche wenn man näher mit Kolumbianern zu tun hat.
Bis wir dann die richtige Busgesellschaft und den richtigen Bus gefunden hatten war es noch mal ein wenig aufreibend. Wir liefen wie ferngesteuert durch den Terminal und stellten wieder mal fest, wie sympathisch, hilfsbereit und freundlich die Kolumbianer im allgemeinen sind. Jeder gab uns bereitwillig Auskunft und versuchte uns zu helfen. Ob wir ihn so richtig verstanden war dann wieder ein anderes Thema…
Tatsächlich saßen wir nur circa 10 Min nach der Ankunft im Busbahnhof bereits im Bus nach Tunja… In den Bussen gabt es ein fürstliches Platzangebot inkl. Toilette. Ich kann mich noch gut an die Busse in Peru oder Ekuador erinnern, die vom Sitzabstand nicht für Leute über 170 cm eingestellt waren. Daher stößt man dann, wenn man wie ich 182 groß ist, ständig mit den Knien am Vordersitz an. Das war hier nicht so!
Der Bus war bei der Abfahrt mit nur 4 weiteren Fahrgästen besetzt. Da dachte ich mir noch, wie sich so was wohl rechnen kann. Auf der Strecke aus Bogota heraus füllte sich der Bus mehr und mehr mit weiteren Fahrgästen.
Natürlich kamen auch Gewerbetreibende in den Bus, die dann lautstark was verkaufen wollen. Der erste in unserem Bus hatte gleich 4 verschiedene Produktgruppen im Angebot. Erst die Uhren und der Schmuck, dann gab es noch CDs bzw DVDs zu kaufen und schließlich LED-Taschenlampen. Er verteilte die Ware zur Begutachtung im Bus. Auch viele Essensverkäufer enterten den Bus an jeder Station.
Interessant ist auch die Technik, mit der sie versuchen, Falschfahrer auf der Autobahn zu hindern. Dafür gibt es an Auffahrten quer zur Fahrbahn Reihen mit Metallplatten, welche in Fahrtrichtung problemlos überfahren werden können, da sich die messerartigen Metallteile im Boden versenken. Bei der Befahrung in die anderen Richtung wirken die Metallteile dann tatsächlich wie Messer, da die Spitzen genau gegen die Fahrtrichtung zeigen und somit die Reifen aufschlitzen. Eine recht brachiale, aber sicher auch sehr wirkungsvolle Technik der Geisterfahrer-Prävention.
Der Bus füllte sich dann im Laufe der ersten Kilometer bis Stadtgrenze Bogota quasi bis auf den letzten Platz.
Die Fahrt nach Tunja war superschön (kostete 17.000 Peso circa 7,00 Euro). Es ging vorbei an grüner hügeliger Landschaft. Die autobahnähnliche Straße war immer wieder durch Baustellen unterbrochen. Der Busfahrer trainierte zwar nicht direkt für Paris-Dakar, aber er hatte schon eine recht flotte Fahrweise drauf. Aber da haben wir ja schon ganz andere Sachen erlebt, sind bereits tausend Tode gestorben beim Busfahren. In Peru zum Beispiel… Aber das konnte ja auch noch kommen. Hängt ja immer vom jeweiligen Fahrer ab.
Die Katrin hat sich ganz vorne hingesetzt und war eigentlich die ganze Fahrt über im intensiven Gespräch mit ihrem kolumbianischen Sitznachbarn. Neben mich setzte sich eine mittelalte Frau, mit recht indianischen Zügen im Gesicht. Sie fing sofort an zu schlafen. Erst kurz vor Tunja kamen wir ins Gespräch, aber, da mussten wir ja schon wieder raus und umsteigen.
Am Busbahnhof in Tunja fanden wir recht schnell die Verbindung mit einem Kleinbus nach Villa de Leyva. Ich ging noch schnell (für 50 Cent) auf die Toilette. Die Pissoires sind superklein gewesen, wie in einer Kinder-Puppenküche. Süß, aber, man muss gut zielen…
Es schien in Tunja zwar die Sonne, es ging aber auch ein kalter Wind. Ich musste doch tatsächlich eine Jacke überziehen. Tunja liegt auf 2782 Metern, das merkt man dann doch. Wir hielten uns in Summe vielleicht 15 Min in Tunja auf, dann ging’s schon weiter.
Die Fahrt nach Villa de Leyva (6000 Peso 2,5 €) war wirklich atemberaubend. Es ging durch eine sehr spezielle und bergige Landschaft. Hier muss sich vor Urzeiten so richtig was getan haben… Es wechselte von hellen oder hellgelben Sandbergen, tief eingeschnitten von Canyons, gebildet vermutlich durch das abfließende Regenwasser, dann wieder aufgeworfene Schichten wie Sandstein oder Kalk, die wie Ablagerungen von Urmeeren aussahen. Manchmal halbe Berge abgetragen von Steinbrüchen oder Sandabbauunternehmen. Zwischen drin beeindruckende 100 – 200 Meter hohe glatte Wände wie Felswände, wenn die Aufwerfung der Gesteinsschichten entsprechend ausfiel. Es war etwas über 1 Stunde Fahrtzeit. Die Straße ging auf und ab und die Fahrt war überhaupt nicht langweilig, sie hätte noch Stunden so weiter gehen können. Eine rasante Fahrt in beeindruckender Landschaft mit karger Vegetation. Wenn die Strecke in tiefere Gebiete führte, dann war an allem was in luftige Höhe ragte wie Leitungen oder Äste, sofort Flechten sichtbar, welche sich offensichtlich von der Luftfeuchtigkeit nährten.
So gegen 16:00 Uhr sind wir in Villa de Leyva angekommen. Eine recht kleine Stadt auf einer kargen Hochebene in 2143 Metern Höhe, landschaftlich vergleichbar mit dem spanischen „La Mancha“. Die Hügel der in einem Bergkessel liegenden Stadt sind nicht bewaldet. Alle Häuser sind blendend weiß gestrichen und sehr flach In der Regel nur ein Erdgeschoss, vielleicht noch ein Obergeschoss drauf. Die Straßen sehr quadratisch um den wirklich riesigen Hauptplatz angelegt, der eine Größe von circa 14.000 qm hat und sicher der größte Platz Kolumbiens ist.
Am Busbahnhof sind wir in die Richtung dieses riesigen Plaza de Armas gegangen. Katrin hatte im Reiseführer eine Unterkunft ausgesucht. Das gehen auf den Straßen gestaltete sich für mich recht anstrengend, da diese aus recht groben Steinen gepflastert waren. Da machte sich das viel zu schwere Gepäck bemerkbar. Glücklicherweise konnte ich meine Tasche auch wie einen Rucksack benutzen.
Abgestiegen sind wir dann aber im Hostel Rana, Calle 10a No. 10-31, www.learnspanishinvilladeleyva.com. Da uns der sympathische Hotelbesitzer „abschleppte“. Was wir uns bereitwillig gefallen ließen, da sein Hostal näher lag und angeblich gerade neu eröffnet war. Es war ganz O.K.
Wir sind dann gleich wieder los um was zu essen. Natürlich hatten wir nach der langen und kurzweiligen Fahrt recht Hunger. Gleich beim Busbahnhof haben wir ein nettes kleines Restaurant gefunden. Es war recht lecker und kostete 5000 Pesos circa 2,0 €. Nur die „schleimsuppenähnliche“ Suppe zur Vorspeise war nicht unbedingt der Geschmack von Katrin. Das Essen jedoch war einfach aber recht lecker. Ein mittleres Stück gebratenes Fleisch in wenig Soße, Reis, Kochbanane und ein wenig Salat.
Wir gaben uns noch zwei Bier und haben dann noch eine Runde über den Plaza de Armas gemacht, vorbei an Lokalen, aus denen lautstark amerikanische Rock/Popmusik oder auch Vallenato dröhnte. Vorbei an Backpackern, welche sich ein Bier gekauft hatten und jetzt auf den Stufen vor der Kathedrale saßen. Wir blieben dann an einem Lokal hängen, welches außen Werbung für Wein machte. Der Besitzer ist sofort rausgekommen und pries uns den speziellen kolumbianischen Wein an, den er in seinem Lokal ausschenkte. Es gab bei ihm ausschließlich Wein, etwas ungewöhnlich für Kolumbien. Die Katrin kaufte eine Flasche superleckeren Rotwein und wir blieben den Abend im Lokal und ratschten mit Juan Carlos, dem Besitzer.
Er ist Architekt und macht dieses Weinlokal aus reiner Liebhaberei zum Wein. Der kolumbianische Winzer ist ein Freund von ihm, erzählte er uns. Er war auch schon überall in der Welt, hatte viel zu erzählen und so verging der Abend im Flug.
Mit "leichtem Marschgepäck" in Form eines Bier ging es zurück ins Hostal.